Die Arbeitswelt von morgen

Das Programm zum Wissenschaftsforum Chemie 2013 im September in Darmstadt ist Ende Mai erschienen. Es geht u.a. ausführlich auf die Veranstaltung „Challenges of our Future Working World – Arbeitswelt von morgen“ ein, die am Montag, dem 2. September, im Darmstadtium stattfindet. Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), Veranstalterin der gesamten viertägigen Tagung, hat auf Initiative ihrer Präsidentin, Professor Dr. Barbara Albert, dem Thema Anforderungen an die zukünftige Arbeitswelt einen knapp zweistündigen Vortragsblock eingeräumt, dem sich eine Podiumsdiskussion anschließt. Der GDCh-Arbeitskreis Chancengleichheit in der Chemie (AKCC) hat gemeinsam mit der GDCh-Präsidentin das Programm zusammengestellt. Einführung und Moderation übernimmt die AKCC-Vorsitzende, Dr. Hildegard Nimmesgern. Auch weitere Vortragsangebote befassen sich in Darmstadt mit der modernen Arbeitswelt.

Die Chemie muss sich vielfältigen Herausforderungen und Trends wie Globalisierung, demographischer Wandel, Fachkräftemangel oder Ressourceneffizienz stellen, um auch zukünftig innovativ und wettbewerbsfähig zu sein. Das hat Auswirkungen auf die zukünftige Arbeitswelt, wo sich Rahmenbedingungen und Anforderungsprofile rasant verändern. Dieser Wandel fordert hohe Kommunikations- und Integrationsfähigkeiten von den Führungskräften und stete Lernbereitschaft von den Mitarbeitern. Unternehmen werden davon profitieren, wenn sie ihre Strukturen dem sich ändernden Arbeitsmarkt anpassen. Daher wurde „Challenges of our Future Working World – Arbeitswelt von morgen“ als ein zentrales Thema in das Wissenschaftsforum Chemie integriert.

In ihrem Impulsvortrag „The gender agenda in chemistry“ stellt die Präsidentin der britischen Royal Society of Chemistry, Professor Dr. Lesley Yellowlees, heraus, dass auch in ihrem Land in den unteren Ebenen ein ausgeglichenes Verhältnis von Chemikerinnen und Chemikern vorherrscht. In die Führungsetagen gelangen aber nur etwa sechs Prozent Frauen. Es müsse adressiert werden, dass durch dieses Leck in der Pipeline Talente verloren gingen und personelle Ressourcen verschwendet würden, so Yellowlees. In ihrem ebenfalls in Englisch gehaltenen Vortrag stellt Sonja Kuch, Global Diversity & Inclusion der Henkel AG & Co. KGaA, das Modell der Work-Life Flexibility in ihrem Unternehmen vor. Es kommt hierbei nicht auf die ständige Anwesenheit der Manager an, sondern auf das in sie gesetzte Vertrauen, ihre Leistungsbereitschaft, Motivation und Loyalität. Jutta Dalhoff, Leiterin Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung des Leibniz-Instituts für Sozialwissenschaften geht auf Rahmenbedingungen wissenschaftlicher Arbeit unter Gleichstellungsaspekten ein. Und Wolfgang Goos, Hauptgeschäftsführer und Mitglied des Vorstands des Bundesarbeitgeberverbands Chemie, schildert unter dem Titel „Vielfalt als Chance“ den Beitrag der Chemie-Sozialpartner zu effektiven Formen des Interessenausgleichs und zur Wettbewerbsfähigkeit der deutschen chemischen Industrie.

Während das Vortragsprogramm zweisprachig gestaltet wird, findet die Podiumsdiskussion ausschließlich in Deutsch statt. Diskutiert werden sollen u. a. die Einflüsse auf und die Anforderungen an die zukünftige Arbeitswelt, kreative Ansätze, um die Lebensentwürfe aller Generationen mit den wachsenden Anforderungen der Berufswelt in Einklang zu bringen, der Abbau von Karrierehemmnissen für Frauen und die flexiblere Gestaltung von Arbeitsstrukturen.

„Wenn wir damit beginnen, Vorschläge zur Nachwuchsförderung, zur Chancengleichheit und zu Arbeitsformen der Zukunft zu formulieren, übernehmen wir Verantwortung und eine Vorreiterrolle. Wir werden damit zum Innovationstreiber für die Gesellschaft und sichern nachhaltig den Wirtschaftsstandort Deutschland“, so Barbara Albert.

Cradle to Cradle – Intelligentes Produktdesign

Visionen für die Chemie der Zukunft entwickelt auch Professor Dr. Michael Braungart in seinem mit Spannung erwarteten öffentlichen Abendvortrag – ebenfalls am Montag, 2. September, 20:15 Uhr, im Darmstadtium: „Cradle to Cradle – Intelligentes Produktdesign“. Cradle to Cradle ist eine Strategie, die 40 Jahre Umweltdiskussion in Innovationen und umfassende Produktqualität umsetzt. Es entstehen Prozesse und Produkte, die für biologische bzw. technische Stoffkreisläufe geeignet sind. An verschiedenen Beispielen diskutiert Braungart die Umsetzungsmöglichkeiten, und es wird gezeigt, welche Rolle die Chemie in Zukunft dabei spielen könnte. Braungart ist Geschäftsführer der EPEA GmbH und lehrt an der Leuphana Universität Lüneburg, der Universität Twente, der TU Delft und der Rotterdam School of Management.

Jobbörse mit Begleitprogramm

Ebenso öffentlich, also nicht nur für Tagungsteilnehmer, sondern für alle Interessenten zugänglich ist die Jobbörse beim GDCh-Wissenschaftsforum, veranstaltet vom GDCh-Karriereservice am Dienstag, 3. September, 9:30 bis 16:30 Uhr. Hier können Unternehmen und Hochschulabsolventen Kontakte knüpfen. Für Studierende, Diplomanden, Doktoranden und Berufseinsteiger bietet sich die Gelegenheit, sich aus erster Hand bei Vertretern renommierter Unternehmen über ihre persönlichen Einstiegschancen zu informieren. Die Unternehmen stellen berufliche Perspektiven in ihren Firmen vor. Zur Jobbörse wird ein umfangreiches Begleitprogramm angeboten, das bereits am 2. September beginnt. So präsentiert beispielsweise der AKCC am 3. September zusammen mit der Vereinigung für Chemie und Wirtschaft der GDCh (VCW) die „Berufliche Vielfalt in der Chemie“. Von 16:20 bis 17:40 Uhr moderiert Hildegard Nimmesgern die Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit Beiträgen aus der Wissenschaft, der Wirtschaft, dem Patent- und dem Verlagswesen.

Workshop Industrie trifft Behörde – und: Chemie im Medizinstudium

Die VCW, die GDCh-Sektion Chemiker im öffentlichen Dienst, das GDCh-Jungchemikerforum und die Merck KGaA machen sich in einem gemeinsamen Workshop am 2. September, ab 9:30 Uhr, Gedanken über Arbeitsweisen an den typischen Schnittstellen zwischen Industrie und Behörden. Es geht u.a. um die Durchführung und Bewertung von nichtklinischen gesundheits- und umweltrelevanten Sicherheitsprüfungen, um sicheres Arbeiten im Labor und die Gefährdungsbeurteilung. Nicht minder interessant ist am Nachmittag eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung über die „Bedeutung der Chemieausbildung in einem modernen Medizinstudium“, u.a. mit einem Vortrag über „Die Chemie/Naturwissenschaften als Motor für den Fortschritt in der Medizin“.