Optik ist sexy

Fünfunddreißig Studenten sind in diesem Jahr zur Photonik-Akademie aus über einhundert Bewerbern ausgesucht worden und waren zu Gast am Fraunhofer IOF in Jena. Dort blickten sie eine Woche lang hinter die Kulissen von traditionsreichen Photonik-Unternehmen und namhaften Instituten – und berechneten, bauten und erprobten ihre eigenen Teleskope.

Veranstalter der Photonik-Akademie 2013 waren das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF als diesjähriger Gastgeber. Hintergrund für die Photonik-Akademie ist das Werben um Nachwuchs für eine Hightech-Branche, in der deutsche Unternehmen zu den Weltmarktführern zählen, die paradoxerweise aber an vielen Stellen „unsichtbar“ ist. Mit einem Akademiker-Anteil von über 20 Prozent ist gut ausgebildeter Nachwuchs in der Photonik-Branche stark nachgefragt.

Blick hinter die Optik-Kulissen

Die zweite Photonik-Akademie fand in diesem Jahr vom 17. bis 22. März 2013 in Jena statt und war für 32 Physik- und drei Elektrotechnik-Studierende eine ganz besondere Woche. Nach einer informativen Stadtführung am Anreisetag, bei der die Teilnehmer auf den Spuren der weltberühmten Optik-Väter Jenas – Ernst Abbe, Otto Schott und Carl Zeiss – wandelten, ging es dann direkt am zweiten Tag mit dem Programm los.

Am Fraunhofer Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF wurden die Studierenden von dem IOF-Institutsdirektor und Direktor des Institute of Applied Physics IAP der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Prof. Dr. Andreas Tünnermann, empfangen. Tünnermann hat die diesjährige Photonik-Akademie nach Jena gebracht und engagiert sich stark für Nachwuchs in der Photonik.

Tünnermann erklärte: „Wenn wir uns heute den Weltmarkt im Bereich der Mikroelektronikindustrie anschauen, wird dieser dominiert von Firmen wie Samsung, Intel oder Toshiba. Und wenn man dann in diese Fabriken kommt, stellt man plötzlich fest, dass 80 Prozent der Maschinen, die dort eingesetzt werden, ein optisches Herz haben, das aus Deutschland kommt. Das zeigt, dass diese Branche lebt und an verschiedenen Stellen an ganz spannenden Themen arbeitet. Optik ist sexy!“

Nach einer Reihe von Fachvorträgen konnten die Studierenden am Fraunhofer IOF und am Institut für Photonische Technologien IPHT einen Blick hinter die Kulissen werfen. Cassian Gottlieb, Physik-Student an der Hochschule Remagen, war von den Institutsbesichtigungen besonders beeindruckt: „Es war sehr spannend und interessant zu sehen, wie die Wissenschaft funktioniert und die Forschung in den Instituten betrieben wird.“ Jana Huismann, mit 17 Jahren bereits im fünften Semester Physik und Mathematik, ergänzte:„Ich fand insbesondere die Facetten-Detektoren und Projektoren toll, die nach Vorlage der Natur auf Insekten-Augen basieren.“

Hightech-Unternehmen und Präzisionsmaschine Mensch

An den darauf folgenden Tagen besuchten die Studierenden die Optik-Giganten Zeiss und Jenoptik, aber auch innovative Mittelständler wie Analytik Jena, Asphericon und Microfluidic ChipShop. Dabei gewannen sie wichtige Einblicke in die verschiedenen Arbeitsbereiche und trafen auf einzigartige Charaktere.

Bei Zeiss wurde die Gruppe von Uwe Jagusch durch die Produktion geführt, der als echter „Zeissianer“ erst nach 48 Jahren Betriebszugehörigkeit in Pension gegangen ist. Neben echten Hightech-Produktionsstätten wurde die Gruppe bei Zeiss aber auch von fast 60 Jahre alten Poliermaschinen für Mikrolinsen überrascht, welche immer noch per Hand und Fuß bedient werden. Hier sind speziell geschulte Menschen präziser als jede moderne Maschine.

Nadine Bey, Physik-Studentin aus Aachen hatte wie viele aus der Gruppe durch Mund zu Mund-Propaganda von der Photonik-Akademie erfahren. „Letztes Jahr war das Fraunhofer-Institut für Lasertechnik ILT der Gastgeber. Da ich dort meine Masterarbeit schreibe, habe ich gehört, dass es dieses Jahr wieder so eine Veranstaltung gibt. Meine Kommilitonin hat mir wärmstens empfohlen, mich zu bewerben. Das habe ich dann auch gemacht und bin froh, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, hier teilzunehmen.“

Teleskope im Eigenbau

Ein ganz besonderes Ereignis für die Studierenden war in diesem Jahr die Berechnung und der Bau ihrer eigenen, etwa einen Meter langen Teleskope sowie der Funktionstest auf dem Jentower. Professor Tünnermann hatte die Idee dazu. „Wenn man zurückdenkt an seine eigene Zeit als Student, war es immer viel schöner, wenn man was Praktisches machen konnte. Etwas, wo man auf der Grundlage von eigenen Rechnungen und Simulationen zu einem optischen System mit ein paar Linsen sein eigenes Teleskop zusammenfügen kann. Das passt natürlich hervorragend zu Jena, dem Ursprung und dem Herzen der optischen Industrie Deutschlands.“

Nadine erläutert: „Wir haben die Teleskope unter Anleitung am IAP mit ganz einfachen „Baumarkt“-Artikeln gebaut, die sich jeder kaufen kann. Zwar haben wir die professionellen Optiken bekommen, aber der Körper besteht beispielsweise aus einem Abflussrohr. Wir dürfen unsere Teleskope samt Stativ sogar mit nach Hause nehmen, was ich toll finde.“

Ein weiteres wichtiges Element der Akademie war der „Kaminabend“. Im Jenaer Restaurant „Zur Noll“ trafen die Teilnehmer in ungezwungener Atmosphäre auf Firmen-Chefs und Young Professionals. Hier konnten sie den Unternehmensvertretern ihre persönlichen Fragen zum Berufsleben in der Photonik-Branche stellen und direkte Kontakte knüpfen.

Kontakte für die Zukunft

Die Photonik-Akademie 2013 fand dort ihren Abschluss, wo sie begonnen hatte: Beim Gastgeber, dem Fraunhofer IOF auf dem Beutenberg. Nach der Verabschiedung durch Institutsdirektor Prof. Tünnermann erhielten alle Teilnehmer feierlich ihre Teilnahmeurkunde aus den Händen von Dr. Frank Schlie-Roosen aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (Referatsleiter Photonik/Optische Technologien), Prof. Dr. Thomas Deufel (Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur) und Prof. Dr. Thorsten Heinzel (Prorektor der Friedrich-Schiller-Universität Jena).

Die Teilnehmer freuten sich über die vielen neuen Kontakte. Jana erzählte:„Es hat mir besonders gefallen, neue Leute kennenzulernen und sich auszutauschen. Beispielsweise darüber, wo man herkommt, was man bisher im Studium gemacht hat, was man machen möchte und worauf man sich im Studium noch freut.“

Auch für ihren späteren, beruflichen Weg nehmen die Teilnehmer viel mit. Nadine hat diese Woche genutzt, um auch zu schauen, in welche Richtung sie nach ihrem Master in Physik gehen könnte. „Ich habe einige Firmen gesehen, die mich interessieren und in die ich durchaus mit meinem Master direkt einsteigen könnte, hätte aber auch die Möglichkeit hier an der Uni meine Promotion zu machen.“ Ganz sicher, wohin ihre Reise gehen soll ist sich Nadine noch nicht. Aber beim Resümee, da ist sie sich sicher: „Es war einfach eine klasse Veranstaltung.“


Weitere Informationen:

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http://www.photonik-campus.de/category/photonik-akademie-blog/ Blogeintag zur Photonik-Akademie 2013 mit Tagesberichten und Videos