Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben

Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger bediente sich des Zitats von Gorbatschow, um den Ernst der Lage zu unterstreichen. „Es stellt sich nicht mehr die Frage, ob wir Frauenförderung brauchen sondern wie“, erklärte der selbst ernannte Frauenförderungs-Kämpfer in Hamburg und rund 200 Teilnehmerinnen applaudierten ihm.

Sie hatten sich zum jährlichen Women’s Business Day in der Hansestadt, getroffen. Die Veranstaltung wird seit fünf Jahren von der Unternehmensberaterin Martina Plag sowie Business-Coach und Buchautorin Dr. Barbara Schneider organisiert.

Logistischer Kraftakt

Keyspeaker Sattelberger, 62, schilderte wortstark den „logistischen Kraftakt“, den die Selbstverpflichtung zur Frauenquote in seinem Haus ausgelöst hat. Es sei ein Irrtum zu glauben, dass sich mit einer Quote alles von allein verändert. Acht Monate habe es gebraucht, bis ein unterstützendes Reporting-System aufgestellt war und frauenfeindliche Polices durchleuchtet waren. Es hätte sich auch herausgestellt, dass die bestehenden Organisationsstrukturen angepasst werden müssen. „Wenn wir es ernst meinen, gehören ein neues Zeitmanagement, eine neue Präsenz-Kultur, aber auch Work-Life-Balance-Anspruch in der Führungsetage zu den Dingen, die wir anpacken müssen“, betonte der Telekom-Personal-Vorstand .

Schmidt sucht Schmidtchen

Sattelberger setzte sich auch kritisch mit alten Denkmustern auseinander. „Wer behauptet, dass Stellenbesetzungen immer nur nach Qualitätskriterien erfolgen, der schwindelt“. Vitamin B, Treueboni und alte Seilschaften seien an der Tagesordnung. Das Ähnlichkeitsprinzip „Schmidt sucht Schmidtchen“ stehe immer noch Pate bei der Auswahl. Nachdem die Entscheidung für die Quote bei der Telekom gefallen sei, hätten ihm Nachwuchskräfte vorgeworfen, die Quote würde ihre eigenen Karrierechancen erschweren. „Ja, das stimmt, habe ich geantwortet. Aber wieso glaubt ihr, darauf einen Alleinanspruch zu haben?“ Diese Reaktion sei ein typisches Beispiel traditioneller Rollenmuster. „Nur die Mächtigen können das, was sie mit Macht geschaffen haben, verändern“, so sein Fazit. Auf die Frage von carer-women.org, ob aus seiner Sicht mit einer gesetzlichen Frauenquote zu rechnen ist, antwortete Sattelberger: „Ich bin ziemlich sicher, dass die EU-Kommissarin Viviane Reding die gesetzliche Quote einführen wird“.

Emanzipation der Quotenfrau

In der anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von Jens Bergmann vom Wirtschaftsmagazin brand eins, sprachen sich auch Ulrike Riedel, Vorstand bei der Hamburger Hochbahn AG, und  Claudia Scheuvens, Partnerin von Odgers Berndtson, für die Frauenquote aus. Vom Negativ-Touch der „Quotenfrau“ müsse man sich emanzipieren. Schließlich würde auch kein Mann von sich sagen, dass er ein Vitamin-B-Mann sei. Und Georg Graf Waldersee, Partner von Ernst & Young, warnte: „Wir werden nicht mehr wettbewerbsfähig sein, wenn wir uns nicht ändern“.

 Den beiden Organisatorinnen gebührt große Anerkennung. Mit hochrangigen Referentinnen war es ihnen gelungen, den Teilnehmerinnen einen spannenden und informativen Tag zu bieten. Die Resonanz war entsprechend positiv, wie z. B. für Dr. Daniela Petersen, Leiterin Reporting und Controlling bei der Minimax Viking GmbH. Ihre Erwartungen an die Veranstaltung hatten sich voll erfüllt. Die Vielfalt an dargestellten Erfahrungen, Problemen und Tipps sei eine Bereicherung gewesen. Auch Corinna Pommerening, Beraterin bei der GenoConsult GmbH, war äußerst angetan, weil sie, wie sie sagte, den eigenen Horizont erweitern und vor allem auch networken konnte.