Architekturpreis geht an Erfurter Master-Studentin

Neidvoll betrachtet der kahlköpfige Professor das haarige Haus. Näher be-trachtet handelt es sich um unzählige spitze Fahnen, die an der Fassade des Hauses für Materialforschung beweglich befestigt sind. Die Mähne weht im Wind der Hansestadt Hamburg und erzeugt dabei Energie. Diese intelligente Gebäudehülle wurde von Sabine Dreisilker im Rahmen ihrer Masterarbeit an der Architekturfakultät der FH Erfurt entwickelt.

Zu beplanen war ein Wassergrundstück auf der Hamburger Schlossinsel im Rahmen der dortigen Internationalen Bauausstellung. Das Projekt wurde von den Professoren Jutta Bechtholt, Ulf Hestermann und Philipp Krebs herausgegeben. Bestandteile des umfangreichen Raumprogramms waren neben Ausstellungsflächen und Veranstaltungsräumen ein Verwaltungstrakt, eine Forschungsabteilung, Werkstätten und ein Café. Erst Wochen nach der erfolgreichen Präsentation ihrer Masterarbeit erhielt nun Frau Dreisilker für ihr bemerkenswertes Konzept eine Anerkennung beim viel beachteten bundesweiten Egon-Eiermann-Wettbewerb.

Aus dem Auslobungstext: „SMART SKIN – damit ist nicht nur die Technologie gemeint, sondern vor allem die ideenreiche Gestaltung. Gesucht werden mutige Visionen für die energieeffiziente Gebäudehülle der Zukunft als integrierter Bestandteil eines innovativen Entwurfskonzepts.“

Aus den Konzepterläuterungen von Sabine Dreisilker:
„…Die innere Raumentwicklung als Grundlage der baulichen Entwicklung folgt der Idee eines offenen Raumflusses, durch den sich der Besucher intuitiv bewegen kann. Einzelne Funktionen bilden sich im Raumkontinuum als eingestellte Körper ab. Das Tragsystem ist ein Stahlbetonskelettbau. Aussteifenden Betonkerne, Deckenplatten und Bindern auf Pendelstützen erstrecken sich über fünf Obergeschosse und ein Untergeschoss. In den Ausstellungsbereichen finden sich an den Unterzügen abgehängte Präsentationsplattformen und verteilen sich wie Informationsinseln im Raum.
Die thermische Hülle besteht aus einer vorgehängten, verglasten Pfosten-Riegel-Konstruktion, welche ausreichend Licht in die Tiefe des Raumes bringt. Die äußere Hülle bildet ein Flies aus stromerzeugenden Mini-Windgeneratoren. Die beiden Eingänge, nach Süd zur Hauptwegeführung und Nord zum Quartiersplatz, werden markiert von Einschnitten in den kon-tinuierlichen Flies der Windgeneratoren. Diese Einschnitte mit den daran anschließenden Fluchttreppenkernen gliedern maßgeblich den Innenraum. Ab dem 1.OG kragen die Geschosse bis zur Wasserkante bündig aus. Zwei breite, geschosshoch verglaste Lichtschächte nach Süden und Nord belichten das UG. Über dem Restaurantbereich im EG entsteht eine zweige-schossige Galerie mit Blickbeziehungen zu den eingerückten Konferenzsälen der beiden darüber liegenden Geschosse ….“

Prof. Joachim Deckert

Prof. Egon Eiermann, 1904-1970, war einer der prägenden Architekten in Nach-kriegsdeutschland. Er lehrte an der Universität Karlsruhe und baute u.a. die Berliner Gedächtniskirche und die Deutsche Botschaft in Washington