Internationale Perspektive wichtig

Claudia Geis hat sich ihren Arbeitgeber, Bayer Health Care AG, sehr gezielt ausgesucht und wurde nicht enttäuscht. Wichtig waren ihr eine internationale Perspektive und die Möglichkeit, ihre BWL-Kenntnisse mit ihrem Interesse an Naturwissenschaft und Medizin zu kombinieren. Heute ist sie Leiterin der Division Diabetes Care.

Claudia Geis, 44, in der Nähe von Chemnitz geboren und aufgewachsen, studierte in Berlin an der Hochschule für Wirtschaft und Technik Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Aussenwirtschaft. Inzwischen ist sie verheiratet und hat eine Tochter.

Dass beide Elternteile berufstätig sind und die Kinder ganztägig in der Kita betreut werden, das war in der ehemaligen DDR ganz normal. Deswegen stand auch für die Betriebswirtschaftlerin von vornherein fest, dass Karriere und Familie vereinbar sein müssen. Das war eine klare Ansage. Bayer hat die junge Frau trotzdem eingestellt. Ihr Trainee-Programm absolvierte sie in den USA. Zurück im Rheinland übernahm sie die Position einer Länderreferentin für Asien. Nach kurzer Babypause sammelte sie Erfahrungen in den Bereichen Regionales Controlling und Business Development, u.a. auch in den USA. Ihre ersten Leitungsfunktionen übernahm Geis in der Bayer Vital GmbH in den Business Units General Medicine und Hämatologie/Kardiologie. Vor acht Monaten machte sie den nächsten Karrieresprung nach oben. Seitdem leitet sie die Division Diabetes Care von Bayer Vital.

Career-Women.org: Nach welchen Kriterien haben Sie sich Ihren ersten Arbeitgeber, die Bayer HealthCare AG, ausgesucht?

Claudia Geis: Mein Arbeitgeber sollte ein großes, global ausgerichtetes Unternehmen sein. Von einem solchen Unternehmen erwartete ich mir ein gut konzipiertes, umfassendes Traineeprogramm. Außerdem war mir die Perspektive wichtig, schon bald auch international zu arbeiten. Beide Erwartungen hat Bayer im Rückblick voll erfüllt.

Im Übrigen hat mich die Healthcare Branche schon während meines Studiums fasziniert. Denn die Produkte verbessern essentiell das Leben – die Gesundheit – von Menschen. Dabei ist das Geschäft mit Medikamenten und Medizinprodukten äußerst komplex. Ich habe zwar BWL studiert, dabei aber auch großes Interesse an Naturwissenschaft und Medizin.

Last, not least: Mein Arbeitgeber sollte – der Liebe wegen – ein Unternehmen im Rheinland sein.

Career-Women.org: Wie wurden Sie auf die Leitungsfunktion von Diabetes Care vorbereitet?

Claudia Geis: Das war ein kontinuierlicher Prozess. Mit jeder neuen Aufgabe, die ich in den vergangenen Jahren übernahm, bekam ich mehr Umsatz- und gleichzeitig mehr Führungsverantwortung. Außerdem gibt es bei Bayer sehr gute, strukturierte Programme, in denen Führungskompetenz trainiert wird. Ich habe an einer ganzen Reihe solcher externer und interner Trainings teilgenommen.

Sehr hilfreich waren und sind außerdem Mentoren, die mich auf meinem Karriereweg begleiten und coachen sowie Kollegen, die ich um Rat fragen und mit denen ich vieles offen diskutieren kann.

Career-Women.org: Was sind aus Ihrer Sicht wichtige Eigenschaften, um Karriere zu machen?

Claudia Geis: Klar halte ich Eigenschaften wie Zielstrebigkeit, Leistungsbereitschaft, Fachkompetenz und – ganz altmodisch – Fleiß für Grundvoraussetzungen, um Karriere zu machen. Wesentlich ist aber auch das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten sowie – damit verknüpft – die Bereitschaft, sich immer wieder auf neue Herausforderungen einzulassen, auch neugierig zu bleiben. Wer außerdem Potential bei Mitarbeitern erkennen und fördern kann, starke Teams bildet und führt, ist für eine Karriere gut aufgestellt.

Aus meiner Sicht ganz entscheidend ist außerdem ein starker Rückhalt und Unterstützung im privaten Bereich. Ohne meinen Mann, ohne meine Familie wäre ich sicher nicht da, wo ich heute bin.

Career-Women.org: Würden Sie sagen, dass sich Ihr Führungsstil von dem Ihrer männlichen Kollegen unterscheidet?

Claudia Geis: Ich glaube nicht an einen „weiblichen oder männlichen Führungsstil“ – eher an einen guten oder auch weniger guten. Guter Führungsstil heißt für mich, jedem Mitarbeiter mit Respekt zu begegnen und ihn mit seinen Fähigkeiten und Kompetenzen einzubeziehen. Wichtig ist, dass jedes Teammitglied die Unternehmensziele kennt und sie unterstützt. Meine Aufgabe ist hier zu  motivieren und mein Team – aber auch mich selbst – stetig  weiterzuentwickeln. Entscheidungen treffen muss ich am Ende meist selbst. Sie möglichst allen plausibel zu machen und dann konsequent durchzusetzen, gehört ebenfalls zur Führungskompetenz

Guten Führungsstil erlebe ich bei Frauen und bei Männern. Aus meiner Sicht ist dies nicht abhängig vom Geschlecht,  sondern vielmehr eine Frage von Fairness und Kommunikationsfähigkeit.

Career-Women.org: Was bedeutet für Sie gleichberechtigtes Familienmanagement?

Claudia Geis: Ebenso wenig wie ich an einen „typisch weiblichen Führungsstil“ glaube, dass Kindererziehung per se eine Aufgabe von Frauen sein muss. Männer können das genau so gut.
Unter gleichberechtigtem Familienmanagement verstehe ich daher, dass Eltern gemeinsam die Aufgabenverteilung unabhängig von tradierten Rollenbildern entscheiden und verantworten. Es gibt dabei heute so viele Modelle, die funktionieren. Wichtig ist, dass alle Familienmitglieder sich dabei wohl fühlen und bestens entwickeln können.