„First Lady“ am Rhein

Sandra E. Peterson ist es gewohnt, auf internationalem Parkett Karriere zu machen. Beim Global Player in Leverkusen hat sie als erste Frau den ganz großen Durchbruch geschafft. Seit Oktober 2010 lenkt sie als Vorstandsvorsitzende die Bayer CropScience AG mit weltweit über 18.000 MitarbeiterInnen. Interview mit Karin Bäck

Ihre Bayer-Karriere startete Sandra E. Peterson 2005 als Mitglied des Executive Committees von Bayer Health Care. Nach vier Jahren übernahm sie die Verantwortung für die Division Medical Care. 18 Monate später wechselte sie in den Vorstand der Bayer CropScience AG, um sich auf ihren Posten als Vorsitzende vorbereiten zu können. Als CEO steht ihr ein direktes Führungsteam von 12 Herren zur Verfügung. CropScience zählt mit einem Jahresumsatz von ca. 6,5 Mrd. EUR zu den weltweit führenden, innovativen Crop-Science-Unternehmen mit den Tätigkeitsbereichen Pflanzenschutz (Crop Protection), Schädlingsbekämpfungsmittel für den nicht-landwirtschaftlichen Gebrauch (Environmental Science) sowie Saatgut- und Pflanzenbiotechnologie (BioScience).

 Peterson wurde 1959 in New York geboren. Sie studierte Politikwissenschaft und machte einen Abschluss als Master of Public Administration (MPA) an der University of Princeton. Im Rahmen eines Stipendiums der Robert-Bosch-Stiftung arbeitete sie 1984/85 ein Jahr beim Bundesministerium für Finanzen und beim Bundesverband der Deutschen Industrie. Sie ist seit 2002 Aufsichtsrat-Mitglied bei Dunn & Bradstreet, Dienstleister für Business-to-Business Welt-Wirtschaftsinformationen. Außerdem engagiert sie sich als Vorstands-Mitglied im Wildlife-Trust, einer weltweiten naturwissenschaftlichen Wohltätigkeitsorganisation, sowie als Mitglied im Committee of 200,  einer internationalen Organisation zur Förderung von Frauen in Führungspositionen, und im Women’s Forum .

Petersons Biografie laut BAYNEWS: „Von 1987 bis 1993 war Peterson Managementberaterin bei McKinsey & Company und in den Bereichen Markenmarketing, innovative Produktentwicklung und Neue Geschäftsfelder tätig. In den Jahren 1993 bis 1996 bekleidete sie verschiedene globale leitende Positionen beim Haushaltsgerätehersteller Whirlpool Corporation und wechselte von dort als Executive Vice President zum Nahrungsmittel-Konzern Nabisco. 1999 übernahm Peterson bei Merck-Medco die Position als Senior Vice President des Bereichs Health Businesses, wo sie verschiedene neue Geschäftsfelder gründete. Zu ihren Aufgaben bei Medco gehörten Geschäftsentwicklung, Strategie, Kooperationsmanagement, Produktentwicklung, Markenbildung und Marketing. Als Mitglied der Geschäftsleitung war sie an der strategischen Ausgliederung von Medco Health aus Merck & Co., Inc., USA, beteiligt und fungierte zuletzt als Group President bei Medco Health Solutions.“

 Career-Women.org: Wie fühlen Sie sich als „First Lady“ der Bayer AG?

Sandra Peterson: Ich habe zunächst gar nicht darüber nachgedacht, dass ich bei Bayer die erste Frau in einer solchen Position bin. Aber meine Berufung ist ein Zeichen, dass Bayer es ernst meint mit kultureller und geschlechtlicher Vielfalt. Ich freue mich über das Vertrauen, das das Unternehmen in mich setzt, und jetzt will ich die Herausforderungen anpacken und meistern. Das bedeutet: Ich möchte das Unternehmen voran bringen – und ich möchte, dass die Landwirtschaft in der Bevölkerung wieder stärker geschätzt wird.

Career-Women.org: Sie haben große Herausforderungen vor sich, teilweise mit vorprogrammierten Konflikten beim Thema Biotechnologie in Verbindung mit genmanipulierten Lebensmitteln. Wie wollen Sie die bestehenden Bedenken ausräumen?

Sandra Peterson: Wir setzen uns mit den Vorbehalten gegen die Grüne Gentechnik intensiv auseinander und nehmen die Bedenken ernst. Ich bin mir sicher, dass sich auch in Europa die Erkenntnis durchsetzen wird, dass die Biotechnologie Vorteile hat. Wir sind transparent und stellen unsere Arbeit und die Erfolge in der Öffentlichkeit vor, um die notwendige Akzeptanz zu erlangen. Es ist unbestritten, dass Ernteerträge und Pflanzenqualität bei einem optimalen Einsatz von Wasser, Dünge- und Pflanzenschutzmitteln verbessert werden müssen. Wir brauchen eine so genannte „Zweite Grüne Revolution“. Dazu kann die Gentechnik wesentlich beitragen. Und es gibt keinen einzigen wissenschaftlich anerkannten Bericht über Schäden für Gesundheit und Umwelt durch gentechnisch veränderte Pflanzen. Im medizinischem und im industriellem Bereich ist die Gentechnik auch in Europa heute schon nicht mehr wegzudenken.

Career-Women.org: Als Studentin waren Sie im Rahmen eines Stipendiums der Robert-Bosch-Stiftung schon einmal ein Jahr in Deutschland. Was hat sich seitdem aus Ihrer Sicht verändert?

Sandra Peterson: Deutschland hat sich in der Tat stark verändert, aus meiner Sicht deutlich zum Positiven. Das Land ist viel internationaler und offener geworden, und auch selbstbewusster.

Career-Women.org: Bayer CropScience ist das fünfte Welt-Unternehmen auf Ihrer Karriereleiter. Was sind die Herausforderungen im Global Business?

Sandra Peterson: Wir müssen Herausforderungen und Wandel als Chance begreifen. Dazu gehört, sich schnell an Veränderungen anpassen zu können, schnelle Entscheidungsprozesse zu fördern, kalkulierte Risiken zu akzeptieren und Verantwortung zu übernehmen. Kurzum: Neue Wege suchen und dann auch gehen.

Career-Women.org: Was hat Sie so erfolgreich gemacht?

Sandra Peterson: Ich liebe Veränderungen und Herausforderungen. Mein Rat an Frauen und Männer lautet gleichermaßen: Liefert gute Arbeit und geht über die Anforderungen hinaus, die an Euch gestellt werden. Seid engagiert und enthusiastisch – und erkennt auch die guten Leistungen anderer an.