Female Leadership – ein Erfolgsfaktor?

Führen Frauen besser, sprich erfolgreicher, anders oder schlechter? Sind Frauen im Vorstand ein Erfolgsgarant? Oder eher der Ausländer-Anteil laut jüngster McKinsey-Studie „Vielfalt siegt“? Hätte die Finanzkrise mit mehr Frauen an den Schalthebeln vermieden werden können? Forscher widerlegen diese These(1). Die Chefredakteurin von Career-Women, Karin Bäck, hatte die Wissenschaftlerin Annette von Alemann eingeladen, um Licht in die kontroversen Thesen zu Frau, Führungsstil und Erfolg zu bringen.

womenwork, eine der bedeutendsten Karriere-Messen für Frauen, fand letzten Samstag zum zweiten Mal im alten Wasserwerk bzw. übergangsweisen Plenargebäude in Bonn mit großem Erfolg statt. Der Andrang von Frauen (und einigen Männern), die sich bei über 80 Ausstellern über Job und Karriere informieren konnten, war derart groß, dass zeitweise der Eingang geschlossen werden musste. Die zahlreichen Vorträge und Podiumsdiskussionen im Rahmen des Kongressprogramms fanden ebenfalls großes Interesse bei Besuchern und Ausstellern.

Annette von Alemann, Wissenschaftlerin an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld, Unternehmens- und Politikberaterin, hat sich als Autorin zahlreicher Schriften zum Thema Gender mit Blick auf Wirtschaft und Arbeit einen Namen gemacht. Eine ideale Ausgangsbasis, um folgende Fragen zu beantworten: Gibt es einen weiblichen Führungsstil? Macht Mixed Leadership ein Unternehmen erfolgreicher? Oder gibt es eine neue Führungskultur, die „typisch“ weibliche Führungseigenschaften manifestiert?

 Gibt es einen weiblichen Führungsstil?

 Es gibt vier Diskurse aus populär- und sozialwissenschaftlicher Sicht zum Thema Frau und Führung, erklärte von Alemann. Die einen weisen in Studien nach, dass Frauen schlechter führen, weil sie bspw. emotional, unberechenbar, launisch und konfliktscheu agieren. Der Nachweis, dass Frauen die besseren Leader seien, wird u.a. mit ihrem transformationalen, kooperativen und partizipativen Führungsstil begründet. Drittens wird darauf abgestellt, dass Frauen anders führen aber gleich gut, weil sie mehr auf Qualität, Innovation, Zufriedenheit und soziale Kompetenz fokussiert sind.

 Viertens, und das beinhalte die Mehrheit der wissenschaftlichen Untersuchungen, so von Alemann, lassen sich geschlechtsspezifische Unterschiede im Führungsverhalten nicht nachweisen. Ihr Fazit: “ Es gibt keine wissenschaftlich belegte eindeutige Aussage darüber, ob Frauen anders führen als Männer. Es gibt auch keinen „typisch weiblichen Führungsstil“.

 Macht Mixed Leadership ein Unternehmen erfolgreicher?

 Diversität als Unternehmenskultur mache ein Unternehmen generell erfolgreicher, führte von Alemann aus. „Unterschiede in Erfahrungen und Arbeitsstilen multikultureller Arbeitsgruppen führen zu besseren Lösungen und Ideen, aber nur bei gutem Gruppenzusammenhalt, geringen Statusunterschieden, Gelegenheiten für positiven Kontakt und Wissen über andere Kulturen“, unterstreicht die Soziologin. Gender Diversity habe dabei weniger Bedeutung.

 Gibt es eine neue Führungskultur, die „typisch“ weibliche Eigenschaften enthält?

 Diese Diskussion könne sich negativ für Frauen auswirken, weil sie die These „Frauen führen besser“ impliziert verbunden mit Zusatzanforderungen. Das widerspreche zudem professionellem Personalmanagement: „Verschiedene Führungspositionen erfordern verschiedene Anforderungsprofile“, betont von Alemann. Ihr Fazit: „Wir brauchen eine Unternehmenskultur, die Diversität fördert“.

(1) Junge Teams und Frauen erhöhen die Risikoneigung
Discussion Paper: Executive board composition and bank risk taking
Deutsche Bundesbank
No 03/2012