Kündigung nach Elternzeit

Es sollte der erste Arbeitstag nach einjähriger Elternpause werden. Aber statt Blumenstrauß lag die Kündigung auf dem Schreibtisch. Grund: Katrin K. wollte ihren Job als Leiterin der Rechtsabteilung wieder aufnehmen – aber in Teilzeit. Interview mit Katrin K.

Katrin K.*) reichte Kündigungsschutzklage gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber beim Arbeitsgericht ein. Der Richter reagierte verständnislos. Anstatt die juristische Fakten- und Risikolage auszuführen, was seine Aufgabe gewesen wäre, unterstellte er ihr, dass sie nicht vom Job loslassen könne.

Und das ist die Vorgeschichte von Katrin K..:

Ende Dezember 2008 ging Katrin K. in Mutterschutz. Geplant war, nach einem Jahr Elternzeit im Februar 2010 in den alten Job zurückzukehren. Als Leiterin der Rechtsabteilung war sie für die Bearbeitung rechtlicher Fragestellungen, Beratung der GF und der Fachabteilungen in rechtlichen Fragen, Vertragsprüfungen und –verhandlungen, Koordinierung der externen Rechtsanwälte, etc. zuständig. Der Arbeitgeber ist ein großes mittelständisches Unternehmen mit rund 4000 Mitarbeitern.

Im Herbst 2009 bat Katrin K. um einen Termin bei der Geschäftsführung, um die Rückkehr zu besprechen. Bei diesem Termin erklärte sie, dass sie zunächst in Teilzeit wiederkommen wollte. Bei einem weiteren Termin im Dezember 2009 wurde Katrin K. eröffnet, dass sie als Teilzeibeschäftigte Personalverantwortung und in der Konsequenz auch ihre Leitungsfunktion abzugeben hätte. Inoffiziell (mündlich) teilte man ihr mit, dass die Unternehmensleitung skeptisch sei, ob eine Führungsposition in Teilzeit überhaupt praktikabel ist. Offiziell wurde dieser Schritt als Maßnahme einer Umstrukturierung begründet, deren Sinn und Notwendigkeit ihr nicht näher dargelegt wurde.

Den Bescheid wollte sie nicht akzeptieren und bat um einen weiteren Termin. Schriftlich wurde ihr mitgeteilt, dass weder die Vorgesetzte noch die Personalleitung im Januar 2010 Zeit für ein Gespräch finden. Man sagte ihr aber zu, dass man sich direkt am ersten Arbeitstag im Februar zusammensetzen würde, um die Sache zu klären. Am ersten Arbeitstag nach der Elternzeit erhielt sie die Kündigung, angeblich betriebsbedingt.

Career-Women.org: Sie wollten nach einjähriger Elternzeit Ihre Leitungsfunktion in Teilzeit fortsetzen. Wie hätte das organisatorisch aussehen können?

Katrin K.: Ich hätte mir zunächst eine 24 Stunden-Woche vorgestellt, d.h. vier Tage à 6 Stunden. Wenn es gut gelaufen wäre mit der Eingewöhnung meines Kindes bei der Tagesmutter bzw. im Kindergarten, hätte ich gerne bald auf 30 Stunden pro Woche aufgestockt, also auf eine 5 Tage-Woche mit 6 Stunden täglich.
Bei einem großen Teil meiner Tätigkeit (Vertragsprüfungen, Klärung juristischer Fragen), ist es relativ egal, wo und wann ich sie erledige. Da ich nur wenige Auswärtstermine habe, wäre es aus meiner Sicht kein Problem gewesen, wenn ich zu klar festgelegten Zeiten erreichbar gewesen wäre, sei es im Büro oder über Home-Office. Für meine Mitarbeiterin wäre ich darüber hinaus auch außerhalb meiner Arbeitszeiten zu erreichen gewesen, man ist ja nicht aus der Welt.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass zahlreiche Führungskräfte sehr viel mehr unterwegs, d.h. abwesend von ihrem Büro, sind, und dabei auch teilweise die Mitarbeiter nicht wissen, wo sie sind bzw. wann sie wieder erreichbar sind. Trotzdem scheint es zu funktionieren.

Career-Women.org: In welchen betrieblichen Funktionsbereichen ist eine Leitung aus Ihrer Sicht grundsätzlich möglich?

Katrin K.: Schwierig zu sagen. Ich schätze, dass in allen Funktionsbereichen in der Verwaltung bei entsprechender Organisation eine Leitungsfunktion in Teilzeit möglich sein sollte. Es kommt natürlich auch auf die Stundenzahl in Teilzeit an, es macht ja einen Unterschied, ob eine Führungskraft 15 oder 35 h arbeitet.

Anders kann es in Arbeitsbereichen der Produktion aussehen, dort kann es natürlich wichtig sein, dass beispielsweise ein Vorgesetzter während der gesamten Dauer der Schicht anwesend ist.

Career-Women.org: Sie sind auf der Suche nach einem Teilzeitjob. Wie hoch schätzen Sie die Chance ein, einen Teilzeitjob mit Führungsfunktion zu finden?

Chance auf Teilzeitjob mit Leitungsfunktion illusorisch

Katrin K.: Die Chance, einen Teilzeitjob mit Führungsfunktion zu finden, schätze ich in der derzeitigen Situation als fast ausgeschlossen ein. Ein Großteil der Jobs, auf die ich mich bewerbe, sind auch gar keine Jobs mit Leitungsfunktion. Aber im juristischen oder im Personalbereich gibt es kaum Teilzeitstellen, egal ob mit Leitungsfunktion oder ohne. Wichtig ist mir vor allem, überhaupt wieder den Einstieg zu finden. Da muss man wohl erstmal in Vollzeit arbeiten, eventuell ergibt sich ja später die Gelegenheit, die Stunden etwas zu reduzieren.

Career-Women.org: Ist auch eine Aufgabe ohne Leitungsfunktion für Sie denkbar?

Katrin K.: Ja, auf jeden Fall. Wie gesagt, enthalten viele Stellen, auf die ich mich bewerbe, keine Führungsfunktion. Es wäre schön, ist mir aber nicht so wichtig. Wichtig ist vor allem, den Einstieg zu finden, und Job und Familie unter einen Hut zu bekommen.

Problematisch kann es allerdings sein, wenn potentielle Arbeitgeber sehen, dass ich bereits in einer Führungsposition gearbeitet habe und dann denken, dass ich mit weniger nicht zufrieden bin, was aber nicht der Fall ist.

Career-Women.org: Welche Rolle muß Ihr Ehemann übernehmen, damit Job und Kind vereinbar sind?

Katrin K.: Da mein Mann als Freiberufler teilweise sehr unregelmäßige Arbeitszeiten hat bzw. manchmal auswärts unterwegs ist, ist es schwierig, diese Frage pauschal zu beantworten. Eigentlich ist er ziemlich flexibel. Wenn er da ist, kann er z.B. das Kind morgens fertigmachen und in den Kindergarten bringen, damit ich früher los komme. Oder er kann es vom Kindergarten abholen, damit ich länger arbeiten kann.

In den Phasen seiner Abwesenheit muss ich das alleine händeln oder anderweitig überbrücken, z. B. durch die Omas oder eine Kinderfrau.

Career-Women.org: Wie sieht Ihr Traumjob aus?

Katrin K.. Ich war zuletzt fünf Jahre als Justiziarin in einem Unternehmen tätig, teilweise auch in der Personalabteilung. Ich würde sehr gerne weiterhin in einem Unternehmen arbeiten, am liebsten im Personalbereich – inklusive Arbeitsrecht -.
Bezüglich der Branche bin ich flexibel. Wichtig wäre mir, dass die Atmosphäre einigermaßen vernünftig ist, und dass der Arbeitgeber mitspielt, wenn es darum geht, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Damit meine ich eine gewisse Flexibilität bezüglich der Arbeitszeiten und des Arbeitsortes, natürlich immer nur in dem Rahmen, in dem es mit dem Job vereinbar ist.

*) Name geändert