Erfolg mit Authentizität und Persönlichkeit

Beim Förderwettbewerb, initiiert von McKinsey, überzeugte Kathrin Rieger die hochkarätig besetzte Jury mit ihrer Fallstudie und nach eigenen Worten mit Authentizität und Persönlichkeit. Die perfekte Präsentation brachte ihr den zweiten Platz im Förderwettbewerb ein. Interview mit Kathrin Rieger.

Nach einem harten Selektionsprozess standen im November die Sieger des von MyKinsey initiierten Förderwettbewerbs fest. Über 2.000 Studienabgänger, darunter 500 Frauen, hatten sich um die Auszeichnung als „CEO of the Future“ beworben. Die Gewinner waren Daniel Kobn, Kathrin Rieger , Kerstin Neist (Siehe Interview) und Josef Zintl. Sie wurden mit persönlichen Mentoren aus den Partnerunternehmen sowie attraktiven Karrierebudgets belohnt.

Es ist das erste Mal, dass zwei Frauen unter den Gewinnern des Wettbewerbs sind. Kathrin Rieger, 27,  gewann mit ihrer Fallstudie zum Thema „Line Extension für ein Haarpflegemittel von Henkel“ den zweiten Preis. Seitdem begleitet Frank Mattern, Leiter des deutschen Büros von McKinsey, als Mentor ihren beruflichen Werdegang. Die ehrgeizige Diplom-Kauffrau ist seit anderthalb Jahren als Consultant bei E.ON in Essen beschäftigt. Ihr spezielles Interesse für die Energiewirtschaft entwickelt sie im Studium, wie sie sagt aus volkswirtschaftlich relevantem Interesse.

Bestleistungen als Pole-Position

2004 macht Kathrin Rieger als Jahrgangsbeste Abitur in Düren. In Köln studiert sie BWL mit den Schwerpunkten Supply Chain Management, Corporate Finance und Energiewirtschaftslehre – natürlich mit Bestnoten. Die Studienzeit ist voll gespickt mit Praktika, Auslandserfahrungen und Hiwi-Tätigkeit.

Als Studentische Mitarbeiterin und sporadisch als Tutorin am Seminar für Supply Chain Management und Management Science verdient sie sich ein Zubrot zum Lebensunterhalt. Mit Unterstützung der Eltern kommt sie so auf insgesamt etwa 700 EUR monatlich. Über das e-fellows.net-Stipendium erhält sie Gratis-Abos für Zeitungen wie Handelsblatt, Energie & Management, etc.

Wichtige Praxiserfahrungen in Supply Chain Management und Energiewirtschaft sammelt Kathrin Rieger während des Studiums bei Woolworth, Deutsche Post, Henkel, RWE und Roland Berger. Hinzu kommt noch ein Aufenthalt in Barcelona als Stipendiatin der Erasmus-Förderung an der Escuela Superior de Administración y Dirección de Empresas in Barcelona.

Das Spanische hat es Kathrin Rieger offensichtlich angetan. Ihre Spanisch-Kenntnisse aus dem Gymnasium vertieft sie im Selbststudium. Damit schafft sie sich u.a. die Voraussetzung für das Stipendium in Barcelona. Nach dem Studium verbrachte die junge Frau außerdem noch einen Monat in Argentinien – u.a . um ihre Spanisch-Kenntnisse zu erweitern.

Neben allen studentischen und ehrenamtlichen Verpflichtungen gibt es auch Freizeit-Aktivitäten mit Freunden, etwa bei Städtetouren, Kochen und im Tanzsport. Im „Motivation Dance Team“ in Düren war Kathrin Rieger mehrere Jahre Mitglied im Vereinsvorstand. 

Auf die Frage, weshalb die Jury sie zur Zweitplazierten des „CEO of the Future“ gewählt hat, antwortet Kathrin Rieger knapp aber bestimmt: „Ich denke, dass ich neben der guten Fallstudienlösung insbesondere durch Authentizität und Persönlichkeit überzeugt habe.“

Ungeduldig und kritisch gegen sich selbst

Wir stellten Kathrin Rieger die gleichen Fragen wie ihrer Mitstreiterin Kerstin Neist. Und das sind ihre Antworten:

Career-Women.org: Bayer-Vorstandsvorsitzender Marijn Dekkers äusserte sich gegenüber n-tv begeistert von der Intelligenz und der Begeisterung, mit der die Finalisten sich in Kitzbühel präsentierten. Seine Empfehlung an die NachwuchsmanagerInnen: Stärken herausstellen und Schwächen nicht unter den Teppich kehren. Was sind Ihre persönlichen Schwächen?

Kathrin Rieger: Ich kann manchmal sehr ungeduldig sein und bin selbst mein größter Kritiker.

Career-Women.org: Eine weitere Empfehlung von Dekkers ist, sich Jobs zu suchen, die eine wirkliche Herausforderung darstellen. Welche Herausforderung war Ihnen bei der letzten Jobsuche wichtig?

Kathrin Rieger:
Ich wollte und will mich ständig in neue, komplexe Themenfelder und Situationen eindenken. Das Topmanagement zu beraten und gleichzeitig auf der operativen Ebene eng mit internationalen Kollegen und Kunden zu arbeiten, reizt mich nach wie vor.

Career-Women.org:
Eckhard Cordes, Vorsitzender der Metro Group, war voll des Lobes: „Was ich heute an Qualität dieser jungen Leute gesehen habe, ist unglaublich.“ Alle waren „hervorragend ausgebildet, weltoffen, realistisch, rational. Wenn das die zukünftige Managergeneration Deutschlands ist, dann sind wir gut aufgestellt.“ Erfüllt Sie das mit Stolz?

Kathrin Rieger
: Selbstverständlich freut es mich sehr, wenn erfahrene Topmanager dieser Meinung sind.

Career-Women.org:
Man dürfe nicht eindimensional sein, so die Empfehlungen von Cordes an die Spitzenmanager in spe. Gut aufgestellt sei, wer die Komplexität des Umfelds, in dem ein Unternehmen agiert, versteht. „Nur wer Megatrends, Politik und Fachverständnis vereint, kann ein Top-Manager werden.“ Welchen Megatrend beobachten Sie in Ihrer Branche?

Kathrin Rieger
: Die Energiebranche steht wohl vor ihrer größten Herausforderung – sie muss sich neu erfinden. Sich strategisch gänzlich von konventionellen Technologien und starren Strukturen zu lösen und auf erneuerbare und dezentrale Energielösungen „umzusatteln“ bedeutet einen Paradigmenwechsel, der auch operativ umgesetzt und gelebt werden muss. Hierbei sind nicht nur die Energiekonzerne und Anbieter gefragt, auch die Gesellschaft muss dies mittragen können und wollen.

Career-Women.org:
Für Kaspar Rorstedt, Henkel-Vorstandsvorsitzender, war es „ein spannender Tag“ mit vielen guten Präsentationen. Wichtigste Voraussetzung, Karriere zu machen, ist für ihn internationale Erfahrung. „Ohne internationale Erfahrung in einer globalen Welt kommt man nicht voran.“ In welchem Land würden Sie am liebsten zusätzliche internationale Berufserfahrungen sammeln?

Kathrin Rieger:
1.Schweden: Aus energiewirtschaftlicher Perspektive ist der schwedische Markt bereits stark liberalisiert und zeigt Beispiele für weitere europäische Länder auf. Außerdem würde ich gerne erleben und verstehen, wie genau die Schweden Familie und Karriere tagtäglich ein Einklang bringen.
2. Spanien: Aus energiewirtschaftlicher Perspektive steckt der spanische Markt noch in den Kinderschuhen und bietet den idealen Kontrast zu Schweden. Darüber hinaus reizt es mich, die spanische Kultur auch im Arbeitsumfeld zu erfahren und meine Sprachkenntnisse  weiter auszubauen.

Career-Women.org
: Welche Rolle spielt Familiengründung bei Ihren Planungen?

Kathrin Rieger
: Eine Familie mit Kindern ist für mich definitiv ein Muss, derzeit aber noch nicht relevant. Daher schränke ich mich in meinen beruflichen Überlegungen nicht ein. In der Zwischenzeit beobachte ich beruflich erfolgreiche Mütter und erhoffe mir inspirierende Beispiele und Vorbilder.

Career-Women.org
: Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, welcher wäre das?

Kathrin Rieger: Gesundheit und Lebensfreude für meine Familie, Freunde und mich selbst.