Migrantinnen – Stille Reserve im Fachkräftemangel

Hoher Qualifikation zum Trotz drücken Frauen in punkto Führungspositionen derzeit noch eher die Reservebank – vor allem, wenn sie ursprünglich aus einem anderen Land stammen. Doch im Kampf um Fach- und Führungskräfte bieten gerade Frauen mit Migrationshintergrund ein großes Potenzial, meint Prof. Dr. Swetlana Franken. Die Professorin von der Fachhochschule Bielefeld untermauert diese These am Donnerstag, 22. September, auf der Messe Zukunft Personal in Köln.

„10 Prozent der qualifizierten Akademiker mit Migrationshintergrund sind in Deutschland arbeitslos“, so Prof. Dr. Swetlana Franken. „Noch mehr werden in Teilzeitjobs oder unter ihrer Qualifikation eingesetzt.“ Da allein in MINT-Berufen aktuell 170.000 Arbeitsplätze nicht besetzt seien, vergebe die deutsche Wirtschaft auf diese Weise eine enorme Chance: Insbesondere Migranten verfügten über gesuchte Abschlüsse als Ingenieure, IT-Spezialisten oder Maschinenbauer. Dennoch arbeiteten sie häufig als Taxifahrer oder Verkäufer.

Frauen mit Migrationshintergrund seien besonders hart davon betroffen. „Sie sind doppelt diskriminiert – als Frau und als Migrantin“, sagt die Professorin. Deshalb wählten sie oft den Weg in die Selbstständigkeit. Dabei könnten gerade Unternehmen von ihren Kompetenzen profitieren.

Doppelt so gut sein wie Deutsche

Menschen mit Migrationshintergrund und unter ihnen vor allem die Frauen verfügten oft über besondere Sprachkompetenzen – auch in Sprachen, die in Deutschland kaum gelehrt würden, obwohl sie inzwischen viele Unternehmen für Verhandlungen und internationale Aktivitäten benötigten – so etwa Arabisch, Russisch, osteuropäische Sprachen oder Chinesisch.

„Darüber hinaus sind Migranten im Allgemeinen auch offener und sensibler und finden sich nicht nur in ihrer Mutterkultur bestens zurecht“, hat Franken in ihren Untersuchungen ermittelt. Da sie es gewohnt seien, sich in andere Kulturen einzuleben, eigneten sie sich besser für internationale Einsätze als viele Deutsche. Gerade Migranten seien zudem sehr pflichtbewusst, leistungsorientiert, motiviert, ehrgeizig, zielstrebig und fleißig – nach dem Motto, „Wir müssen doppelt so gut sein wie Deutsche, um voranzukommen“.

Ihre Erwartungen an den Beruf ähnelten grundsätzlich sehr den Vorstellungen von deutschen Frauen. Allerdings erklärten sich Migrantinnen seltener bereit, auf Familie und Kinder zu verzichten. „Für sie ist der Wert der Familie noch viel wichtiger als für die deutschen Frauen“, so Franken.

Wie Unternehmen Migrantinnen fördern können

In der Praxis könnten Unternehmen viele Fehler machen, wenn sie diese Zielgruppe näher ins Visier nehmen. Schon die Frage, ob Organisationen eigens Instrumente entwickeln sollten, um Frauen mit Migrationshintergrund zu fördern, sei nicht leicht zu beantworten. Denn dabei bestehe die Gefahr, den Migrantinnen mit Vorurteilen und Stereotypen gegenüberzutreten.

Worauf es also ankommt, wenn Betriebe die Potenziale von Frauen und Migranten besser nutzen wollen, erläutert Swetlana Franken in ihrem Vortrag auf der Messe Zukunft Personal. Anhand ihrer Forschungen skizziert die Referentin soziale und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, optimale Einsatzfelder, begleitende Maßnahmen, Beispiele und wirtschaftliche Effekte.

Vortrag von Prof. Dr. Swetlana Franken:
„Intelligenz der Vielfalt: Potenziale von Frauen und Migranten in Unternehmen nutzen“
Donnerstag, 22. September 2011
14.30 –15.10 Uhr, Forum 6, Halle 2.1, Koelnmesse

Über Prof. Dr. Swetlana Franken
Swetlana Franken kam 1997 von Nishnij Nowgorod (Russland) nach Deutschland und lehrte zunächst als Lehrbeauftragte für Wirtschaftswissenschaften an der FH Köln. Sie berät internationale Firmen in punkto Unternehmensführung, Innovationsmanagement und interkulturelle Kommunikation. Seit März 2008 ist Swetlana Franken als Professorin für BWL und Personalmanagement an der FH Bielefeld tätig. Ihre aktuellen Forschungsaktivitäten haben eine interdisziplinäre Ausrichtung und verbinden die Problematik der Wissensarbeit in Unternehmen mit den Themen Diversity und Interkulturelles Management. Darüber hinaus ist Swetlana Franken Autorin von zahlreichen Büchern und Fachpublikationen.

Das Vortragsprogramm und weitere Informationen zur Messe Zukunft Personal sind unter www.zukunft-personal.de erhältlich.