brands for talents

Wie bekomme ich Karriere und Familie unter einen Hut? Wie kann ich mich im Beruf verwirklichen ohne meine Kinder zu vernachlässigen? Diese Fragen beschäftigen Frauen, seit sie angefangen haben als Mütter außerhalb der eigenen vier Wände beruflich tätig zu sein. Interview mit Ina Claßen und Karoline Iwersen von Corinna Brückner

Gleichzeitig besteht auf Unternehmensseite ein hohes Interesse, weibliches Führungspersonal langfristig an sich zu binden und überdies Leistungsträgerinnen nach der Geburt des Kindes nicht zu verlieren.   Ina Claßen (55), 2-fach Mutter in langjähriger HR Leitungsfunktion bei Henkel, Gründerin von brands for talents und Karoline Iwersen (34), 4-fach Mutter, Beraterin und Verantwortliche im Vertrieb von brands for talentsnennen sich selbst „Die Rollenentdecker“.In ihrer Firma brands for talentshaben die Beiden ein tragfähiges Konzept entwickelt, wollen eine belastbare Brücke zwischen „den Welten“ bauen, zwischen den Unternehmen und den bei ihnen beschäftigten Müttern.

Schön, dass Sie Zeit gefunden haben mir einige Fragen zu beantworten. Apropos, wie sieht es denn mit Ihrem eigenen Zeitmanagement aus?

Ina Claßen: (lacht) Für mich persönlich ist das relativ leicht. Meine Söhne sind 21 und 25 Jahre alt, also in einem Alter, wo sie die „Mami“ nicht mehr wirklich brauchen. Zumindest nicht täglich, da beide im Studium sind.

Karoline Iwersen: Meine 4 Töchter sind zwischen 10 Monaten und 10 Jahren alt. Da stellt sich die Frage nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf natürlich ständig. Jeder Tag ist eine Herausforderung!

Wo sind die schlimmsten Barrieren für junge Mütter?

Karoline Iwersen: Die schlimmste Barriere ist zunächst einmal die Vereinbarkeitslüge. Es geht doch eigentlich um die Addition der Aufgaben aus beiden Bereichen, Beruf und Familie. Dazu kommen bei vielen Frauen die schwierigen Rahmenbedingungen. Die Kosten für gute Kitaplätze sind sehr hoch, zudemmuss der Haushalt organisiert werden und im Arbeitsleben trifft man immer noch auf verkrustete Strukturen die wenig Flexibilität zu lassen. Und dies vor allem in den Köpfen!

Ina Claßen: Ganz genau ! Barrieren gibt es auf beiden Seiten, bei den Müttern und bei den Unternehmen.Es ist gar nicht so einfach, sich im Vorfeld Gedanken darüber zu machen wie das denn so wird wenn das erste Kind da ist. Man will ja möglichst alles richtig machen, immer Top-Leistung erbringen – im Job und in der Familie.  Deswegen sprechen wir auch von einer ADDITION und nicht von Vereinbarkeit. Wie diese Addition bestmöglich umgesetzt wird, ohne dass das Fass zum überlaufen kommt hängt letztendlich mit den persönlichen Lebensumständen, dem Umfeld, den Motivationsfaktoren und den Wünschen jeder einzelnen Frau zusammen. Ehrlichkeit zu sich selbst ist hier eine wesentliche Komponente.

Auf Unternehmensseitewird oftmals zu einseitig über die Angebote von Rahmenbedingungen gesprochen. Aus unserer Sicht wird zu wenig über individuelle für beide Seiten praktikable Angebote nachgedacht, wie die Addition zu managen ist. Das bedeutet gelebte Familienfreundlichkeit! Das Ziel ist doch, dass sowohl die Mütter/Väter als auch der Arbeitgeber risikofrei zusammenarbeiten können. Die volle Konzentration auf den Job ist möglich, wenn im Hintergrund alles geregelt ist!

Wie sind Sie auf die Idee zu brands for talents gekommen?

Ina Claßen: Seit über 25 Jahren brenne ich für die Themen Employer Branding, Recruitment und Talent Management. Meine feste Überzeugung ist, dass die Passung, der sog. „Cultural fit“ der Schlüssel zu motivierten und engagierten Mitarbeitern ist. Nur wenn die Marke, die gelebten Markenwerte zu den aktuellen und potenziellen Mitarbeitern passen, werden diese zu Fans ihres Unternehmens. Das ist wichtig für Unternehmen, wenn sie sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren wollen und Bewerber im Recruitment Prozess auswählen. Und es ist wichtig für Talente, wenn sie auf dem Arbeitsmarkt den für sie passenden Arbeitgeber finden möchten. Nach langjähriger Tätigkeit in HR-Leitungsfunktionen im Dax und Mittelstand, habe ich mich 2013 dazu entschlossen, mein eigenes Unternehmen zu gründen – brands for talents, Marke und Mitarbeiter miteinander managen, um dieses Verständnis in die Unternehmen und zu den Talenten zu tragen. Das Rollenentdecker Konzept, welches ich zusammen mit Karoline entwickelt habe, ist dann nur ein weiterer logischer Schritt. Dabei geht es darum einerseits Müttern zu helfen, Ihre eigene Rolle im Kontext von Familie und Karriere zu finden und andererseits die Attraktivität von Arbeitgebern durch gelebte Familienfreundlichkeit zu erhöhen.

Karoline Iwersen: Ina hatte schon brands for talents vor meinem Eintreten gegründet. Ich bin sehr stolz darauf in diesem Unternehmen meinen Schwerpunkt in der Beratung im Kontext Familie und Karriere einbringen zu können und die Rollenentdecker mit Ihr zusammen ins Leben gerufen zu haben.

Welches Feedback haben Sie von den Frauen bekommen, die Sie bis jetzt schon beraten haben?

Karoline Iwersen: Wir haben wirklich unglaublich positive Rückmeldungen erhalten. Mir persönlich macht es großen Spaß den Frauen auf diese Weise helfen zu können, sie bei Ihrer Rollenentdeckung zu begleiten. Das gelingt besonders auch dadurch, dass wir mit unseren Kundinnen fortwährend im Kontakt bleiben.

Ina Claßen: Ich gebe ehrlich zu, ich wusste am Anfang nicht wie sehr wir helfen können. Das sehr positive Feedback der, von uns beratenen Frauen ist eine wunderbare Bestätigung für unsere Arbeit. Unsere Expertise, Karoline in der aktiven Mutterrolle, mit dem operativen Blick auf Rolle, Organisation, Betreuung etc. und meine Erfahrungen im Personal-/Recruitingbereich und natürlich auch als arbeitende Managerin, also quasi der Unternehmens- und Recruiterblick, sind ein optimaler Mix um unseren Kundinnen die bestmögliche Unterstützung zu geben.

Wie ist die Akzeptanz für brands for talents auf Unternehmensseite?

Ina Claßen: Der Fachkräftemangel und die demografische Entwicklung machen es notwendig, sich mit dem Thema Mitarbeiterrekrutierung und der langfristigen Bindung von Arbeitskräften zu befassen. Immer mehr Arbeitgeber erkennen, dass sich eine attraktive Arbeitgebermarke nicht auf schicke Bilder in Stellenanzeigen beschränken darf, sondern dass es letztendlich darum geht, das Unternehmen mit seiner eigenen Persönlichkeit darzustellen, um die passenden Mitarbeiter anzuziehen.  Gelebte Familienfreundlichkeit macht einen Arbeitgeber attraktiv. Dass hochtalentierte Frauen von solchen Unternehmen angezogen und auch langfristig gebunden werden, ist bekannt. Vielfach verstehen Unternehmen Familienfreundlichkeit aber immer noch als zur Verfügungsstellung von Rahmenbedingungen. Angebote wie Teilzeit, Homeoffice, Kita etc. sind da bei weitem nicht genug. Aus unserer Sicht geht es darum, den Mitarbeiterinnen die Möglichkeit zu bieten, Familie und Karriere in eine – ihre ganz persönliche –  Waage zu bringen, um beruflich Vollgas zu geben. Eine personalisierte Personalarbeit mit entsprechender persönlicher Beratung ist aus unserer Sicht der Schlüssel zum Erfolg. Hier ist noch Aufbau- und Überzeugungsarbeit zu leisten.

Karoline Iwersen: Genauso ist es! Allerdings, einmal angekommen erleben wir eine große Wertschätzung, da unsere Maßnahmen erkennbar eine echte gelebte Familienfreundlichkeit fördern.

Was würden Sie sich persönlich für die Zukunft für Ihr Unternehmen brands for talents und das „Rollenentdecker Programm“ wünschen und wo sehen Sie sich in 10 Jahren?

Karoline Iwersen: In 10 Jahren sind die Rollenentdecker mit Ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen im gesamten Bundesgebiet unterwegs um den Weg für gelebte Familienfreundlichkeit in Unternehmen zu ebnen. Gleichzeitig unterstützen wir weibliche Fach- und Führungskräfte im Kontext Familie und Beruf in unserer Beratung. Mit Vorträgen sind wir eine feste Institution wenn es um diese Fragestellungen geht. Und Ina und ich haben immer noch so ein gutes Teamfeeling, wie jetzt.

Ina Claßen: Unternehmen haben erkannt, wie wichtig eine authentische und glaubwürdige Positionierung als Arbeitgeber ist. Auf dieser  Grundlage machen sie aktuelle und potenzielle Mitarbeiter zu ihren Fans.  brands for talents ist Sparingspartner und Unterstützer bei der Umsetzung dieser Positionierung und dem Recruiting der passenden Talente. Und wasdie Rollenentdecker betrifft, besser als Karoline es gesagt hat, kann ich es nicht ausdrücken! 100% Übereinstimmung in inhaltlicher Ausrichtung und Vision, so sollte es sein, so wollen wir selber als Team weiter miteinander zusammen arbeiten und genauso wollen wir es zu den Frauen und auch in die Unternehmen tragen. Dafür brennen wir!

Danke für das Gespräch