Marianne Heiß im Wirtschaftsclub Köln

Haben die Deutsche Telekom AG und die EADS-Tochter Airbus Industries den Mund etwas zu voll genommen? Ihre Chefs haben sich im Deutschen Corporate Government Kodex, einer Art Grundgesetz der deutschen Wirtschaft, verpflichtet, den Frauenanteil in ihrem Management bis 2015 auf 33 bzw. 30 % zu steigern. „Wie ist das machbar“, fragt die Bestseller-Autorin Marianne Heiß im Kölner Wirtschaftsclub.

Die junge, elegante Karrierefrau will den  Bossen die heißgeliebten Boni kürzen, wenn sie die selbst gesetzten ehrgeizigen Ziele zur  Gleichberechtigung von Frauen und Männern in den Vorstandsetagen und Führungszirkeln nicht durchsetzen. „Alle Manager erhalten neben ihrem Grundgehalt erfolgsabhängige Bonifikationen. Gemessen wird dafür z. B. die Steigerung  des Gewinns oder des Aktienkurses. Man sollte in Zukunft die Höhe dieser Extrazahlungen auch abhängig machen vom Grad der Realisierung der versprochenen Diversity auf der Managerebene“, forderte Marianne Heiß, Autorin des Buches „Yes, she can – die Zukunft des Managements ist weiblich“ (Redline Verlag). Bei einer Veranstaltung des Wirtschaftsclubs Köln in  Kooperation mit Karin Bäck, der Vorsitzenden der Wissensplattform „Career Women in Motion e. V.“,  vertrat Heiß ihre Sicht des Ringens der Frauen um faire Berufschancen und Gleichberechtigung bis in die Vorstände der Unternehmen.  Auch den Bossen von Daimler, BMW und vielen anderen Konzernen könnten dann Kürzungen drohen. Viele Bosse haben sich wie die Autobauer beim Deutschen Corporate Governance Kodex (DCGK) zu  20% bzw. 15 bis 17% Frauenquote verpflichtet.

 Marianne Heiß (39) ist eine der wenigen Frauen, die es in Deutschland auf die höchsten Sprossen der Karriereleiter geschafft haben. Sie ist European Finance Director bei der Werbeagentur BBDO, Deutschlands führender Unternehmensgruppe für marktorientierte Kommunikationslösungen. Die Agentur gehört zu BBDO Worldwide, einem der erfolgreichsten und renommiertesten Agenturnetzwerke der Welt. Regelmäßig ist die gebürtige Österreicherin, die mit ihrem Mann in Düsseldorf wohnt, in New York und anderen Finanzzentren der Welt. Zum Kölner „Gastspiel“ kam sie leicht abgehetzt aus London.

 Ihre wenige freie Zeit zwischen Konferenzen, Terminen und Flügen kreuz und quer zu und in internationalen Metropolen hat sie auch zu zwei Büchern genutzt, neben „Yes She Can“ hat sie ein Fachbuch über „Strategisches Kostenmanagement in der Praxis“ (2004) und viele Beiträge in Fachzeitschriften publiziert. Neben ihrem Studium der Betriebswirtschaft in Wien war sie bereits als Finance Director bei der dortigen BBDO-Niederlassung beschäftigt. Sie arbeitet sehr planmäßig und zielstrebig für ihre Karriere. So antwortet sie auf die Frage einer Teilnehmerin der Wirtschaftsclub-Veranstaltung,  welche weiteren Ziele beruflichen Ziele sie noch habe „Ich kann mir vorstellen, dass ich in einem DAX-Vorstand arbeite“.

 Nicht nur die Telekom sucht ziemlich intensiv nach geeigneten Managerinnen, seit Vorstandschef Rene Obermann mit der „Männerwirtschaft“ Schluss machen und gleich drei Frauen zu leitenden Manegerinnen ernennen will. Bisher hat er mit der Physikerin Claudia Nemat und der Ex-Bildungsministerin Marion Schick erst zwei gefunden.

 „Ich bin auch schon häufig gefragt worden, ob ich nicht in einen Aufsichtsrat eintreten wolle,“ erinnert sich Marianne Heiß. „Wenn ich dann auf meinen schon heute übervollen Terminkalender hingewiesen habe, meinten die Herren, diese Mandate seien nicht mit wirklich viel Arbeit verbunden. Ich habe dankend abgelehnt, denn hier sollte nur eine Quote erfüllt werden“.

 „Karrieren werden beim Pinkeln gemacht“

 Bei der Werbeagentur BBDO gibt es schon lange keinen „boys club“ mehr., 64% der Mitarbeiter sind weiblich. Aber in der Kreativwirtschaft haben Frauen traditionell mehr Chancen als in anderen Branchen. Noch immer wird der ehemalige Daimler- und jetzige Telekom-Vorstand Thomas Sattelberger zitiert: „Karrieren werden beim Pinkeln gemacht“

 Mit dieser Einstellung will Marianne Heiß brechen. Sie rüttelt ihre Geschlechtsgenossinnen wach, sich beim Kampf um die besseren Positionen, um Macht und auch hohe Einkommen nicht von den Männern an die Wand drücken zu lassen. Mädchen und Frauen sind an Gymnasien und auf Universitäten in der Überzahl. Bei den Berufsanfängerinnen unter 30 sind noch 43% weiblich, dann nur noch 30% in der Gruppe der über 30jährigen. Betrachtet man die 35 bis 39jährigen sind es nur noch 20%.

„Wir brauchen eine gesellschaftliche Diskussion jenseits des Feminismus“ fordert sie und macht allen Schwestern Hoffnung. Denn die Demografie spricht eindeutig für das kommende Zeitalter der Managerinnen. Wenn schon 2015 drei Millionen Erwerbstätige in Deutschland fehlen und die Bevölkerung bis 2050 auf den Stadt von 1950 zurück fällt, kann es sich die Wirtschaft nicht leisten, auf die Arbeitskraft und  Intelligenz der talentierten Frauen zu verzichten. 

 Wäre Lehmans Sisters auch konkurs?

Marianne Heiß will das Management nicht komplett ersetzen durch ein “Womanagement“, durch die Herrschaft der ehrgeizigen, bestens ausgebildeten und karriere-besessenen Frauen. Sie plädiert für gemischte Teams an der Spitze der Unternehmen, denn so können sich die Eigenschaften beider Geschlechter optimal ergänzen. Wäre die vorletzte Weltwirtschaftskrise nach dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers vermieden worden, wenn geeignete  Schwestern die Wall Street-Firma geleitet hätten? Die Autorin glaubt daran und verweist auf den neuen Trend in New York, mit dem vier Frauen in den Aufsichtsrat der New York Stock Exchange aufgestiegen sind.

 „Noch regiert das Y-Chromosom die Wirtschaft“ sagt die Autorin ihren Zuhörerrinnen ( Männer waren die Minderheit) „Männer haben oft Angst vor erfolgreichen Business Women.,“ will sie bemerkt haben. Und „Manager in Toppositionen pflegen das konservative Bild der Hausfrau, die nicht arbeiten muss sondern sich um Familie und Kinder kümmert“.

 Und: „Entwickeln Sie das richtige Machtstreben, suchen Sie sich Mentoren und stricken Sie an Ihrem Netzwerk. Lernen Sie auch, los zu lassen, zu delegieren, engen Sie sich nicht selbst ein“.

 Marianne Heiß hat erfahren, wie entscheidend ein positiver Eindruck ist. Das belegt auch eine Studie der IBM: 55% machen Ausstrahlung und Kompetenz aus, 38% die Stimme und nur 7% der Inhalt.

 Aber: Sind ihre Erkenntnisse und Thesen nicht schon von gestern? In der anschließenden lebhaften Diskussion wurde u.a. erklärt, dass die junge Generation der Studentinnen lieber auf einen reichen Mann warte, um Hausfrau und Mutter zu spielen und eben nicht arbeiten zu müssen.  „Ich suche einen Karrieremann und will keinen Waschlappen zu Hause,“ hört frau in Seminaren und Vorlesungen