Favoritenrolle weicht Zitterpartien?

Dank Simone Laudehr steht die DFB-Auswahl frühzeitig als Viertelfinalist fest. Die Mittelfeldspielerin des FCR Duisburg erzielte im zweiten Vorrundenspiel in Frankfurt gegen Nigeria das erlösende 1:0 und bewahrte die DFB-Elf vor einer Blamage. Gegen die aggressiven Afrikanerinnen tat sich die deutsche Auswahl überraschend schwer und musste erneut bis zum Schluss zittern.

Kein Mittel gegen aggressive „Super Falcons“

Zwar hat die deutsche Frauennationalmannschaft auch das zweite Gruppenspiel bei der WM im eigenen Land erwartungsgemäß gewonnen, von einem Sommermärchen ist das Team von Silvia Neid allerdings weit entfernt. Zumindest die Favoritenrolle hat der Gastgeber nach dem schwachen Auftritt gegen Nigeria vorerst abgegeben. Gegen die aggressiv agierenden Afrikanerinnen wirkte die DFB-Auswahl in der ausverkauften Commerzbank-Arena in Frankfurt von Beginn an ideenlos.

Nachdem im Vorfeld der WM Nigerias Trainerin Ngozi Uche wegen abfälliger Äußerungen gegenüber Lesben für negative Schlagzeilen gesorgt hatte, präsentierte sich auch ihr Team nicht gerade von der besten Seite. Mit übertriebener Härte und teils brachialer Gewalt kauften die Afrikanerinnen der DFB-Auswahl früh den Schneid ab. Schiedsrichterin Sung Mi Cha aus Süd-Korea machte die verkorkste Situation nicht einfacher. Sie offenbarte große Wissens-Lücken im FIFA-Regelwerk und griff mit kuriosen Entscheidungen maßgeblich ins Spielgeschehen ein. „Sie hat das ganze Spiel verpfiffen“, ärgerte sich Silvia Neid im Interview mit der ARD nach dem Spiel.

Zuschauer quittierten Spiel mit Pfeifkonzert

Für die vielen Fehlpässe und Stockfehler im Spielaufbau war die Schiedsrichterin jedoch nicht verantwortlich. Erst nach einer guten Viertelstunde sorgte Kim Kuhlig mit einem Distanzschuss für einen Hauch von Gefahr. Nur wenige Sekunden später wurde Célia Okoyino da Mbabi fälschlicher Weise wegen Abseits zurückgepfiffen. Der Youngster war alleine vor dem Tor aufgetaucht.  Eine halbe Stunde war gespielt, da erzielten die „Super Falcons“ einen ersten Teilerfolg. Nach einem bösen Foulspiel an Melanie Behringer , musste die Mittelfeldspielerin zunächst ausgewechselt und wenig später mit Verdacht auf eine Außenbandverletzung ins Krankenhaus gebracht werden.  Höhepunkte gab es im ersten Abschnitt nicht.  Die enttäuschten Zuschauer quittierten die Leistung ihres Teams zum Wechsel mit einem Pfeifkonzert.

Laudehr erlöst DFB-Auswahl

In der Kabine schien Silvia Neid die richtigen Worte gefunden zu haben. Zwar konnten die DFB-Frauen im zweiten Durchgang spielerisch noch immer nicht überzeugen, doch der Gastgeber hielt nun in den Zweikämpfen dagegen und fand über diesen Kampf in die Partie. Allen voran Simone Laudehr. Die beste deutsche Akteurin krönte kurz nach dem Wiederanpfiff ihre gute Leistung. Nach einem Freistoß von Célia Okoyino da Mbabi nutzte Laudehr  (54.) die allgemeine Verwirrung im Strafraum und erzielte den entscheidenden Treffer. Mit der Führung im Rücken kam die DFB-Elf nun besser zurecht. Zwingende Torchancen blieben jedoch hüben wie drüben Mangelware. So verlebte Nadine Angerer im deutschen Kasten ein ruhiges Jubiläum. Die Nationaltorhüterin bestritt ihr 100. Länderspiel souverän. 

Nicht so erfreulich verlief der Abend für Birgit Prinz. Die dreifache Weltfußballerin wurde nach erneut schwacher Leistung im zweiten Abschnitt ausgewechselt.   Mit versteinerter Mine verfolgte Prinz die verbliebenen Minuten.  Ob sie am kommenden Dienstag im letzten Gruppenspiel der Startformation angehört, ist momentan fraglich.

 Endspiel um den Gruppensieg am Dienstag

Nach dem 1:0-Erfolg belegt die DFB-Auswahl in der Gruppe A momentan den zweiten Platz hinter Frankreich. Die Franzosen setzten sich im zweiten Gruppenspiel souverän gegen Kanada mit 4:0-Toren durch. Beide Teams stehen nach ihren beiden Vorrundensiegen als Viertelfinalist fest. Im abschließenden Vorrundenspiel am Dienstag geht es somit „nur“ noch um den Gruppensieg und um die bessere Ausgangsposition im Viertelfinale. Bis dahin bleibt noch viel Zeit, an der Abstimmung  des Teams zu feilen.  Mit einer ähnlichen Leistung gibt es gegen Frankreich nicht viel zu holen. Das weiß auch Bundestrainerin Silvia Neid. „Gerade im Spiel nach Vorne ist noch einiges zu tun“, verriet sie der ARD.