„Für Juristen wird es enger“

Laut Handelsblatt wächst der Anwaltsmarkt zunehmend – Jahr für Jahr kommen neue Rechtsanwälte hinzu. Aktuell sind nach Angaben des Deutschen Anwaltsverein (DAV) über 160.000 Rechtsanwälte in Deutschland zugelassen – fast ein Drittel mehr als noch 1990. Offene Stellen sind zunehmend umkämpft, mögliche Arbeitgeber können sich die besten Bewerber herauspicken, schreibt das Handelsblatt. Ein gutes Drittel aller in Deutschland zugelassenen Rechtsanwälte, so gibt es der DAV an, ist dabei in der Wirtschaft tätig.

Der DAV sieht die Entwicklung etwas positiver und stützt sich dabei auf eine Untersuchung der Prognos AG, die im Auftrag des DAV erstellt wurde. Das Ergebnis der Zukunftsstudie  liegt nunmehr als „Rechtsdienstleistungsmarkt 2030“ vor.  Fragen waren: Welche Auswirkungen haben wirtschaftliche, demografische, gesellschaftliche und technologische Entwicklungen auf den
Rechtsdienstleistungsmarkt in den nächsten 20 Jahren. Wie sind die Anwaltskanzleien heute aufgestellt und können sie ausgehend vom heutigen Status quo auch in Zukunft erfolgreich am Markt agieren?Im Rahmen der Studie wurden ausführliche Fachgespräche und Workshops durchgeführt. Zudem wurden über 5.000 Kanzleiinhaber und -inhaberinnen beziehungsweise Partner und Partnerinnen zu ihrem Kanzleimanagement befragt sowie bestehende Untersuchungsergebnisse und Literatur einbezogen.

1. Die Ausgangslage im Rechtsdienstleistungsmarkt

Im Vergleich zu anderen Branchen sei der Rechtsdienstleistungsmarkt relativ konjunktur- und saisonunabhängig. Die internationale Wirtschafts- und Finanzkrise hatte bislang kaum Auswirkungen auf die Gesamtnachfrage nach
Rechtsdienstleistungen in Deutschland und erfreut sich – gemessen am Umsatz – einer guten wirtschaftlichen Entwicklung.

Profitieren konnten vor allem die Fachgebiete
Informationstechnologierecht, Bank- und Kapitalmarktrecht,
Urheber- und Medienrecht sowie Sozial-, Agrar- und Steuerrecht.
Insbesondere Kanzleiinhaber und -inhaberinnen sowie Partner
und Partnerinnen von Boutiquen und gewerblich orientierten
Kanzleien verzeichneten in den letzten Jahren
Umsatzsteigerungen und bewerten ihre Ertragslage als (sehr) gut.

Immer mehr Kanzleien sind gegründet worden in den letzten zehn Jahren; mittlerweile existieren über 54.000 Anwaltskanzleien in
Deutschland.1 Dadurch hat sich der Wettbewerb innerhalb der
Anwaltschaft deutlich verschärft. Vor allem in Ballungsgebieten ist
die Anwaltschaft gemessen an den Zulassungen pro Rechtsanwaltskammer
stark angewachsen.

Zusätzlicher Wettbewerbsdruck entstehe für einzelne Kanzleien
durch die zunehmende Zahl nicht anwaltlicher Anbieter, die im
Zuge des Rechtsdienstleistungsgesetzes (RDG) beschränkten
Zugang zum Feld der außergerichtlichen Rechtsdienstleistung
erhalten haben. Vor allem im Bereich der Unfallregulierung treten
zum Beispiel Autohändler, Werkstattbetreiber, Sachverständige
und Mietwagenunternehmen als Konkurrenz zur Anwaltschaft auf.
Aber auch Versicherungen sowie Banken und sonstige
Finanzberatungen werden verstärkt als Wettbewerber um
Beratungsmandate wahrgenommen. Zwar ist der Markt für
Rechtsdienstleistungen insgesamt größer geworden, parallel dazu
hat sich aber der Wettbewerb intensiviert.

Die gesamte Studie liegt als pdf vor.