Elterngeldmütter arbeiten häufiger und haben bessere Jobs

Das Elterngeld hat den Anteil der arbeitenden Mütter signifikant erhöht. Gleichzeitig kehren die Mütter in höherem Maße zum gleichen Arbeitgeber zurück, bei dem sie vor der Geburt des Kindes tätig waren – was wiederum vom Arbeitgeber durch eine höhere Anzahl unbefristeter Verträge belohnt wird. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie des RWI, die erstmals die Beschäftigungssituation der Mütter bis zu 5 Jahre nach der Geburt des Kindes untersucht.

Durch das Elterngeld ist der Anteil der arbeitenden Mütter signifikant gestiegen. Dies ist eines der Ergebnisse einer aktuellen Studie des RWI, in der erstmals die Beschäftigungssituation der Mütter in der mittleren Frist – bis 5 Jahre nach der Geburt des Kindes – untersucht wird. Die Studie zeigt, dass über diesen längeren Zeitraum gesehen das Elterngeld das Arbeitsmarktverhalten der Mütter nachhaltig verändert hat. Unter anderem hat sich die Wahrscheinlichkeit, erwerbstätig zu sein, durch das Elterngeld um bis zu 10% erhöht.

Dieser ausgeprägte Effekt ergibt sich aus Zuwächsen in der Teilzeit-, nicht aber der Vollzeiterwerbstätigkeit. Gleichzeitig hat sich die angebotene Arbeitszeit innerhalb der Teilzeitberufstätigkeit in der Phase 3 bis 5 Jahre nach der Geburt erhöht: Elterngeldmütter arbeiten signifikant häufiger im oberen Teilzeitbereich von etwa 30 Stunden pro Woche als im Bereich von 15 bis 20 Wochenstunden.

Arbeitgeber belohnen die Rückkehr der Mütter

Das höhere Arbeitsangebot der Mütter in Folge des Elterngeldes trifft offenbar auf entsprechenden Bedarf bei den Arbeitgebern. Denn wie die Studie zeigt, kehren Elterngeldmütter signifikant häufiger zu dem Arbeitgeber zurück, für den sie vor der Geburt des Kindes tätig waren. Diese Rückkehr wird darüber hinaus vom Arbeitgeber belohnt – Elterngeldmütter haben eine signifikant erhöhte Wahrscheinlichkeit, einen unbefristeten Vertrag zu erhalten.

Insgesamt kommt die Studie zu dem Schluss, dass das Elterngeld die Beschäftigungssituation der Mütter fundamental verändert hat: Erstens arbeiten mehr Mütter als zuvor; zweitens leisten die arbeitenden Mütter längere Arbeitszeiten; drittens kehren sie in stärkerem Maße zu ihrem früheren Job zurück; viertens belohnt dies der Arbeitgeber durch unbefristete Verträge. Gleichzeitig zeigt sich, dass die Wahrscheinlichkeit von Elterngeldmüttern, innerhalb des 5-Jahres-Zeitraums ein weiteres Kind zu bekommen, geringfügig gesunken ist, insbesondere unter den jüngeren Müttern (29 Jahre oder jünger bei Geburt des betrachteten Kindes). Dieses Verhalten hängt vermutlich mit der Entscheidung zusammen, früher wieder in das Berufsleben zurückzukehren, spätere Geburten sind demnach nicht ausgeschlossen. Der Effekt auf die Gesamtfertilität (also insbesondere auch die Anzahl der Erstgeburten) ist empirisch nicht messbar.

Die Generosität des Elterngeldes prägt insbesondere das erste Jahr, so dass derart ausgeprägte Langzeiteffekte auf das Arbeitsmarktverhalten der Mütter nicht zu erwarten waren. Die Ergebnisse der Studie legen daher nahe, dass dies vor allem auf eine durch die Reform angestoßene fundamentale Neudefinition gesellschaftlicher Muster und Normen zurückzuführen ist: Das Elterngeld definiert mit seiner Bezugsdauer von 12+2 Monaten erstmals einen „Anker“ im Sinne eines gesellschaftlich akzeptierten, durch das Bezugsende präzise definierten Zeitpunkts, an dem Mütter wieder in das Erwerbsleben zurückkehren. Und dies scheint – wie das Zusammenspiel von Arbeitsangebots- und Nachfrageeffekten zeigt – sowohl Müttern als auch deren Arbeitgebern wichtige Planungssicherheit zu geben.

Studie umfasst etwa 11 600 Haushalte

Die Studie basiert auf Daten des Mikrozensus der Jahre 2006 bis 2011 und umfasst mehr als 11 600 Mütter, von denen knapp 5 900 in der Gruppe der Elterngeldbezieherinnen sind und rund 5 700 in der Vergleichsgruppe (Potentielle Bezieherinnen von Erziehungsgeld). Um den kausalen Effekt des Elterngeldes zu ermitteln, verwendet die Studie ein Stichtagsdesign rund um den 1. Januar 2007, an dem die Regelung in Kraft trat: Mütter in der Elterngeldgruppe bekamen ihre Kinder im ersten Quartal 2007, Mütter in der Vergleichsgruppe im letzten Quartal 2006 – da zum Zeitpunkt der Zeugung dieser Kinder die Eltern noch nichts von der Neuregelung wissen konnten, ist die verwendete Stichprobe frei von jeglichen Selektionsverzerrungen und kann somit die Auswirkungen des Elterngeldes präzise und stichhaltig messen.

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