Frauen-Anteil in der Regierung: Da geht noch was

Mit fixen Quoten und Selbstverpflichtungen soll per Gesetz der Anteil von Frauen in Führungspositionen in Wirtschaft und Öffentlichem Sektor deutlich steigen. Nachholbedarf gibt es indes nicht nur in privaten und öffentlichen Unternehmen: Auch die Bundesregierung selbst muss sich – trotz anhaltend positiver Trends – weiter anstrengen: Das zeigt die aktuelle Studie der Unternehmens- und Personalberatung Kienbaum mit dem Titel „FRAUEN – MACHT – REGIERUNG“. Bereits zum zweiten Mal nach 2012 untersucht Kienbaum die Zusammensetzung der Führungsebene des Kanzleramtes und der Ministerien. Der Vergleich zwischen 2012 und 2014 lässt Rückschlüsse darauf zu, wie die auch mit der jüngsten Regierungsbildung verbundenen Gestaltungsmöglichkeiten in Bezug auf den Frauenanteil genutzt wurden.

Regierung in Spitze besser als Wirtschaft, Nachholbedarf in mittleren Führungsriegen

Im Bundeskanzleramt und den Bundesministerien liegt der Frauenanteil an den Führungskräften inzwischen bei 32 Prozent – gegenüber 29 Prozent im Jahre 2012. Der Anteil der Frauen in Führungspositionen ist aktuell höher als bei jeder anderen Bundesregierung zuvor. Betrachtet man nur die oberste Führungsebene (Kanzlerin/Minister, beamtete Staatssekretäre), liegt der Anteil bei 29 Prozent und damit höher als in vergleichbaren Positionen in der Wirtschaft. Indes stagniert der Frauenanteil in der obersten Führungsriege der Bundesregierung. In sieben Ministerien und dem Bundespresseamt gibt es auf dieser Führungsebene keine Frau. Auf den nächsten Führungsebenen – bei den Abteilungsleitern und Unterabteilungsleitern – hat es zwar deutliche Zuwächse gegeben, doch liegen die Frauenanteile hier niedriger als in entsprechenden Führungsetagen der Wirtschaft.

Verteidigungsministerium und Auswärtiges Amt in Aufholjagd, stagnierende Dynamik im Ressort-Durchschnitt

Zwischen den einzelnen Ressorts gibt es große Unterschiede: Die meisten Frauen in Führungspositionen hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ): Dort beträgt der Anteil 52,6 Prozent. An zweiter Stelle kommt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit 46,6 Prozent und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 42,5 Prozent. „Schlusslicht“ ist – wie schon 2012 – das Bundesverteidigungsministerium, das zugleich den stärksten – und am meisten Aufsehen erregenden – Aufwuchs an Frauen in Führung verbuchen kann. Ähnlich dynamisch auch das Auswärtige Amt, das als einziges Ressort den Anteil von Führungspositionen insgesamt abgesenkt hat, den Anteil von Frauen in Führung bezogen auf die weibliche Belegschaft aber erhöht hat. Das Landwirtschaftsministerium – schon bislang weitgehend eine Männerdomäne – hat ebenso wie das Bundesministerium für Umwelt und Bauen einen Rückgang des Frauenanteils in Führung zu verzeichnen. Insgesamt stagniert die Dynamik der Steigerung des Frauenanteils im Durchschnitt der  Ressorts.

Frauen-Führungs-Quotient zeigt: Frauen überall unterrepräsentiert

Ob Frauen entsprechend zu ihrem Anteil an den Beschäftigten auch in den Führungsfunktionen eines Ressorts vertreten sind, zeigt der von Kienbaum entwickelte Frauen-Führungs-Quotient. Wenn der Anteil der Frauen in Führungspositionen genau ihrem Anteil an der Beschäftigtenzahl entspricht, beträgt der Quotient 1. Dies wird von keinem Ministerium auch nur annähernd erreicht. Das heißt, in allen Ressorts sind weibliche Führungskräfte gemessen an ihrem Anteil an den Gesamtbeschäftigten unterrepräsentiert. Am besten schneidet das Haus von Entwicklungshilfeminister Gerd Müller ab: Sein Ministerium erreicht einen Quotienten von 0,85. Schlusslicht ist hier das von Wolfgang Schäuble geführte Bundesfinanzministerium.

Spitzen-Frauen fördern Führungs-Frauen

Es gibt nach wie vor einen Zusammenhang zwischen Frauen an der Ressortspitze und dem Anteil von Frauen an Führungspositionen. Wenn es innerhalb der vergangenen zehn Jahre die meiste Zeit eine weibliche Hausleitung gab, liegen diese Ressorts beim Anteil der Frauen an allen Führungspositionen eher vorne als vorwiegend oder ausschließlich männlich geführte Häuser. Für die erste und zweite Führungsebene (Abteilungsleiter aufwärts) – also dort, wo der Einfluss der Hausleitung auf die Stellenbesetzung am größten ist – gilt: Die Wahrscheinlichkeit für einen höheren Frauenanteil in den oberen Führungsebenen steigt, wenn das Ressort von einer Frau geführt wird.

Der vollständige Ergebnisbericht steht für Sie im Newsroom unter www.kienbaum.de zum Download bereit. Für weitere Informationen: Anne von Fallois, Fon: +49 30 88 01 98-80, hauptstadtrepraesentantin@kienbaum.de.