Digital Born

„No, you weren‘ t downloaded. You were born“, korrigiert die Mutter ihren kleinen Sohn. Mit diesem Cartoon brachte Microsoft-Direktorin Angelika Gifford die Teilnehmer des „cologne IT summit“ zum Schmunzeln. Ein gelungener Gag, um zu zeigen, in welch emotional und technisch basiertem Veränderungsprozess sich unsere Gesellschaft befindet.

In Köln gibt es nicht nur 11.300 IT-Unternehmen sondern auch ideale Rahmenbedingungen mit  gut aufgestellter Forschung und Lehre, so Dr. Herbert Ferger, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln, zur Eröffnung des ersten „cologne IT summit“. Oberbürgermeister Jürgen Roters unterstrich die Bedeutung der Informationstechnologie für den Standort Köln. Er betonte aber auch die Notwendigkeit neuer Ideen und Innovationen, um sich im globalen Wettbewerb behaupten zu können. Das Thema Innovation beherrschte denn auch das gesamte Kongressprogramm, für das die Veranstalter hochkarätige Referenten gewinnen konnten. 

Digitale Agenda der EU

Keynote-Speakerin Dr. Silvana Koch-Mehrin, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, stellte die Frage: „Europa als Vorreiter in der digitalen Welt?“ Es sei die Aufgabe Europas, bestehende Beschränkungen aufzuheben, denn die digitale Welt lasse keine kommunalen bzw. länderbezogenen Grenzen zu. Mit der „Digitalen Agenda“, für die eine Frau, die Vizepräsidentin der EU-Kommission, Neelie Kroes, zuständig ist, sollen gleiche Bedingungen für 500 Millionen europäische Bürger geschaffen werden. Wie ernst es den Europa-Vertretern sei, verraten die Benchmarks, so Koch-Mehrin. Beispielsweise: Der Online-Handel soll auf 20 Prozent ausgedehnt werden, die Länderdifferenzen bei Roaming-Gebühren sollen auf Null heruntergefahren werden, jeder EU-Bürger soll die Möglichkeit eines ultraschnellen Internetzugang haben, die öffentlichen Investitionen für Forschung und Innovation sollen auf 11 Mrd. Euro erhöht werden und die 30 Prozent der Non-Internet-User soll halbiert werden. Ihr Fazit: Europa ist auf einem guten Weg, Vorreiter in der digitalen Welt zu werden.

Revolution der Wissensarbeit

Angelika Gifford, Senior Director Public Sector Microsoft Deutschland GmbH, sprach über die Revolution der Wissensarbeit. „Die Arbeitswelt wird sich grundlegend ändern und Cloud Computing*) wird dabei als kosteneffiziente Form des IT-Managements eine wesentliche Rolle spielen“, erklärte die Direktorin. 75 Prozent des Wachstums seien auf IT-Investitionen zurückzuführen, wobei die Automatisierung von Abläufen in der Vergangenheit einen nicht unerheblichen Anteil daran hatte. Inzwischen sei die Wirtschaft an einem Punkt angekommen, wo sich die Automatisierungs- bzw. Standardisierungs-Möglichkeiten erschöpft haben. Die neue Herausforderung lautet deshalb, so Gifford, unstrukturierte Prozesse mit Wissensinseln zu unterstützen. Studien zeigten, dass Wissensarbeit mit Cloud-Services handfeste wirtschaftliche Vorteile hätte. Die 40 Prozent der Unternehmen, die Software im Internet nutzen, hätten beispielsweise 30 Prozent mehr Umsatz gemacht. Nach dem Motto „eat your dog food“, habe sich deshalb Microsoft das Ziel gesetzt, sukzessive 90 Prozent der eigenen Mitarbeiter in Cloud-Services einzubinden.

Beim Ausklang des Kongresses mit Kölsch und Fingerfood zeigte sich Elisabeth Slapio, IHK-Geschäftsführerin Handel, Tourismus und Information- und Kommunikationstechnik, sehr zufrieden über die positive Resonanz bei den Teilnehmern. Sie hatte bereits 1990 die „Kölner Softwaretage“ initiiert. Damals war IT noch eine Männerdomäne. Inzwischen treten hochkarätige Frauen mit IT-Kompetenz als Referentinnen auf. Auch insofern war der erste „cologne IT summit“ ein gelungenes Revival.

*) Wikipedia: Cloud Computing (deutsch etwa Rechnen in der Wolke) ist primär der Ansatz, abstrahierte IT-Infrastrukturen (z. B. Rechenkapazität, Datenspeicher-, fertige Software- und Programmierumgebungen als Service) dynamisch an den Bedarf angepasst über ein Netzwerk zur Verfügung zu stellen.