Demografische Herausforderung: MINT-Akademiker

Akademiker der Fachrichtungen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) sind für deutsche Unternehmen, vor allem in den Hochtechnologiebranchen, und für die hiesigen Forschungseinrichtungen eine besonders wichtige Mitarbeitergruppe. Mittelfristig scheidet jedoch ein großer Teil der heute noch erwerbstätigen MINT-Akademiker altersbedingt aus dem Erwerbsleben aus und muss durch Nachwuchskräfte ersetzt werden. Von Vera Erdmann / Oliver Koppel

Der Ersatzbedarf an MINT-Akademikerinnen wird aufgrund der demografischen Entwicklung zukünftig deutlich ansteigen. In der jüngeren Vergangenheit hat zwar die Anzahl an Absolventen naturwissenschaftlich-technischer Studienfächer spürbar zugenommen, sie wird aber nicht ausreichen, den Gesamtbedarf der Wirtschaft und Forschung zu decken. Es ist nämlich zu erwarten, dass Wirtschaftswachstum und Strukturwandel zu einem Zusatzbedarf an MINT-Akademikern in Unternehmen und Forschungseinrichtungen führen werden. Darüber hinaus sind unter den hiesigen Absolventen eines MINT-Studiums überdurchschnittlich viele Bildungsausländer, von denen ein großer Anteil aber nach dem Studium Deutschland wieder verlässt. Die Verfügbarkeit von MINT-Akademikern auf dem Arbeitsmarkt ist daher geringer, als allein der Blick auf die Absolventenzahlen verrät. Obwohl der Arbeitsmarktzugang für ausländische Absolventen bereits heute erleichtert ist, bleibt weiterer Handlungsbedarf zur Sicherung des künftigen Ersatz- und Expansionsbedarfs bei MINT-Akademikern.

Das Produktivitätswachstum einer Volkswirtschaft wird sowohl durch Diffusion bereits vorhandener Technologien als auch durch solche Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen determiniert, die die technologische Leistungsfähigkeit erhöhen (Acemoglu/ Aghion/Zilibotti, 2002). Während geringer entwickelte Volkswirtschaften aufgrund des relativ niedrigen Ausgangsniveaus ihrer Produktivität eine vorgegebene Wachstumsrate bereits durch bloße Imitation und Anwendung vorhandener Technologien erzielen können, müssen entwickelte Volkswirtschaften wie Deutschland in einem deutlich stärkeren Maße eigene Forschung und Entwicklung betreiben, die zu innovativen Produkten und neuen technologiebasierten Dienstleistungen führen. Da Sach- und Humankapital gemeinsam den technischen Fortschritt beeinflussen (Aghion/Howitt, 1998), ist eine hohe Forschungsleistung jedoch nur dann möglich, wenn in ausreichender Anzahl hochqualifizierte technischnaturwissenschaftliche Fachkräfte zur Verfügung stehen.

 Nicht zuletzt die von den EU-Staaten angestrebte Erhöhung der gesamtwirtschaftlichen Aufwendungen für Forschung und Entwicklung auf einen Anteil in Höhe von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erfordert notwendigerweise eine Beschäftigungsexpansion von Forschern und Entwicklern in den Unternehmen und den wissenschaftlichen Einrichtungen. Dies gilt vor allem für die Wachstumsfelder Umwelttechnologie, Energie- und Ressourceneffizienz oder Elektromobilität, bei denen Deutschland ein großes Potenzial zugeschrieben wird. Für das Geschäftsmodell Deutschland mit seinen expliziten Stärken im Bereich der forschungs- und exportorientierten Hochtechnologiebranchen (Erdmann, 2010) weisen Akademiker der Fachrichtungen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) daher eine besonders große Relevanz auf. Im Folgenden wird beleuchtet, welche Konsequenzen sich für diese Beschäftigtengruppe durch die demografische Entwicklung ergeben.

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Quelle:

IW-Trends – Vierteljahresschrift zur empirischen Wirtschaftsforschung aus dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln, 37. Jahrgang, Heft 4/2010; ISSN 0941-6838.

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© 2010, IW Medien GmbH, Köln; DOI: 10.2373/1864-810X.10-04-06