Packende Spiele, schöne Tore und ein fatales Aus

Die Runde der letzten Acht hat Appetit auf mehr gemacht. Das Viertelfinale bot alles, was eine WM nun mal bieten muss: Elfmeterschießen, Favoritensiege, ein verfrühtes Gipfeltreffen zwischen den USA und Brasilien und vor allem die erste wirkliche Sensation des Turniers. Leider. Aber das deutsche Aus war nicht unverdient.

Das Aus kam früh und für die ganze Nation überraschend. Als „surreal“, beschrieb Nadine Angerer ihre Gefühle unmittelbar nach der Niederlage. Auch die anderen Spielerinnen sowie die Bundestrainerin wirkten nach dem frühen Turnier-Aus völlig konsterniert, die Tränen nicht gespielt. Sicher, das deutsche Team galt als Titelkandidat, doch von der ersten Minute des Eröffnungsspiels an, tat sich die Elf von Silvia Neid erschreckend schwer. Mit Glück gab es Siege gegen Kanada und Nigeria. Der Erfolg gegen Frankreich ließ auf mehr Hoffen, auch wenn die deutsche Defensive alles andere als souverän wirkte.

Nun das Aus gegen Japan im Viertelfinale. Und das nicht unverdient. Japan spielte taktisch unheimlich clever und stellte das deutsche Team vor ungeahnte Probleme.  Kurz: Die Leichtigkeit aus den Vorbereitungsspielen war zu keiner Minute zu spüren. Sicher wirkten sich der hohe Mediendruck und das enorme öffentliche Interesse nicht gerade positiv auf das Gemüt der deutschen Spielerinnen aus. Doch ist das wirklich alles? Kann das alleine der Grund für den konzept- und  ideenlosen Fußball der DFB-Elf  sein? Auch die Bundestrainerin muss sich wohl oder übel Kritik gefallen lassen. Ihr Auftreten und ihre Entscheidungen wirkten nicht immer souverän. Warum sie die Mannschaft nach der besten Turnier-Leistung gegen Frankreich gleich auf mehreren Positionen verändert hat, bleibt ein Rätsel. Und auch die Spielerinnen selbst sollten sich kritisch hinterfragen, ob ihre Leistung reicht, für ein Weltklasse-Team.

Endstadion Wolfsburg – verpasste Olympia-Qualifikation

Doch was bedeutet das frühe Aus der deutschen Mannschaft? Die Niederlage gegen Japan kommt gleich aus mehreren Gründen einem mittleren Desaster gleich. Kaum Jemand kann sich vorstellen, wie die Stimmung bei den weiteren  Spielen ohne deutsche Beteiligung hochgehalten werden soll. Qualitativ wird weiterhin guter Fußball geboten, keine Frage. Doch die Spielerinnen müssen vermutlich außergewöhnliches bieten, damit der Funken auf die Zuschauer überspringt. Viel schlimmer ist jedoch, die verpasste Olympia-Qualifikation. Nach dem Viertelfinal-Aus wird die deutsche Frauennationalmannschaft erstmals in der Geschichte nicht an dem olympischen Spielen teilnehmen.

Ein herber Rückschlag im Kampf um die Etablierung des Sports. Ob auch der erhoffte Boom im Nachwuchsbereich stagniert, bleibt abzuwarten. Hinzu kommen einige Einzelschicksale. Deutschlands Youngster Kim Kulig fällt nach ihrem Kreuzbandriss mindestens ein halbes Jahr aus und muss sich mühsam wieder in die Stammelf beim FFC Frankfurt und im Nationalteam zurückkämpfen. Birgit Prinz und Ariane Hingst haben sich ihren Abschied von der internationalen Bühne sicherlich auch anders vorgestellt. Ihre letzten Minuten im Weltfußball verbrachten die Beiden sichtbar enttäuscht als Reservist auf der Bank.

 Elfmeterschießen als einzige Konstante

Wenn man eins aus der Berichterstattung der bisherigen WM gelernt hat, dann ist es der Fakt, dass Frauenfußball nicht mit dem der Herren vergleichbar ist. Eigentlich. Eine Konstante gibt es allerdings schon: Egal ob Herren oder Damen, England wird sich wohl nie mit dem Elfmeterschießen anfreunden. So unterlagen die Damen des Fußball-Mutterlandes im Viertelfinale den Französinnen. Dabei hatten die englischen Frauen, wirklich alles dafür getan, die Entscheidung vom Strafstoßpunkt zu erreichen. Mit zwei angeschlagenen Spielerinnen stemmten sie sich gegen die quirligen Franzosen und das frühzeitige Turnier-Aus. Und doch blieb auch den Engländerinnen das Déjà-vu-Erlebnis von der Endstation Elfmeterpunkt nicht verwehrt. Frankreich trifft im Halbfinale auf den Topfavoriten USA.

Schweden schnappt DFB-Elf Olympia-Ticket weg

Unterdessen spielen sich die Schwedinnen zunehmend in die Rolle des Geheimfavoriten. Schon mit dem Erfolg über die USA im letzten Vorrundenspiel setze Schweden ein Ausrufezeichen. Es folgte der nahezu mühelose Sieg gegen Australien und damit der Einzug in die Runde der letzten Vier. Auch dank der freundlichen Hilfe der „Matildas“. Mit drei katastrophalen Fehlern luden die Damen von Down Under, die Skandinavierinnen zum munteren Torschießen gerade zu ein. Besonders Bitter: Mit dem Einzug ins Halbfinale löste Schweden neben Frankreich und England als dritte Mannschaft das Ticket für die bevorstehenden olympischen Spiele. Spiele, die ohne die deutsche Mannschaft stattfinden werden.  Am Mittwoch dürfen die Schwedinnen zeigen, ob Japan nach dem Erfolg über den Gastgeber noch zu schlagen ist.

Brasiliens Daiane patzt gleich zweimal

Eigentlich wollte Deutschland den dritten Weltmeistertitel bei der WM im eigenen Land einfahren. Jetzt befindet sich die USA auf dem besten Weg zum dritten Mal Weltmeister im Frauenfußball zu werden. Im dramatischen Duell gegen Brasilien setzten sich die US-Girls im Elfmeterschießen durch. Auch dank einer Südamerikanerin: Daiane wurde zur tragischen Figur des vermeintlichen vorweggenommenen Endspiels. Bereits nach zwei Minuten traf die Verteidigerin ins eigene Netz. Gute 120 Minuten später vergab die 28-Jährige als einzige Schützin im Elfmeterschießen. Zuvor hatte US-Superstar Abby Wambach mit einem Kopfballtor in der Nachspielzeit der Verlängerung das Duell vom Elfmeterpunkt erst ermöglicht. Mit dem Erfolg ist die USA der letzte verbliebene Topfavorit auf den WM-Titel.