Einkommen von Doktoranden: Von komfortabel bis prekär

Wie werden Chemiedoktoranden an deutschen Unis bezahlt? Haben sie ein angemessenes Auskommen? Läuft ihre Stelle über die volle Zeitdauer der Promotion? Dies fragte die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) in ihrer ersten Doktorandenumfrage im Juni 2016.

Einkommen von Doktoranden

91 % der Doktoranden gaben an, bezahlt zu werden. 51 % von ihnen haben eine Landesstelle, 34 % eine Drittmittelstelle, 14 % ein Stipendium und 8 % eine Stelle als wissenschaftliche Hilfskraft (Mehrfachnennungen waren möglich). Knapp 9% der Teilnehmer erhielten zum Zeitpunkt der Umfrage kein Geld. Bei den Doktoranden, die ihre Promotion in diesem Jahr abschließen wollen, lag der Anteil derjenigen, die keine Stelle haben, sogar bei über 20%.

                   

Landesstellen waren in den meisten Fällen (85 %) halbe Stellen, also 50 % einer Vollzeitstelle. Das Gehalt einer Vollzeitstelle beträgt nach den Tarifverträgen des öffentlichen Dienstes und der individuellen Gehaltsstufe etwa 3600 bis 4100 Euro pro Monat. Etwas besser dotiert sind Drittmittelstellen: sie waren zu 67 % halbe Stellen, zu 27 % Zweidrittel- bis Dreiviertelstellen. Doktoranden mit Stipendium erhielten in den meisten Fällen zwischen 1000 und 1750 Euro, mit einem Mittelwert von 1421 Euro.

 

Weitere Finanzierungsquellen

Außer den Einkünften von Uni oder Stipendiengeber greifen mehr als ein Fünftel (22 %) zur Finanzierung des Lebensunterhalts auf Eltern, Partner oder andere Angehörige zurück, 8 % haben einen Nebenjob und etwa 5 % haben andere Quellen, zum Beispiel Erspartes. 4 % leben von Arbeitslosengeld I oder II („Hartz IV“). Teilnehmer, die eine Stelle an der Uni oder ein Stipendium haben, finanzieren sich im Schnitt zu 92 % durch diese Stelle. Für 67 % ist sie die einzige Einnahmequelle. Zwei Drittel derjenigen, die Arbeitslosengeld beziehen, leben ausschließlich davon, die anderen haben weitere Einkünfte durch Minijobs oder werden von Angehörigen unterstützt.

 

Zufriedenheit von Doktoranden

Fast 60 % sind ziemlich oder sehr zufrieden mit Betreuung und Ablauf ihrer Promotion, 26% nur mäßig und 15 % sind wenig oder gar nicht zufrieden. Dabei fällt auf, dass diejenigen, die schon länger an ihrer Promotion arbeiten, unzufriedener sind als diejenigen, die noch nicht so lange dabei sind. Viele der nicht so zufriedenen Teilnehmer klagen darüber, zu wenig Zeit für die eigentliche Promotion zu haben, weil sie stark in die Lehre eingebunden sind oder in andere Projekte, die nicht unmittelbar mit der Promotion zu tun haben.

 

Davon sind häufig auch Stipendiaten betroffen, obwohl ein Stipendium eigentlich ausschließlich für die Anfertigung der Promotion gedacht ist. Auch mit weiteren Faktoren sind Stipendiaten häufig unzufrieden: Sie sind meist weder kranken- noch rentenversichert und zahlen erst nach ihrer Promotion erstmals in die Rentenkasse ein. Wenn ihr Stipendium vor Beendigung der Doktorarbeit ausläuft oder sie nicht sofort eine Stelle finden, haben sie nicht einmal Anspruch auf Arbeitslosengeld I.

                                        

Teilnehmerinnen und Teilnehmer

An der anonymen Umfrage beteiligten sich Insgesamt 1465 Doktoranden. 85 % der Teilnehmer promovierten an einer Uni, die anderen an einem MPI, einem Fraunhofer-, Leibniz- oder Helmholtz-Institut oder einem Forschungszentrum. 40 % der Teilnehmer waren weiblich.

 

Weitere Informationen:

Die vollständige Auswertung ist in der Oktober-Ausgabe der Nachrichten aus der Chemie ab Seite 1012 nachzulesen.

 

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit über 31.000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie fördert die wissenschaftliche Arbeit, Forschung und Lehre sowie den Austausch und die Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnis. Die GDCh unterstützt die Ausbildung in Schule und Hochschule sowie die kontinuierliche Fortbildung für Beruf und Karriere.

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