„Danke, emanzipiert sind wir selber!“

Für ihr Abschiedsbuch vom Diktat der Rollenbilder war ihr die mediale Resonanz über alle Medien-Kanäle sicher. Aber hat Kristina Schröder auch einkalkuliert, dass ihr Erstlingswerk eine wahre Fundgrube für die Abrechnung mit der Familienministerin sein würde? Ist das eine gewollte Eigen-Demontage der Bundesfamilienministerin? Pressekommentare…..

Stern online schreibt: „Die Abhandlung lese sich „wie eine einzige Rechtfertigung für ihr Nichtstun als Ministerin“, schimpfte ihre SPD-Kontrahentin, Mecklenburg-Vorpommerns Sozialministerin Manuela Schwesig noch vor der offiziellen Präsentation. Das Buch offenbare auf „erschreckende Weise“, wie unpolitisch Schröder denke, kommentierte die frauenbewegte Publizistin Bascha Mika in der „Frankfurter Rundschau“.“

 Prenzlauer Berg

 Kristina Schröder schreckt auch nicht zurück, ihr Buch auf dem Prenzlauer Berg, der Berliner Hochburg für  Akademiker-Familien mit Kindern, vorzustellen. Dazu Welt online: „Was für eine Schmach: Bei ihrer Buchvorstellung im Berliner Wohlfühl-Bezirk Prenzlauer Berg gerät Ministerin Kristina Schröder unter Dauerbeschuss. Von der „Flexiquote“ will dort niemand etwas wissen.“ Die Frauen interessiert vor allem die Frage nach Kita-Plätzen. Resumée der Welt von diesem Auftritt: „Wer auch immer Kristina Schröder geraten haben mag, dieses Buch zu schreiben, er hat ihr keinen Gefallen getan. Das Publikum, das ist deutlich zu spüren, fühlt sich betrogen von dieser Frau, die zwar das Amt der Frauenministerin bekleidet, sich aber so beharrlich weigert, es zu gestalten.“

 Bankrotterklärung

 Zeit online nennt es u.a. einen wirren Kampf gegen „Rollenleitbildfanatikerinnen“.  Unter der Überschrift „Schröder schreibt ihre eigene Bankrotterklärung“ steht: „Familienministerin Kristina Schröder rechnet in ihrem Buch mit dem Feminismus ab. Dabei entlarvt sie sich als Fehlbesetzung für ihr Amt.“

Der Kölner Stadtanzeiger schreibt: „Vor allem aber klagt sie über veraltete und starre Rollenbilder – ohne jedoch neue anzubieten. Schröder schiebt solche Fragen dorthin, wo sie nicht zuständig ist – ins Private. „Wir sollten Rollen nicht länger zu gesellschaftlichen Leitbildern erheben, sondern sie als Teil der privaten Lebensführung von Frauen und Männern in ihrer Partnerschaft und Familie akzeptieren.“ Soll doch jeder selbst entscheiden, wer „den Möhrenpastinakenbrei kocht: Vater, Mutter oder Claus Hipp?“. Eine Absage an das Bemühen der 68-Bewegung, das Private politisch zu fassen. Und das Signal: Kommt mit diesen Fragen nicht zu mir.“

Kapitale Fehlbesetzung

Das Handelsblatt, das Kristina Schröder mit zahlreichen Interviews „würdigte“, zitiert mit der Überchrift „Kristina Schröder ist eine kapitale Fehlbesetzung“ die Vize-Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Dagmar Ziegler: „Ihr Buch „Danke, emanzipiert sind wir schon“ ist nichts anderes als eine Absage an Politik. Denn Frauen sind in der Schröderschen Lesart eben selbst schuld an ihrer Misere. Nähme Frau Schröder ihre dümmlichen Thesen ernst, müsste sie selbst zurücktreten. Vermissen würde sie sicherlich niemand.“

Antiquierte Haltung

Und die Grünen nutzen die Gunst der Stunde. Renate Künast will feste Frauenquote in Konzernen mit einem fraktionsübergreifenden Gruppenantrag durchsetzen. Die Süddeutsche Zeitung zitiert: ‚Ich bin davon überzeugt und weiß, dass es Frauen in allen Fraktionen gibt, die sich mit Schröders antiquierter Haltung nicht abfinden wollen‘, sagte die Fraktionschefin der Grünen, Renate Künast. Deswegen setze sie sich „dafür ein, dass ein fraktionsübergreifender Antrag für eine verbindliche Frauenquote zustande kommt. Diese Regelung wird kommen, darauf sollten sich schon jetzt alle einstellen, statt Zeit mit Verhinderungsspielchen zu verplempern.“

taz.de tituliert Kristina Schröder als „Die allerletzte Postfeministin“ und kommentiert: „Es hätte ein Buch über Lösungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie werden können. Aber danach sucht Ministerin Schröder nicht. Sie kämpft lieber gegen Windmühlen.“

„Nix ist öder als die Politik von Frau Schröder“

Das ist die Schlagzeile von Bild, das Blatt, das sich allmählich zum Karriere-Killer Nr. 1 nach dem immer gleichen Strickmuster macht.  Wir erinnern uns an Ex-Bundespräsident Christian Wulff oder Ex-Vereidigungsminister Karl-Theodor von Guttenberg – erst hui dann pfui. Auch Kristina Schröder war vor ein paar Wochen noch interessant genug für lange Interviews. Das Blatt hat sich gewendet, jetzt reiht sich Bild in die Häme mit Zitaten ein wie: Ob Betreuungsgeld, Frauenquote oder Kitaplätze – die Ministerin ist „in der Defensive“, urteilt die renommierte „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. „Kinder, Küche, Kristina“, höhnt die „Süddeutsche Zeitung“. … „Auch in der Koalition ist man unzufrieden mit der politischen Bilanz der Ministerin. Ein Spitzenpolitiker aus der Union: „Im Kabinett ist Frau Schröder alles andere als ein Aktivposten …“

Zugegeben, wir haben hier auch nichts anderes gemacht. Wir haben aber auch nichts anderes gefunden. Dabei hat Kristina Schröder vom Grundsatz her Recht. Wir Frauen sind emanzipiert. Das scheint nur noch nicht bei allen angekommen sein.