„Frauen in Führungspositionen bringen“

Dieses Thema beschäftigte nicht nur am Internationalen Frauentag landauf landab zahlreiche Unternehmen. Dass Ansätze wie die Frauenquote gerade jetzt so heiß diskutiert werden, hängt mit dem Damoklesschwert Fach- und Führungskräftemangel zusammen. Personalverantwortliche müssen sich inzwischen verstärkt mit der neuen Engpasssituation auseinandersetzen.

Hamburg/München, 9. März 2011. Experten streiten sich aktuell, ob der Fachkräftemangel in Deutschland schon akut ist oder noch Zukunftsmusik bleibt. Eines ist jedoch sicher: Mit dem demografischen Wandel sinkt die Zahl der potenziellen Erwerbstätigen hierzulande kontinuierlich – zumindest solange die Unternehmen ihre Personalpolitik nicht ändern. Wie Betriebe der demografiebedingten Personalnot entgegensteuern können, demonstrieren die Messen PERSONAL2011 Nord (Hamburg) und Süd (München).

Damit die Demografie-Falle nicht zuschnappt

In der Praxis tun sich dabei Methoden auf, die in diesem Zusammenhang noch selten zur Sprache kommen: beispielsweise die Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsort. Laptop, Smartphone oder iPad kombiniert mit Instant-Messaging, Videokonferenzen oder Social Media – die technischen Möglichkeiten, um unabhängig vom Arbeitsort die gleichen Arbeitsbedingungen für Mitarbeiter anzubieten, kennen kaum noch Grenzen. Die Otto GmbH & Co KG hat deshalb für viele Führungskräfte Vertrauensarbeitszeit eingeführt. Auch Tarifmitarbeiter wie Sachbearbeiter, Referenten oder Mitarbeiter im mittleren Management können zunehmend ihre Arbeitszeit frei einteilen.

„Feste Kernarbeitszeiten gibt es dabei nicht mehr“, erklärt Michael Picard, Direktor Personal der Otto GmbH & Co KG und Keynote-Speaker der PERSONAL2011 Nord. „Immer mehr Mitarbeiter gestalten ihren Arbeitsort bedarfsorientiert und sind während ihrer Arbeitszeit nicht mehr an ihrem festen Arbeitsplatz im Firmenbüro – Tendenz steigend.“ Das mache einen Arbeitsplatz in dem Handelsunternehmen attraktiver für Fach- und Führungskräfte, die dadurch Beruf und Familie besser vereinbaren könnten. Außerdem ermögliche die moderne Technik, dass Experten überall auf der Welt verteilt zusammen arbeiten. „So entproblematisiert sich für uns auch zu einem gewissen Teil die Tatsache, dass manche Arbeitskräfte aufgrund der demografischen Entwicklung in Deutschland knapp werden“, so Picard.

Alterskorridor vergrößern

„Es geht darum, das gesamte Erwerbspotenzial in Deutschland besser zu nutzen“, ist Prof. Dr. Stephan Kaiser von der Universität der Bundeswehr München angesichts des demografischen Wandels überzeugt. Der Keynote-Speaker auf der PERSONAL2011 Süd spielt damit nicht nur auf Themen wie Frauenförderung und Vereinbarkeit von Beruf und Familie an. „Unternehmen müssen ihren Alterskorridor vergrößern – nach unten ist das fast noch wichtiger als nach oben“, so Kaiser.

Die Bologna-Reform und die verkürzte Studienzeit des Bachelorstudiengangs seien zwar der erste Schritt. Aber da viele Studierende zusätzlich Masterstudiengänge belegten, ergebe sich faktisch eine Studienzeitverlängerung. „Personalentscheider sollten deshalb sinnvolle Karrierepfade entwickeln, damit Bachelorabsolventen ins Unternehmen gehen und dann berufsbegleitend – in einem Fernstudium oder in einer Art dualem Studium – ihren Master machen“, fordert der Professor.

Alt und Jung in einem Boot

„Was tun, wenn immer weniger Schul- und Hochschulabgänger an den Firmentoren anklopfen und gleichzeitig immer mehr ältere Mitarbeiter nicht mehr arbeiten können oder wollen und den Ruhestand herbeisehnen?“, ist die Ausgangsfrage der Podiumsdiskussion „Aufgewacht – wie man der Demografie-Falle entkommen kann“ auf der Münchner Messe. Über personalpolitische Lösungswege debattieren Dr. Jürgen Pfister, ddn-Vorstandsvorsitzender (Das Demographie Netzwerk), Rudolf Kast, ehemaliger Personalchef der Sick AG, und Dr. Thomas Jaspers, bAV-Experte bei Towers Watson, unter der Moderation von Erwin Stickling, Chefredakteur der Zeitschrift „Personalwirtschaft“.

Prof. Dr. Rainer Marr, Institutsleiter der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie (VWA) München, und Hubert Friedmann, Partner des Instituts für demografieorientiertes Personal- und Wissensmanagement (IDPW), nehmen in ihrem Vortrag auf der PERSONAL2011 Süd die Zusammenarbeit älterer und jüngerer Mitarbeiter ins Visier. Sie stellen außerdem ein Stufenmodell vor, das die VWA München und das IDPW gemeinsam entwickelt haben, um Unternehmen bei der Demografie-Analyse zu unterstützen.

So zieht sich das Thema demografischer Wandel wie ein roter Faden durch das Programm der beiden Messen. Auf der traditionsreichen süddeutschen Veranstaltung, die in München in die zwölfte Runde geht, umfasst das Rahmenprogramm 130 Vorträge und Diskussionen. Die Premiere der PERSONAL2011 Nord in Hamburg bietet schon rund 70 Programmpunkte.

PERSONAL2011, Fachmesse für Personalmanagement,
CCH Hamburg, 6.-7. April 2011, www.personal-messe.de/nord
M,O,C, München, 13.-14. April 2011, www.personal-messe.de/sued