Mein Gehalt ist mir nicht so wichtig

Wir Frauen werden gerne unterschätzt. Schlimmer noch: Wir unterschätzen uns selbst. Es gibt eine ganze Reihe von Studien, die belegen, dass Frauen noch immer für weniger produktiv gehalten werden als Männer – auch von den Frauen. Diese Vorurteile haben Macht über uns, sie beeinflussen unbewusst unser Verhalten.

Das fängt bereits bei der Bewerbung an: Männer bewerben sich schon, wenn sie nur zehn Prozent der im Jobprofil geforderten Anforderungen erfüllen. Frauen dagegen trauen sich erst, wenn sie nahezu 100 Prozent mitbringen. Auch im Gehaltsniveau schlägt sich das unterschiedliche Selbstbewusstsein nieder: Denn wenn wir Frauen uns selbst nicht glauben, dass wir für den Arbeitgeber ein echter Gewinn sind, dann werden wir auch kein angemessenes Gehalt für uns aushandeln können.

Simone de Beauvoir hat einmal gesagt: „Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen: Sie bekommen nichts.“ Das trifft ganz besonders auf das Berufsleben und hier vor allem auf die Entlohnung zu. Denn von selbst und aus freien Stücken zahlt Ihnen kein Chef der Welt mehr Gehalt.

Leider denken Frauen oft: „Das Geld ist mir nicht so wichtig, Hauptsache die Arbeit macht mir Spaß.“ Sie übersehen dabei, dass ein Job, den man gerne macht, auch meist zu überdurchschnittlicher Leistung und Erfolgen führt. Und die darf man sich auch bezahlen lassen.

Für Männer ist das ganz selbstverständlich: Sie tigern Jahr für Jahr zu ihrem Vorgesetzten und fordern mehr Geld. Frauen dagegen fragen nur alle zwei bis drei Jahre nach einer Gehaltserhöhung. Sie sind zu ehrlich und zu bescheiden – feine Eigenschaften, die Chefs und Personaler natürlich freuen, aber die Frauen selbst nicht weiter bringen. Denn wenn sie sich vom ersten Gegenargument aus dem Konzept bringen lassen, gleich den ersten Gehaltsvorschlag akzeptieren oder gar nicht erst nachfragen, wird es weiterhin bei den großen Verdienstunterschieden zwischen den Geschlechtern bleiben. In Deutschland liegen die Löhne der Frauen seit Jahren deutlich unter denen der Männer, aktuell ganze 22 Prozent. 

Aber das ist kein Schicksal, das Sie so hinnehmen müssen. Sie können gezielt etwas tun, um sich selbst eine bessere Verhandlungsposition zu verschaffen. 

7 Regeln für ein erfolgreiches Gehaltsgespräch:

Werden Sie aktiv!

Ihr Vorgesetzter wird nicht von allein auf Sie zukommen. Vielmehr sollten Sie in einem Turnus von zwölf bis achtzehn Monaten nach einer Gehaltserhöhung fragen. Tun Sie das nicht, kann bei Ihrem Chef sogar der Eindruck entstehen, dass Sie zu wenig leisten oder sich nichts zutrauen. Passen Sie für das Gespräch möglichst einen Zeitpunkt ab, an dem das Unternehmen finanziell gut da steht und

Sie Erfolge vorzuweisen haben.

Seien Sie vorbereitet!

Vor dem Gespräch sollten Sie gute Argumente für eine Gehaltssteigerung sammeln. Vielleicht ein abgeschlossenes Projekt oder Neuerungen, die Sie eingeführt haben. Besonders gut sind natürlich konkrete Zahlen, mit denen Sie untermauern können, was Sie für das Unternehmen geleistet haben. Kein gutes Argument ist dagegen der Vergleich mit Kollegen, denn Ihr Chef wird es nicht gern hören, dass sich seine Mitarbeiter über ihre Gehälter austauschen. Sprechen Sie daher nur von Ihren Leistungen.

Finden Sie klare Worte!

Stellen Sie sich vor, Sie wären Ihr Chef. Was würden Sie denken, wenn eine Mitarbeiterin zu Ihnen sagen würde: „Ich fände es gut, wenn ich irgendwann demnächst so 5 Prozent mehr bekommen könnte.“ Würden Sie diese Frau ernst nehmen? Wahrscheinlich nicht. Eine ernsthafte Verhandlungspartnerin wäre sie erst, wenn sie ihren Gehaltswunsch konkret formulieren würde. Etwa so: „Ich stelle mir 5 Prozent mehr vor.“ So wird aus der unsicher vorgetragenen Bitte eine konkrete Forderung.

Verhandeln Sie geschickt!

Sie kennen das sicher vom Flohmarkt oder einem türkischen Basar: Wer einen guten Preis für seine Ware erzielen will, wird zunächst einen überhöhten Preis nennen und sich dann langsam herunterhandeln lassen. So sollten Sie es auch im Gehaltsgespräch machen: Setzen Sie Ihren Gehaltswunsch zunächst etwas höher an. Dann haben Sie einen Spielraum, um Ihrem Verhandlungspartner entgegen zu kommen.

Orientieren Sie sich am männlichen Gehalt!

Da Frauen meistens zu wenig verdienen, wäre es ein Fehler, ihre Gehälter als Orientierungshilfe zu nehmen. Vielmehr sollten Sie nach den Männern schauen: Die wissen meist, was sie wert sind und fordern es auch ein.

Fallen Sie nicht auf Psychotricks herein!

Vorgesetzte und Personaler beherrschen alle Kniffe, um ihre Angestellten im Gehalts-Gespräch aus der Ruhe zu bringen. Man könnte Ihnen etwa entgegen halten, dass der geforderte Betrag viel zu hoch sei oder dass die Firma derzeit nicht mehr Gehalt zahlen könne. In dem Fall wäre es gut, wenn Sie auf die Gehälter im Branchenvergleich verweisen könnten – sowie natürlich auf eigene Leistungen, die das Unternehmen wirtschaftlich nach vorn gebracht haben.

Bleiben Sie dran!

Manchmal helfen die besten Argumente nicht und der/die Vorgesetzte bleibt hart. Dann geben Sie nicht auf: Kommen Sie nach einigen Monaten erneut auf ihn/sie zu und vereinbaren einen Gesprächstermin. Vielleicht haben Sie bis dahin sogar neue Ergebnisse vorzuweisen, die für den entscheidenden Erfolg sorgen?

Wichtig ist, dass Sie selbstbewusst sind und Ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen. Machen Sie sich vorher klar, was Sie sich wert sind und welches Gehalt für Sie auf keinen Fall mehr in Frage kommt. Ihr Vorgesetzter wird spüren, wenn es Ihnen wirklich ernst ist und wo Ihre Grenze liegt. Im Gehaltspoker ist es wie auch sonst im Leben: Wenn Sie sich selbst ernst nehmen, werden es auch die anderen tun.

Sigrid Meuselbach & Team bringt Frauen in Führung – und hilft Männern, gut damit zu leben. Als die Trainerin, Pädagogin und Wirtschaftsmediatorin vor fast 30 Jahren „Frauenseminare“ und „Gender-Trainings – Brücken bauen zwischen männlicher und weiblicher Kommunikation“ in internationalen Konzernen einführte, war das eine Sensation. Inzwischen ist Sigrid Meuselbach auch als Coachin und Speakerin gefragt. Bis heute brennt sie dafür, Frauen in Unternehmen und Wissenschaft beim Entdecken ihrer Möglichkeiten zu unterstützen – kenntnisreich und psychologisch fundiert, mit Herzblut und Humor. Dafür gründete sie 1992 das Unternehmen „Sigrid Meuselbach & Team“. 

Im Frühjahr 2015 erscheint ihr Buch bei Ariston „Die Dornröschen-Falle. Aufgewacht! 40 Strategien, wie Frauen mehr Erfolg im Job haben“.

Die Autorin lebt mit ihrem Mann bei Köln und hat eine Tochter. 

Sie wollen mehr wissen? Emailen oder rufen Sie (0177-8387313) Sigrid Meuselbach an, wenn Sie mehr wissen wollen zum Thema „Karriere-Wege von Frauen – Erfolgsfaktoren und Stolpersteine“ www.meuselbach-seminare.de