Vom Business- zum Familienmanager?

Damit Sabine Lautenschläger Karriere machen konnte, hat ihr der Ehemann den Rücken frei gehalten und die Tochter in Vollzeit aufgezogen. Es hat sich gelohnt. 2008 wird die Juristin zur Exekutivdirektorin der BaFin-Bankenaufsicht befördert. Drei Jahre später wird sie Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank und begleitet als solche den Präsidenten im EZB.

Als höchster Bankenaufseherin waren Sabine Lautenschläger 290 Aufseher unterstellt. Rund 2.080 deutschen Bankinstituten sollte auf die Finger geschaut werden.

Dieses Jahr ist sie die erste Frau, die jemals in den Olymp der Deutschen Bundesbank aufgenommen wurde. Und das auf Anhieb als Vizepräsidentin. In ihrem neuen Amt zeichnet Lautenschläger zuständig für die Bereiche Banken und Finanzaufsicht sowie Revision. Sie ist Begleitperson vom Präsidenten Dr. Jens Weidmann im EZB-Rat, außerdem Mitglied des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht (BCBS) und Ko-Vorsitzende der Core Principles Group (CPG des BCBS). Sabine Lautenschläger ist damit zweifellos die mächtigste Frau auf dem Finanzsektor – auch dank ihres Ehemanns, der ihr das ermöglichte.

Hausherr wird Familienmanager

Ihr Mann teilt sich mit ihr u.a. das Hobby Motorradfahren. Als Hausmann, Hausherr oder als Familienmanager? Hausmann wäre beleidigend. Am Namen hängt immer noch das Birkenstock-Image. Mit Hausherr verbindet man bisher noch den Haushaltsvorstand, der Mutter und Hausfrau den finanziellen Rahmen bereit stellt. Dieses Bild bekommt Risse laut Manager Magazin (7/11: Gemischtes Doppel). Es gebe immer mehr Männer, die ihren Frauen/Partnerinnen den Vortritt in der Karriere lassen. Ja, sie verzichten sogar auf die eigene Karriere wie im Fall der Familie Kolmsee.

 Als Ines Kolmsee, Ingenieurin, Mathematikerin und einzige Frau, die als Vorstandsvorsitzende an der Spitze eines DAX-Unternehmens steht, einen Sohn bekommt, entscheidet sich ihr Mann, Karl Kolmsee, der damals der Führungsriege von Eon angehörte, seinen Job in Teilzeit fortzuführen. Eon zeigte dafür kein Verständnis und er verließ das Unternehmen und machte sich wenig später mit alternativen Energien für Entwicklungsländer selbständig. Bei allen Entscheidungen, die das Ehepaar trifft, hat ihre Karriere die absolut erste Priorität. Das Familienmanagement ist seine Sache.

Beispiele für getauschte Management-Rollen gibt es auf Career-Women.org mehrfach. Ursula Vierkötter beispielsweise legte bei Karstadt eine schnelle Karriere hin. Nach Geschäftsführungsposten in kleineren Filialen, übernimmt sie 2006 die Leitung des Kölner Warenhauses und zieht in den Aufsichtsrat als Arbeitnehmervertreterin ein.

Nur zwei Jahre später wechselt sie als Geschäftsführerin in das Edelkaufhaus Kadewe nach Berlin. Ihr Mann verzichtete ebenfalls auf die große Karriere. Er richtete sich als selbständiger Consultant ein Homeoffice ein, als Sohn Anton zur Welt kam.

Dr. Sigrid Nikutta, seit 1. Oktober 2010 Vorstandsvorsitzende und Vorstand Betrieb der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), bekam gerade ihr 4. Kind. Die Managerin will sich aber nur eine kurze Auszeit gönnen, schreibt die Berliner Morgenpost. Ihr Ehemann soll sich um die Kinder kümmern.

 Barbara Deisenrieder ist verheiratet und hat zwei Kinder – inzwischen fünf und sieben Jahre alt. Das Besondere: Der Ehemann ist Familienmanager und die Mutter Geschäftsführerin in einem großen Konzern. Außergewöhnlich ist auch die Tatsache, dass sie ihren Geschäftsführersessel in Köln stehen hat, während Mann und die beiden Buben in München leben. Das klappt prima, so die Karrieremutter. Die Distanz stellt kein Problem dar. Am Freitagabend geht es per Flieger nach München und am Montagmorgen wieder zurück nach Köln.