Karrierefrau des Jahres 2013?

Wenn Sabine Lautenschläger Mitglied des EZB-Direktorium wird – und die Chancen sehen gut aus – , dann bekommt das Männergremium im Frankfurter Eurotower nicht nur einen Farbklecks in die schwarz betuchte Runde. Die Juristin hat eine Vorliebe für bunte Blazer und Halstücher und kräftigen Lippenstift. Hinzu kommt, dass ihr Lachen ansteckend wirkt. Vor Sabine Lautenschläger war von 2003 bis 2011 die Österreicherin Dr. Gertrude Tumpel-Gugerell die erste Frau im Executive Board.

Die Wahl von Sabine Lautenschläger wird zwar nicht die selbst verordnete Frauenquote der EZB lösen. Die Europäische Zentralbank will bis Ende 2019 im mittleren Management 35 Prozent und im oberen Management 28 Prozent mit Frauen besetzt haben. Aber vielleicht tun sie sich dann leichter.

Von Sabine Lautenschläger, 49, heißt es, dass sie wenig Erfahrung in geldpolitischen Dingen hat. Dafür zählt um so mehr, dass sie ihre Karriere systematisch im Finanzwesen aufgebaut hat. 1995 startete sie im Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen mit der Aufsicht über Großbanken. Bankenaufsicht sollte ihr Thema bleiben. 2008 übernimmt die Volljuristin den Posten der Exekutivdirektorin Bankenaufsicht in der BaFin, 2011 wird sie zur Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank ernannt.

Vor einem Jahr wurde Lautenschläger laut WELT als mögliche Chefin für die neue Aufsichtsbehörde (European Banking Authority, EBA) gehandelt. Aber sie lehnte ab. Die Aussicht auf einen Stuhl im Direktorium der EZB ist sicherlich attraktiver. Sie wäre als Direktoriums- und Ratsmitglied acht Jahre unabhängig und unkündbar, und sie könnte daneben noch Vizechefin der Aufsicht werden – eine mächtige Doppelrolle, schreibt die WELT. Wir drücken Sabine Lautenschläger alle Daumen, dass es so kommt, wie sie es sich wünscht.