Ein kleiner Roboter wird zum Besuchermagnet

Kaum 60 Zentimeter hoch, die Bewegungen geschmeidig, die Stimme aber noch etwas blechern. Attribute, mit denen einem kleinen blau-weißen Kerlchen mit großen leuchtenden Augen beim cologne IT summit_ die Herzen nur so zuflogen. Partner IBM hatte zur Begleitmesse des jährlichen Digitalisierungskongresses den smarten Roboter NAO mitgebracht. Mit über 500 Besuchern verbuchte der Wirtschaftskongress in diesem Jahr Besucherrekorde.

Der humanoide Roboter NAO zog die Besucher cologne IT summit_ an wie ein Magnet. Er bewegte sich fast so mühelos wie ein Mensch, schwang zu Micheal Jacksons „Thriller“ Arme und Hüften und beherrschte sogar komplexe Thai Chi Übungen. Aber auch seine Sprach- und Analysequalitäten erstaunten seine menschlichen Gesprächspartner.

So „wusste“ der kleine Kerl ganz genau, dass er sich beim siebten cologne IT summit_ in der Industrie und Handelskammer zu Köln befand. Hier sorgten in den Ausstellungs- und Kongressräumen rund 70 Moderatoren und Speaker, 16 Verbände, 15 Medien- und drei Eventpartner und 30 Aussteller unter der Schirmherrschaft der Stadt und IHK Köln für einen digitalen Jahresauftakt.

Der Wissensschatz des kleinen NAO basiert auf der Künstliche-Intelligenz-Technologie Watson aus dem Hause IBM. Der kniehohe Kunststoff-Mann am Stand des Unternehmes entpuppte sich schnell als Publikumsmagnet und lieferte zugleich einen Vorgeschmack auf das, was in der Zukunft Gang und Gäbe sein könnte: Service von Robotern in Industrie, Gewerbe und Dienstleistungssektor.

Für IBM-Vice President Stefan Riedel, Leiter des Geschäftsbereichs Versicherungswirtschaft in Deutschland: „Kognitive Systeme wie Watson können die Art und Weise verändern, wie Unternehmen künftig denken, handeln und arbeiten werden. Diese Systeme lernen durch Interaktionen und liefern so evidenzbasierte Antworten, die für bessere Ergebnisse sorgen.“

Wenige Meter entfernt gab Professor Wolfgang Prinz, stellvertretender Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik (FIT), einen Ausblick auf eine andere Zukunftstechnologie. Er demonstrierte die Einsatzmöglichkeiten von Smart-Glasses wie der HoloLens oder Oculus Rift. Am Nachbarstand: Hersteller Epson mit der Augmented Reality Brille Moverio.

„Mit diesen Geräten kann nicht nur gespielt werden. Sie bergen im Arbeitsalltag bei mobilen, handwerklichen und kooperativen Tätigkeiten zahlreiche interessante Anwendungsmöglichkeiten, die bei weitem noch nicht in Gänze erschlossen wurden“, so Prinz. „Nehmen wir den Bereich Architektur: Geplante Bauvorhaben und ihre Alternativen lassen sich beispielsweise an Ort und Stelle noch vor dem ersten Spatenstich realistisch visualisieren. In anderen Sektoren wird sich kooperatives Arbeiten mittels Videokonferenz und Augmented Reality über Smart Glasses durchsetzen.“

Wie groß das Interesse an den neuen Technologien ist, zeigte sich im vollbesetzten Diskussionspanel zum Thema „Künstliche Intelligenz – gewinnen Roboter, Algorithmen und Daten das Rennen um Industrie 4.0?“. Dieser Frage gingen IBM-Vertreter Stefan Riedel, Dr. Dominique Ziegelmayer, Director Enterprise Solutions bei Trusted Shops GmbH und Tobias Meisen, Juniorprofessor an der Fakultät für Maschinenwesen der RWTH Aachen University und Geschäftsführer des Lehrstuhls für Informationsmanagement im Maschinenbau, nach. Moderiert wurde das Panel von Monika Gatzke, die das Projekt CPS.HUB NRW – Competence Center for Cyber Physical Systems an der Bergischen Universität Wuppertal verantwortet.

Einigkeit herrschte bei den Diskutanten in einem wesentlichen Punkt: Künstliche Intelligenz sei kein Ersatz für den Menschen. Doch sie werde ihn künftig bestmöglich in seiner Arbeit unterstützen. Ein großes Thema sind etwa vorausschauende Analysen (Predictive Analytics), die Nutzern Entscheidungen auf der Basis von Vorhersagen erlauben. Die entsprechenden Anwendungen extrahieren Wissen aus strukturierten und unstrukturierten Datenmengen (Big Data), kombinieren, transformieren und bereiten sie für eine Analyse auf.

Zum Beispiel könnte im Personalbeschaffungssektor die Eignung von Mitarbeitern künftig besser und vor allem auch objektiver beurteilt werden. HR-Verantwortliche können den Computer ganz einfach fragen: „Würde dieser Bewerber in unser Team passen?“ Oder: „Hat dieser Bewerber die Persönlichkeit für einen Führungsjob?“. Die Künstliche Intelligenzen identifizieren dann auf Basis verfügbarer Personal- und Social-Media-Daten psychologische Charaktermerkmale, die in die Entscheidungen mit einfließen.

In diesem und in allen anderen Panels, Workshops und Diskussionsrunden zeigte sich: Der Informationsbedarf in punkto digitale Transformation ist unvergleichlich hoch. Unter Einbeziehung der Kongressbesucher wurde hochaktuelles Wissen in den Bereichen Data Security, InsureTech, Big Data, Virtual und Augmented Reality, Chatbots und über die Kreativtechnik Design-Thinking geteilt. 

Auf den Podien nahmen führende Repräsentanten aus Wirtschaft, Politik und Forschung Platz, die Impulse für Unternehmensstrategie, Führungskultur und Geschäftsalltag gaben. Unter ihnen Stefan Auerbach, CEO bei Lufthansa Systems, Professor Heinrich Schradin, geschäftsführender Direktor des Instituts für Versicherungswissenschaft an der Universität zu Köln, Riccardo P. Sperrle, CIO der Tengelmann-Gruppe,  Professor Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln (IW), sowie Klaus Wilke, General Manager IT bei der Toyota Deutschland GmbH.

Der Kölner Stadtdirektor, Stephan Keller (CDU), zeigte sich begeistert und betonte die große Bedeutung der Stadt als IT-Cluster für die hiesige Wirtschaft. Auch Veranstalter und Organisator Georg Ruppert zog ein positives Resümee. „Die angeregten Diskussionen haben gezeigt, dass sich viele Missverständnisse und Ängste um das Thema Digitalisierung ranken, manche sind begründet, andere nicht“, so der Geschäftsführer der JOGECON GmbH, „doch diese lassen sich nur ausräumen oder lösen, indem man darüber spricht, Erfahrungen austauscht und sich über für das eigene Unternehmen angemessene Lösungen informiert. Beides konnten wir den zahlreichen Besuchern mit Rede-Beiträgen auf hohem Niveau und unserer Begleitmesse, die zum direkten Austausch einlud, bieten.“

Auch Ulf Reichardt, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln, fand lobende Worte: „Als analogen Treffpunkt der Digital-Branche und vor allem der interessierten Unternehmen unterstützen wir den cologne IT summit_ gerne“, sagte er. „Netzwerk- und Informationstreffen wie dieses sind wichtige Impulsgeber für die lebendige, offene und aktive Szene in Köln. Wir freuen uns sehr, dass das Thema Digitalisierung auf vielen Ebenen in der Region Fahrt aufgenommen hat und hoffen, dass die Signale in den Unternehmen ankommen und umgesetzt werden.“