Droht eine Zweiklassengesellschaft?

Union und SPD wollen zukünftig Arbeitnehmern den Wiedereinstig in den Vollzeitjob nach der Elternzeit erleichtern. Das Problem: Die Regelung gilt nur für die Zukunft. Arbeitnehmern, die aktuell in Teilzeit arbeiten, wird der Weidereinstieg in Vollzeit nicht erleichtert. Vor allem Frauen, die mehr in Teilzeit arbeiten als Männer, könnten die Verlierer der neuen Regelung werden.

Das Problem mit der Teilzeit
Auf dem Papier klingt das Paket des Arbeitskreises „Familie und Frauen“ von CDU und SPD eigentlich ganz gut. Denn Arbeitnehmer, die aufgrund von familiären Verpflichtungen ihre Arbeitszeit reduzieren müssen, sollen es leichter haben, wieder Vollzeit beschäftigt zu werden. Der Rechtsanspruch auf befristete Teilzeit wird dann gesetzlich festgelegt. Vor allem Frauen, von denen rund 95 Prozent die Elternzeit in Anspruch nehmen, soll so der Wiedereinstieg in den Job erleichtert werden. Problematisch ist in diesem Zusammenhang jedoch, dass die neue Regelung nicht rückwirkend gilt. Arbeitnehmer, die aktuell schon Teilzeit arbeiten, haben weniger Möglichkeiten wieder Vollzeit einzusteigen. Da immer noch ein Großteil der Teilzeitarbeiter und Minijobber Frauen sind, sichert die Regelung vor allem den Männern die Vollzeitstelle. So könnten zwar die Elternzeit für Männer attraktiver werden, da der Wiedereinstieg in Vollzeit gesichert ist, Frauen, die aufgrund von familiären Belangen oder Jobknappheit schon jetzt Teilzeit arbeiten, werden jedoch nicht gefördert und bleiben wahrscheinlich in der Teilzeit-Falle.

Elternzeit und der schwierige Wiedereinstieg in den Job
Viele Frauen stehen vor dem Problem, dass es zwar vergleichsweise einfach ist die Arbeitszeit zu reduzieren, da bei bestimmten Rahmenbedingungen ein gesetzlicher Anspruch auf Teilzeit besteht, es aber umso schwerer ist wieder Vollzeit einzusteigen. Denn der Arbeitgeber ist nur verpflichtet den Arbeitnehmer über freiwerdende Vollzeitstellen zu informieren, nicht aber ihn wieder einzustellen. Daran könnte sich auch mit der neuen Regelung, wenn vor Inkrafttreten in Teilzeit gearbeitet wurde, nichts ändern. Da immer noch nur ca. 27,3 Prozent der Väter und rund 95 Prozent der Mütter in Elternzeit gehen, haben Frauen auch weiterhin stärker mit Problemen beim Widereinstieg zu kämpfen. Denn nicht immer kann die Elternzeit als Berufsjahre angerechnet werden und 24 Monate Fehlzeit führen in einigen Berufen dazu, dass der Anschluss fehlt. Zwar steigt aktuell die Anzahl der Männer, die die Elternzeit nutzen, jedoch im Durchschnitt nur für zwei Monate, wohingegen Frauen größtenteils ein Jahr oder länger Pause machen.

Konservatives Rollenbild
Vier von fünf Arbeitnehmern, die die Arbeitszeit reduzieren, sind immer noch Frauen. Reduziert die Frau ihre Arbeitszeit aufgrund schon bestehender Kinder und geht dann bei einem neuen Kind in Elternzeit, wird nach der Regelung von CDU und SPD der Wiedereinstieg in die Vollzeit nicht unterstützt. Da diese Aufteilung in „Frau steckt zurück“ und „Mann macht weiterhin Karriere“ jedoch oftmals Realität ist, muss die neue Vollzeit-Regelung kritisch betrachtet werden. Denn laut der Befragung des Instituts für Demoskopie Allensbach ist das Rollenverständnis von Mann und Frau in Bezug auf Karriere und Familie in den letzten Jahren konservativer geworden. So würde nur ein Viertel der Frauen einen Rollentausch, bei dem der Mann zu Hause bleibt, in Anspruch nehmen, nur 30 Prozent der Männer würden ihre Arbeitszeit reduzieren, damit auch die Frau mehr arbeiten kann, und nicht einmal jede zweite Frau kann sich vorstellen, dass der Partner für sie Abstriche bei der eigenen Karriere macht.