DAX30-Spitzengespräch mit politischer Prominenz

Die Vorzeigedamen Dammann, Stachelhaus und Ederer aber auch Sattelberger, Dr. Schwager, etc., schlichtweg die Personalverantwortlichen der Dax30-Konzerne werden am Mittwoch in Berlin erwartet. Sie sollen ihre Karten in Sachen „Frauenanteil in Aufsichtsrat und Vorstand“ auf den Tisch legen. Zumindest stellt sich Familienministerin Kristina Schröder das so vor.

Mit von der Runde sind Bundesministerin der Justiz, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Ursula von der Leyen, und derBundesminister für Wirtschaft und Technik, Rainer Brüderle. Man darf gespannt sein. Schon allein wegen der unterschiedlichen Einstellungen zur Quote. Von der Leyen will eine starre gesetzliche Quote von 30 Prozent bis 2013. Schröder setzt auf Flexi-Quote und eine Pflicht zur Selbstverwirklichung bis 2013. „Die Wirtschaft soll sich Ziele setzen, muss sich dann aber sowohl für die Ziele als auch für deren Erreichung öffentlich verantworten,“ sagt sie in einem Interview der Wirtschaftswoche. Auf unsere Anfrage beim Pressesprecher, wie sie die Pflicht zur Öffentlichkeit umsetzen will, erhielten wir bisher keine Stellungnahme.

 Aber Schröder zeigt sich optimistisch: Das Ziel, bis 2013 den Anteil der Frauen in Aufsichtsräten und Vorständen zu verdreifachen, sei erreichbar. Verdreifachen? Nehmen wir beispielsweise die Deutsche Telekom. Bisher hat René Obermann wenig Initiative gezeigt, einen Vorstandsposten mit einer Frau zu besetzen. Nach Adam Riese sind Null mal Drei gleich Null. Ziel erreicht?

 Aktuell sucht Obermann wieder ein Vorstandsmitglied – als Nachfolger für Europa-Vorstand Guido Kerkhoff, der zu Thyssen Krupp wechselt, wie das Handelsblatt schreibt. Möglich sei, dass es der Chef von T-Mobile USA, Philipp Humm, wird. Offensichtlich ist die Suche nach einer Frau aus den eigenen Reihen weswegen auch immer gescheitert. Headhunter hätten den Auftrag, extern nach Top-Leuten zu fahnden. Auf ihrer Vorschlagsliste, so die Vorgabe seit einem Jahr, müssen 30 Prozent der Kandidaten weiblich sein. Aber sie tun sich schwer in der Telekom-Branche. Der Markt mit passenden Frauen sei leer gefegt.

 Mit der Selbstverpflichtung zur 30-Prozent-Quote hatte die Telekom im vorigen Jahr für medialen Rummel gesorgt. Dabei ist offensichtlich untergegangen, dass die Quote nur für das mittlere und obere Management gelten sollte. Aber auch hier bewegt sich kaum etwas. Bei den jüngsten Besetzungen auf der zweiten Führungsebene kamen fast nur Männer zum Zuge, schreibt das Handelsblatt. „Auch beim großen Stühlerücken in der Geschäftsführung der IT-Sparte T-Systems wurden am 1.März gleich drei hochrangige Mitglieder ausgetauscht – und durch Männer ersetzt“. Und ins 67-köpfige Business Leader Team, dem wichtigsten internen Führungszirkel, hätten es bisher nur sechs Frauen geschafft. Eine davon, Anastassia Lauterbach, hat bereits das Handtuch geschmissen und verläßt den Konzern.

 Die Flexi-Quoten-Regelung soll laut Schröder für börsennotierte und mitbestimmungspflichtige Unternehmen gelten. Unterm Strich wären davon 1.000 Unternehmen betroffen. Auch das weicht von den Vorstellungen von der Leyens ab. Und wenn die Unternehmen ihre Ziele nicht erreichen? „Natürlich wird es Sanktionen geben. Mein Stufenplan sieht vor, dass Aufsichtsräte, die sich keine Quote setzen oder das eigene Ziel verfehlen, befürchten müssen, dass ihre Wahl angefochten wird“, erklärt Schröder. Frage: Muss dafür das Aktiengesetz geändert werden? Und soll das auch für den Vorstand gelten?

 Warten wir ab, was der 30. März bringt.