Unternehmenskultur und die Rolle von Frauen

Unternehmenskultur oder Corporate Culture bezeichnet die Grundgesamtheit von gemeinsamen Normen, Einstellungen und Werten, welche die Handlungen und Einstellungen von Unternehmensmitgliedern prägen. Noch immer sind in den meisten Unternehmen die Bosse in der Regel Männer – nur selten sind in der Führungsetage auch Frauen zu finden. Welche Rolle übernehmen Frauen in der Unternehmenskultur?

Was ist Unternehmenskultur?

Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass die Kultur in einem Unternehmen den wirtschaftlichen Erfolg positiv beeinflussen kann. Doch ohne vorgelegte Normen und Werte wird dies nicht gelingen. Schon in den 1920er Jahren entstanden im Personalbereich verschiedene Programme zur Pflege der menschlichen Beziehungen. Die Initiatoren veranstalteten beispielsweise Treffen von Managern mit ihren Angehörigen aus den mittleren Führungsebenen oder Abendveranstaltungen und weitere Treffen der Belegschaft. Dort, wo ein positives und geselliges Miteinander gepflegt herrschte, war auch das Betriebsklima gut. Seitdem haben sich viele Berater und Wissenschaftler mit dem Thema der Unternehmenskultur oder Organisationskultur beschäftigt. Allerdings überwiegend immer nur dann, wenn es den Unternehmen durch externe Krisen oder Missmanagement gerade schlecht ging.

Mitte der 1970er und Anfang der 1980er Jahre häuften sich die Publikationen, in denen der Erfolg von Unternehmen mit den kulturellen Aspekten verknüpft wurde. Außerdem drängten japanische Konkurrenten auf den Markt, die mit ihrer für Deutschland ungewohnten Unternehmenskultur neue Produktivitätsrekorde aufstellten. Mit diesen japanischen Herausforderungen beschäftigten sich die McKinsey-Berater Robert Watermann und Tom Peters intensiv und entwickelten so in den 1970er Jahren ein Unternehmensmodell namens 7S-Modell. Es beruht auf drei harten und vier weichen Faktoren als Standbeine für den Erfolg – eines der Standbeine war die Unternehmenskultur.

Der US-amerikanische Managementprofessor William G. Ouchi untersuchte viele Jahre lang die Unterschiede zwischen amerikanischen und japanischen Unternehmen. 1981 schrieb er das Buch „Theory Z: How American Management Can Meet the Japanese Challenge“. Inhalt des Buches war unter anderem, wie sich die Mitarbeit von Arbeitnehmern im Punkt der Kooperationsbereitschaft und Arbeitsdisziplin ändert, sobald die Unternehmenskultur auf Vertrauen basiert. Fortan wurde das Thema Kultur zu einer Management-Mode.

Tipp: Noch mehr Informationen zum Thema Unternehmenskultur und Unternehmenskultur-Modelle gibt es auf der Webseite von initio.

Drei Gründe sind für das Fehlen der Frauen in Spitzenpositionen verantwortlich

Die Frage lautet: Warum sind so wenige Frauen in den leitenden Positionen der großen Unternehmen zu finden? Anscheinend gibt es dafür drei Gründe: Der erste Grund ist schlicht und einfach, dass viele Frauen Angst bekommen, kurz bevor sie auf dem Sprung nach oben auf der Karriereleiter stehen. Doch das geht Männern nicht anders – nur wissen sie besser, wie sie mit der Angst umgehen können.

Der zweite Grund, der für die Entwicklung der Frauen in der Führungsebene verantwortlich ist, ist das Netzwerk der Männer, zu dem Frauen schlichtweg keinen Zugang haben. Doch wie funktioniert dieses System? Wo entstehen eigentlich Kontakte? Beim Sport? Oder in der Studentenverbindung? Entscheidend ist immer die Erfordernis, einen Freund oder Bekannten in einer leitenden und entscheidenden Position zu besitzen. Und so etwas haben Frauen in der Regel nicht.

Das dritte Problem ist, dass Frauen ab einer bestimmten Stufe in ihrer Karriere nicht mehr unterstützt werden. Wer sich bis dahin durchgebissen hat, wird ab einer gewissen erreichten Ebene plötzlich alleingelassen. Dabei benötigten sie gerade dann Mentoren, die ihnen zur Seite stehen und sie mit Rat und Tat unterstützen. Ohne solche Ratgeber und Mentoren ist es kaum zu schaffen, weiter nach oben zu kommen.

Vorgeschobener Grund: Frauen mit Kindern haben nicht genügend Zeit

Ganz am Ende gibt es dann noch die Machtfrage. Denn wer neue Macht erhält, weckt immer Widerstände. Das betrifft Frauen genauso wie Männer. Nur Frauen sind leichter von der Spitze fernzuhalten, da es bei ihnen noch deutlich bessere Unterdrückungsmechanismen gibt. Das kann beispielsweise einfach die Behauptung sein, dass eine Karriere mit Kindern und Familie nicht vereinbar sei. Wir alle wissen, dass es mit dem entsprechenden Mann sowie einer guten Organisation der Betreuung der Kinder auf jeden Fall möglich ist. Zwar ist dies in Deutschland aufwendiger und umständlicher als in anderen EU-Ländern, aber trotzdem durchaus machbar. Schließlich wird es auch politisch immer wieder diskutiert, dass die Kinderbetreuung für Frauen kein Hindernis bei der Karriere sein darf.

Doch was können Frauen tun, damit ihre Karrierechancen besser werden? Hilft es, Frauennetzwerke zu bilden? Eines ist klar: Frauennetzwerke helfen nur dann, wenn mehr Frauen in den obersten Etagen sitzen. Oder wenn sie sich mit vernünftigen Männern zusammenschließen würden – ohne Kampf geht es jedenfalls nicht.