Die Macht der Monokultur

Erst wenigen Börsenunternehmen gelingt Vielfalt in der Führung. Der Zuwachs an Frauen in den Vorständen der 160 deutschen Börsenunternehmen war im vergangenen Jahr so gering, dass er in etwa dem gleichzeitigen Zuwachs an Männern entspricht, die Thomas heißen. An den Unternehmensspitzen dominiert eine männliche Monokultur, die sie nicht abzuschütteln vermögen: Thomas rekrutiert Thomas und der wiederum einen Thomas, der ihm sehr ähnlich ist; am 1. September 2018 sind 92 Prozent der Vorstandsmitglieder Männer. Von der Vielfalt in der deutschen Gesellschaft kommt in diesen Führungsetagen wenig an.

Zwar gab es im vergangenen Jahr eine Verbesserung des Frauenanteils in den Vorständen der mittelgroßen Unternehmen des MDAX von 3,8 auf 6,8 Prozent, doch in den großen DAX-Konzernen, bislang der stärkste Veränderungsmotor, stagniert der Anteil mit 13,4 Prozent auf Vorjahresniveau. Die Unternehmen fallen damit im internationalen Vergleich immer weiter zurück: In den USA und Schweden ist der Frauenanteil in den Vorständen schon jetzt doppelt so hoch und er wächst dort wesentlich schneller.

Der Ehrgeiz der Unternehmen, den Frauenanteil im Top-Management zu erhöhen, ist weiterhin erstaunlich gering: Unter den 160 Börsenunternehmen gibt es 110, die keine einzige Frau im Vorstand haben. 79 Firmen, die keine Frau im Vorstand haben, haben sich für die kommenden Jahre (in der Regel bis 2022) entweder gar kein Ziel gesetzt oder aber das Ziel, einen Frauenanteil von 0 Prozent zu erreichen. Das betrifft die Hälfte aller an der Frankfurter Börse notierten Unternehmen (2016 waren es mit 110 noch zwei Drittel). Nur 37 Unternehmen planen tatsächlich eine konkrete Erhöhung des aktuellen Frauenanteils.

„Die männliche Monokultur in den deutschen Vorständen ist Ausdruck einer längst veralteten Sicht auf Qualifikation, Kompetenz und Führungskultur, die die Zukunftsfähigkeit dieser Unternehmen infrage stellt“, kommentieren die Geschäftsführer der AllBright Stiftung Wiebke Ankersen & Christian Berg. „Monokulturen sind bei konstanten Bedingungen effizient – in einer veränderlichen Umwelt sind sie jedoch anfällig und wenig anpassungsfähig; in Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung ist das für Unternehmen ein großes Problem. Vielfältig aufgestellte Mannschaften sind unvorhersehbaren Herausforderungen viel besser gewachsen.“

In jedem Jahr werden rund 100 Vorstandsposten in den Börsenunternehmen neu besetzt. AllBrights Weiße, Graue und Schwarze Liste geben einen schnellen Überblick: Welchen Firmen gelingt es am besten, Frauen zu finden und zu halten, und welche sind damit besonders attraktiv für Männer und Frauen, die auf eine offene und inklusive Unternehmenskultur Wert legen?

Kontakt:

Geschäftsführerin Wiebke Ankersen, Mobil: 0173-27 77 389; wiebke.ankersen@allbright-stiftung.de

Geschäftsführer Christian Berg, Mobil: 0173-5653340; christian.berg@allbright-stiftung.de