„Wie Frauen führen“

Männliche Führungsstereotypen dominieren weiterhin Personalentscheidungen, eine eindeutige Befundlage zu Führungsstil und -effizienz in der geschlechtsspezifischen Diskussion existiert nicht, tendenziell weisen Eigenschaften der transaktionalen Führung – Zuwendung und Belohnung – weibliche Vorzüge aus, so Prof. Dr. Jürgen Weibler in der 2. Auflage von „Personalführung“.

„Personalführung“ von Prof. Dr. Jürgen Weibler, Lehrstuhlinhaber für Betriebswirtschaftslehre an der Fernuni Hagen, wendet sich an alle, die sich mit Fragen der Personalführung beschäftigen. Weibler nennt es ein „Lehrbuch“, das Studierenden, Dozenten, Wissenschaftlern aber auch Führungskräftetrainern einen Überblick verschafft. Auf über 700 Seiten wird der Stand der wissenschaftlichen Diskussion zum Thema Führung minutiös aufgearbeitet. Zitiert werden über 2.000 Literaturstellen.

Die 2. Auflage (2012) des Nachschlagewerks enthält erstmals im Kapitel „Veränderung von Führungsbeziehungen – Zentrale Perpektiven auf die Ausgestaltung von Führungsbeziehungen“ einen Abschnitt zu „Female Leadership: Wie Frauen führen“ –  insgesamt zehn Seiten eingereiht in „Emotionssensible Führung“, „Salutogenetische Führung“ und „Ambidextre Führung“. Auf den ersten Blick legt die Einordnung nahe, dass Weibler eine Antwort darauf gefunden hat, was weiblicher Führungsstil ist.

Fehlanzeige. Stattdessen stellt Weibler die Frage, ob es ein geschlechtstypisches Führungsverhalten gibt und ob die Effektivität weiblicher Führung nachweisbar ist. Der Autor nähert sich der Thematik zunächst über die Differenzierung zwischen Geschlechtsstereotypen und Führungsstereotypen. Dabei kommt er zu dem Ergebnis, dass  männliche Stereotypen bei der Besetzung von Führungspositionen weiterhin dominieren. Auf die spannende Frage, inwieweit „der Führungsstil und die Führungseffektivität zwischen den Geschlechtern differiert“, heisst seine Antwort: „Leider und sicherlich für viele enttäuchend muss man hier feststellen, dass die Befundlage nicht eindeutig ist.“

Als alarmierenden Befund stellt Weibler Studien vor, die nahelegen, dass Erfolg überwiegend männlich ist bzw., dass „Manager von nicht erfolgreichen Unternehmen eher mit weiblichen Stereotypen beladen werden“ [ „think crisis – think female“, Ryan/Haslam/Hersby/Bingiorno, 2010]. Sein Fazit u.a.: „Es gilt also, stärker Einflussfaktoren auf Führung und Führungsverhalten wie Eigenschaften dahingehend zu befragen, ob sie eine geschlechtspezifische Differenz ausweisen – und nicht nur das Geschlecht unmittelbar aufzugreifen“. Ein konstruktiver Vorschlag, der die schädliche Diskussion um weibliche Führungsstärken oder -schwächen entschärfen könnte.

Aber die Zeit arbeitet für Frauen, die hoch hinaus wollen.  Weibliche Vorzüge sieht der Professor u.a. in den Eigenschaften der transaktionalen Führung. Weibler: „Organsationen müssen Hier und Jetzt handeln. Führungskräfte aller Ebenen haben bereits jetzt die Verpflichtung, Diskriminierung zu vermeiden und Entfaltungsbedingungen .. aktiv .. herzustellen.“ Als nützliche Vorschläge für die konkrete Umsetzung und Evaluierung von Gleichstellungszielen zitiert Weibler einen Erfahrungsbericht von McKinsey Company (2010).