Managerinnen in Europa unterrepräsentiert

Frauen sind in den Managementetagen europäischer Unternehmen weiterhin unterrepräsentiert. Der Anteil liegt durchschnittlich bei nur 29 Prozent, wie eine aktuelle Erhebung des internationalen Beratungsunternehmens Mercer zeigt.

Dafür wurden 248.464 Management- und Executive-Positionen von 4.678 Unternehmen aus 29 europäischen Ländern ausgewertet. „Management“ steht für Leiter eines Landes bzw. Leiter einer Geschäftseinheit, mit „Executives“ sind Vorstandsmitglieder gemeint.

 „Vor dem Hintergrund, dass Frauen über die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen, ist der weibliche Anteil, den wir in den Managementetagen europäischer Unternehmen finden, wirklich dürftig. Ausschlaggebend sind kulturelle, soziale oder persönliche Gründe. Vielfach folgen Männer einfach unbewusst dem Wunsch, Menschen für Managementaufgaben unter ihresgleichen zu rekrutieren. Diese Verhaltenstendenz ist nur schwer zu durchbrechen“, sagt Dagmar Wilbs, Senior Partnerin und Leiterin der Human Capital-Beratung von Mercer in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

 Den größten Frauenanteil in den Führungsetagen weisen im europäischen Vergleich die ehemaligen Sowjet-Staaten auf, die mit fünf Ländern unter den Top Ten im Ranking vertreten sind. An der Spitze liegt Litauen (44 Prozent), gefolgt von Bulgarien (43 Prozent) und der Russischen Föderation (40 Prozent). „Gleichheit ist ein Vermächtnis aus Sowjet-Zeiten, in denen Frauen ermutigt wurden, eine gleichgestellte, starke Rolle in Gesellschaft und Wirtschaft einzunehmen. Mit dem politischen Zusammenbruch der Sowjet-Staaten sind die Managementmuster der westlichen Märkte auch in diese Regionen vorgedrungen und haben zu einem Rückgang der Gleichheit geführt, der auch die Schere zwischen den Gehältern von Männern und Frauen immer weiter geöffnet hat“, erläutert Dagmar Wilbs.

In Westeuropa weist erwartungsgemäß Schweden (30 Prozent) einen großen Frauenanteil auf den Managementebenen auf, aber Spitzenreiter sind Griechenland und Irland (jeweils 33 Prozent). Auf den vorderen Rängen liegen außerdem Belgien (29 Prozent) sowie Spanien, UK und Frankreich (jeweils 28 Prozent). Die Schlusslichter im westeuropäischen Ranking bilden Deutschland (20 Prozent) und die Niederlande (19 Prozent). Dagmar Wilbs dazu: „Dass die Niederlande auf dem letzten Platz liegen, überrascht. Die Erklärung dafür lautet, dass es dort einen hohen Anteil an Frauen gibt, die in Teilzeit beschäftigt sind, und daher häufig bei Beförderungen übersehen werden.“

 „Noch immer müssen Frauen für das „Muttersein“ Nachteile in Sachen Karriere hinnehmen: In den Augen vieler Arbeitgeber haben die Pflichten als Mutter für viele Frauen höhere Priorität als die Arbeit. Letztlich spielt die Unternehmenskultur eine ganz wichtige Rolle: Wenn von den Mitarbeitern in Führungspositionen erwartet wird, den Job ganz klar über familiäre Verpflich-tungen zu stellen, dann kehren Frauen den Karrieremöglichkeiten im Unternehmen oftmals den Rücken“, so Wilbs weiter. „Unternehmen müssen sich jedoch im eigenen Interesse stärker für Vielfalt in den Führungsetagen einsetzen – nicht nur im Hinblick auf das Geschlecht. Diversity fördert unter anderem Innovation und Kreativität und trägt damit entscheidend zu einer nachhaltigen Wertschöpfung bei.“

 „Unternehmen, die nichts tun, um den Frauenanteil zum Beispiel durch eine gezielte Nachwuchsförderung oder durch die Einrichtung flexibler Arbeitsstrukturen zu steigern, verhalten sich kurzsichtig. Die DAX30-Unternehmen haben eine Selbstverpflichtung zur gezielten Frauenförderung unterschrieben. Seitdem ist nicht viel passiert. Jetzt müssen den Worten auch Taten folgen, will man die angekündigten gesetzlichen Regulierungen verhindern“, so das Fazit von Dagmar Wilbs.

Pressemeldung von Mercer GmbH
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