Genetikerin erhält Paul Ehrlich-Preis 2013

Der mit 100.000 Euro dotierte Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis geht in diesem Jahr an Mary-Claire King, American Cancer Society Professorin am Department of Medicine and Genomic Sciences der University of Washington in Seattle. Mary Claire-King wird für ihre herausragenden Forschungsleistungen auf dem Gebiet der Humangenetik ausgezeichnet. Sie ist eine der bedeutendsten Krebs- und forensischen Genetikerinnen der Welt.

„Mary-Claire King hat als Erste gezeigt, dass es eine genetische Disposition für Brustkrebs gibt. Dieser Nachweis hat die Sicht auf die Genetik komplexer Volkskrankheiten radikal verändert“, begründet der Stiftungsrat der Paul Ehrlich-Stiftung seine Entscheidung. King identifiziert auch seit Jahrzehnten Opfer von Menschenrechtsverletzungen in aller Welt. „Sie macht damit deutlich, dass Genetik auch der Mitmenschlichkeit dient“, sagt der Stiftungsrat weiter. Der Preis wird heute, am 159sten Geburtstag von Paul Ehrlich, in der Frankfurter Paulskirche überreicht. Er gehört zu den international renommiertesten Auszeichnungen, die in der Bundesrepublik auf dem Gebiet der Medizin vergeben werden. Der Preis wird seit 1952 verliehen.

Brust- und Eierstockkrebs werden in einigen Familien autosomal dominant vererbt. King hat nachgewiesen, dass ein Teil der verantwortlichen Mutationen in einem Gen liegen, das sie BRCA1 nannte, für breast cancer susceptibility gene 1. Gene spielen demnach auch bei komplexen, multifaktoriellen Erkrankungen eine Rolle, die zudem noch von Umweltfaktoren und dem Lebensstil beeinflusst werden. Seit der Entdeckung von BRCA1, BRCA2 und weiteren Brustkrebs-Genen gibt es überall Programme für betroffene Frauen. Kings Entdeckungen sowie ihre Berechnungen zum Erkrankungsrisiko für Brust- und Eierstockkrebs haben den Umgang mit erblichem Brustkrebs erheblich verändert.

Die Preisträgerin hat zudem weitere medizinisch relevante Genmutationen identifiziert. Die dazugehörigen Krankheiten sind unter anderem angeborene Taubheit, Schizophrenie, Autismus und systemischer Lupus erythematodes. Mary-Claire King genießt auch hohes Ansehen wegen ihres humanitären Engagements. Sie nutzt genetische Methoden, um Menschenrechtsverletzungen aufzudecken. Seit 1984 arbeitet sie mit den Großmüttern des Plaza de Mayo in Argentinien zusammen. Diese Großmütter versuchen Kinder, die zwischen 1976 und 1983 von der Militärjunta entführt, zu Waisen gemacht und an Sympathisanten der Militärjunta zur Adoption weitergereicht wurden, wieder mit ihren biologischen Familien zusammenführen. Mary-Claire King liefert die stichhaltigen Beweise für die biologische Abstammung der Kinder. Sie arbeitet auch mit dem UN Kriegsverbrechertribunal zusammen und hat Opfer von Krieg, Terror und Folter in Ländern wie Kambodscha, Guatemala, El Salvador, Ruanda, Äthiopien und Bosnien identifiziert.

Kurzbiographie Professor Dr. Dr. h.c. mult. Mary-Claire King
Mary-Claire King (67) wurde 1946 in der Nähe von Chicago geboren. Sie hat zunächst Mathematik studiert und später an der University of California in Berkeley in Genetik promoviert. Von 1976 bis 1995 war sie dort Professorin für Genetik und Epidemiologie. Seit 1995 ist sie “American Cancer Society Professor” an der Universität Washington in Seattle und seit 1998 zudem Mitglied des Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle. King hat dreizehn Ehrendoktorwürden, darunter die Ehrendoktorwürde von Harvard, Yale, Columbia und Princeton. Sie gehört der “National Academy of Sciences of the USA” an, der “American Academy of Arts and Sciences”, und der “French Academy of Sciences”. King ist in aller Welt mit zahlreichen Preisen geehrt worden. Sie ist Beraterin und Mitglied in hochrangigen Gremien und Ausschüssen, unter anderem auch in dem Advisory Board, das die Direktorin des NIH berät.

Der Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis
Der Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis wird traditionell an Paul Ehrlichs Geburtstag, dem 14. März, in der Frankfurter Paulskirche verliehen. Mit ihm werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geehrt, die sich auf dem von Paul Ehrlich vertretenen Forschungsgebiet besondere Verdienste erworben haben, insbesondere in der Immunologie, der Krebsforschung, der Hämatologie, der Mikrobiologie und der Chemotherapie. Finanziert wird der seit 1952 verliehene Preis vom Bundesgesundheitsministerium, dem Stiftungsfonds Deutsche Bank im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V., dem Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. und durch zweckgebundene Spenden von Unternehmen. Die Preisträger werden vom Stiftungsrat der Paul Ehrlich-Stiftung ausgewählt.

Die Paul Ehrlich-Stiftung
Die Paul Ehrlich-Stiftung ist eine rechtlich unselbstständige Stiftung der Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität. Ehrenpräsident der 1929 von Hedwig Ehrlich eingerichteten Stiftung ist der Bundespräsident, der auch die gewählten Mitglieder des Stiftungsrates und des Kuratoriums beruft. Der Vorsitzende der Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität ist gleichzeitig auch Vorsitzender des Stiftungsrates der Paul Ehrlich-Stiftung. Derzeit hat Professor Dr. Wilhelm Bender beide Ämter inne. Der Präsident der Goethe-Universität ist qua Amt Mitglied des Kuratoriums der Paul Ehrlich-Stiftung.

Weitere Informationen
Informationen zu den wissenschaftlichen Leistungen, den ausführlichen Lebenslauf, ausgewählte Veröffentlichungen, die Publikationsliste und ein Foto der Preisträgerin erhalten Sie in der Pressestelle der Paul Ehrlich-Stiftung (c/o Dr. Hildegard Kaulen, Telefon:+49 06122/52718, Email: Paul-Ehrlich-Stiftung@pvw.uni-frankfurt.de) und unter www.paul-ehrlich-stiftung.de