Kinderbetreuung durch Väter steigt kontinuierlich

Hamburgisches Weltwirtschafts Institut (HWWI): Einfluss der Elternzeit von Vätern auf die familiale Arbeitsteilung im internationalen Vergleich – Von Christina Boll, Julian S. Leppin, Nora Reich

Hier die wesentlichen Ergebnisse der Studie:

  • Die Zeit, die Väter mit Kinderbetreuung und Hausarbeit verbringen, ist im beobachteten Zeitraum im internationalen Trend kontinuierlich angestiegen. Kinderbetreuung zeigte dabei einen noch deutlicheren Aufwärtstrend als Hausarbeit. Nicht nur die Zeit in Minuten, sondern auch der Anteil der Väter, die überhaupt Zeit mit ihren Kindern verbrachten, nahm über die Zeit deutlich zu. Die Partizipationsrate der Väter an Kinderbetreuung lag zur Jahrtausendwende in den untersuchten Ländern zwischen 70 und 84 Prozent.
  • Auch Mütter weiteten - trotz ansteigender Frauenerwerbstätigkeit – ihre Kinderbetreuungszeit in den letzten Jahrzehnten in den meisten Ländern aus. Dies galt für Teilzeit- wie vollzeiterwerbstätige Mütter und zeigt insgesamt einen Bedeutungszuwachs von Kinderbetreuung. Die Hausarbeitszeit von Müttern ging dagegen kontinuierlich zurück.
  • Je höher das Bildungsniveau der Väter, desto mehr Zeit verbrachten diese in der Regel mit ihren Kindern. Dies galt sowohl für den Anteil der Väter, die sich überhaupt in Kinderbetreuung engagierten, als auch für die Betreuungsminuten pro Tag.
  • Das unterschiedliche Niveau der Zeitverwendung kann teilweise durch die jeweiligen Arbeitszeitregime erklärt werden. So leisteten Väter in Ländern mit höherer Frauenerwerbsquote in der Regel mehr Hausarbeit als Väter in Ländern mit geringerer Erwerbsbeteiligung von Frauen. Zusätzlich ging eine höhere Vollzeitquote von Frauen mit weniger Hausarbeit von Müttern und Vätern einher.
  • In skandinavischen Ländern wurde eine Angleichung der Geschlechter auch durch Familienpolitik deutlich unterstützt. Hier hatten spezielle Väter-Komponenten, gekoppelt mit hohen Lohnersatzleistungen während der Elternzeit, eine förderliche Wirkung. Eine lange Elternzeit hatte, insbesondere, wenn sie mit einem nur mäßigen Lohnersatz kombiniert wurde, einen negativen Einfluss auf die Kinderbetreuungszeit von Vätern. Eine väterfreundliche Familienpolitik hatte einen zusätzlichen Hebel auf die Väter-Beteiligung an der Kinderbetreuung.
  • Deutschland war das einzige der untersuchten Länder, in dem die Hausarbeitszeit teilzeiterwerbstätiger Mütter über die Zeit anstieg, während die Kinderbetreuungszeit abnahm (1991-2001). Unter den vollzeiterwerbstätigen Müttern stieg hingegen – dem internationalen Trend folgend – die mit Kindern verbrachte Zeit, die Hausarbeitszeit nahm ab. Auch die Väter folgten dem internationalen Muster: Unter ihnen nahm die Zeit für Kinderbetreuung und Hausarbeit binnen Zehnjahresfrist zu. Gleichfalls stieg der Anteil der Väter, die überhaupt Zeit auf diese Aktivitäten verwendeten, im Zeitablauf an.

    Die beobachteten Trends in der elterlichen Zeitverwendung basieren auf Daten der Multinational Time Use Study (MTUS), die harmonisierte, auf nationaler Ebene repräsentative Zeitbudgetstudien zusammenbindet, die aus Tagebuchaufzeichnungen gewonnen wurden. Der für die Studie verwendete Datensatz umfasst 30 Befragungen über einen Zeitraum von den frühen 1970er Jahren bis zum Jahr 2005 mit insgesamt 132 460 Beobachtungen aus den acht Ländern (Deutschland, Italien, Vereinigtes Königreich, Niederlande, Kanada, Schweden, Norwegen und Finnland). Die Zeitverwendung von verheirateten oder mit einem Partner zusammen lebenden Elternteilen wurde sowohl über die Zeit als auch im Länderquerschnitt analysiert und in multivariaten Analysen auf zentrale Einflussfaktoren hin untersucht.

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