Neues Förderkonzept für habilitierende Frauen

An der Universität Leipzig ist der erste Durchgang von „MentHaProf“ gestartet, einem Mentoring für Habilitandinnen auf dem Weg zur Professur. Für Ostdeutschland handelt es sich um das erste Programm dieser Art für höher qualifizierende Wissenschaftlerinnen. Es bietet eine individuell zugeschnittene Karriereförderung in der Hochschulmedizin.

Beim Verhältnis von männlichen zu weiblichen Professuren steht es an der Leipziger Universitätsmedizin aktuell 108 zu 9. Um den Anteil von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen, haben Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum MentHaProf ins Leben gerufen. Im ersten, 18-monatigen Durchgang erhalten 6 ausgewählte Wissenschaftlerinnen die Möglichkeit, mit erfahrenen Führungspersönlichkeiten eine Mentoring-Partnerschaft einzugehen. Als innovatives Personalentwicklungsinstrument dient sie dazu, Führungsstil und Kompetenzen an die nächste Generation weiterzugeben. Darüber hinaus besuchen die Teilnehmerinnen Coachings und Seminare zu Themen wie strategische Karriereentwicklung oder kreative Akquise von Forschungsfördergeldern.

Die Medizin ist weiblich, allerdings an der Basis, nicht an der Spitze. MentHaProf will die Schere schließen helfen, die sich in der Phase nach der Doktorarbeit zwischen den Geschlechtern auftut, erläutert PD Dr. Katarina Stengler, Gleichstellungsbeauftragte und Projektleiterin. „Obwohl die Frauen mit einem Anteil von 70 Prozent bei den Promotionen enorm stark sind, brechen 80 Prozent von ihnen danach weg. Und nur 5 Prozent schaffen es bis zur Professur. Dafür gibt es viele Gründe, nicht nur familiäre, sondern beispielsweise mangelnde Karrierestrategien.“ Deshalb bietet MentHaProf hochqualifizierten Wissenschaftlerinnen in der Habilitationsphase zusätzliche Professionalisierungs- und Vernetzungsangebote. An den 36 Medizinischen Fakultäten in Deutschland gibt es bislang vor allem Förderprogramme für Doktoranden.

Die Teilnehmerinnen kommen aus den unterschiedlichsten Fachbereichen: Medizinische Physik, Psychologie, Zahnmedizin und auch Neurobiologie. Dr. Astrid Bertsche, Fachärztin an der universitären Kinder- und Jugendmedizin, ist in ihrer Habilitationsarbeit bereits fortgeschritten. „Mich beschäftigt besonders, die Kliniker und die Wissenschaftlerin zu vereinbaren. Denn das sind zwei Aspekte meiner Arbeitswelt, die häufig in Konkurrenz zueinander stehen. Ich baue auf die im Programm gebotene Möglichkeit, von Erfahrungen im Wissenschaftsbetrieb zu profitieren.“

Hintergrundinformationen

Für weibliche Nachwuchskräfte gibt es an der Universität Leipzig diverse Förderinstrumente, die unter diesem Link http://www.gleichstellung.uni-leipzig.de/karriere/ zusammengefasst sind.

Fast 60 Prozent der Studierenden an der Universität Leipzig sind Frauen, bei den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen beträgt der Anteil rund 40 Prozent. Im Bereich der abgeschlossenen Promotionen weist die Universität Leipzig mit knapp 53 Prozent einen relativ hohen Frauenanteil auf. Bei den Habilitationen sinkt der Frauenanteil jedoch stark: In den Jahren 2009 bis 2011 habilitierten sich insgesamt 102 Personen, von denen nur 28 weiblich waren, also weniger als 27 Prozent. Ein leicht positiver Trend ist auf professoraler Ebene erkennbar. Im Juli 2012 lehrten 74 Professorinnen an der Universität, was 20 Prozent entspricht. Im Jahr 2008 waren es dagegen noch 16 Prozent. Der Frauenanteil von etwa 25 Prozent unter den Neuberufungen seit 2010 zeigt, dass die verstärkte Suche nach weiblichen Bewerberinnen erste Früchte trägt.

Mit dem im Februar 2013 verabschiedeten Gleichstellungskonzept verfolgt die Universität unter anderem die Ziele, den Frauenanteile in Führungs- und Leitungspositionen im wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Bereich zu steigern und gezielt Nachwuchswissenschaftlerinnen zu fördern. Zudem soll die Vereinbarkeit von Studium, Beruf und Familie verbessert werden. Mit dem Gleichstellungskonzept bewirbt sich die Universität Leipzig auf das Professorinnenprogramm II des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).