„Ich will mich nicht verbiegen“

Die Kriegsreporterin Antonia Rados weiß, wie es ist, sich im Job immer wieder gegen männliche Konkurrenten behaupten zu müssen: „Das Berufsleben einer Frau ist der permanente Aufstand gegen Männer. Es ist wahnsinnig schwer, sich durchzusetzen, anerkannt zu werden. Diese Erkenntnis hat mich wirklich geprägt.“

Das gilt bei weitem nicht nur für Kriegsreporterinnen. Wenn Sie als Frau Karriere machen wollen, sollten Sie sich über eine Sache klar sein: Es wird Ihnen nichts geschenkt werden. Wenn es um attraktive, einflussreiche Jobs geht, gibt es eine Menge Konkurrenz. Oft wird mit harten Bandagen gekämpft. Und es geht beileibe nicht immer fair zu. Das Problem ist: Die Wahl der „Waffen“ bestimmen nicht Sie allein, sondern auch Ihr – oftmals männlicher – Konkurrent. Sie entscheiden dann, ob Sie sich auf diesen Kampf einlassen wollen oder nicht.

Diese Art zu Denken liegt uns Frauen nicht. Wir möchten gerne das „Good Girl“ sein, das es – moralisch einwandfrei und von allen gemocht – bis an die Spitze schafft. Doch damit legen wir die Messlatte an uns selbst zu hoch! Denn ganz ohne Ellenbogen und Egoismus kommt man im Berufsleben nicht weit. Wir Frauen schimpfen gerne über männliche Machtspiele, hinterhältige Attacken und überflüssige Hahnenkämpfe. Dabei mitspielen? Pustekuchen! Wir denken gar nicht daran. Lieber tragen wir unser Mantra vor uns her: „Ich bin wie ich bin. Ich will mir treu bleiben und mich nicht verbiegen.“

Wenn wir ehrlich sind, steckt hinter solchen Aussagen vor allem die Befürchtung, sich zu stark an das männliche Konkurrenzverhalten anzupassen und so die eigene Persönlichkeit zu verändern. Dabei haben wir doch gar nichts zu befürchten: Natürlich ist es ein schwieriger Spagat, in der ruppigen Geschäftswelt unsere eigenen Werte zu bewahren und uns trotzdem durchzusetzen. Doch verbiegen müssen wir uns darum noch lange nicht.

7 Denkanstöße für eine Karriere nach Ihren eigenen Regeln

– Sie müssen nicht jedes unschöne Spiel mitspielen, das Ihnen männliche Kollegen aufdrängen wollen. Es geht schließlich nicht darum, Männer und ihr Verhalten zu imitieren oder sie gar zu übertrumpfen. Wichtig ist vielmehr, dass wir die männlichen Schachzüge durchschauen. Stellen Sie es sich ähnlich vor wie eine Geschäftsbeziehung mit China: Dort würden Sie sich ja auch so gut wie möglich auf die fremden Gebräuche im Businessleben einstellen. Ebenso gilt für die männlichen Verhaltensweisen: Je besser Sie sie kennen, desto effektiver können Sie mit ihnen umgehen.

– Suchen Sie sich erfolgreiche „Studienobjekte“ in Ihrem Unternehmen. Schauen Sie, welche Mittel er oder sie einsetzt und vergleichen Sie das mit Ihren eigenen Verhaltensweisen. Was tun Sie, um voranzukommen? Und was verbieten Sie sich? Frauen denken zum Beispiel häufig, Sie müssten im Job immer vollkommen ehrlich sein und dürften niemandem weh tun. Doch die Realität sieht anders aus: Ehrlichkeit und Fairness werden nicht immer belohnt. Das werden Sie auch bei Ihren Beobachtungen feststellen.

– Nehmen Sie sich Zeit für eine gründliche Bestandsaufnahme und fragen Sie sich: Was will ich übernehmen von den Männern? Aber auch: Was will ich auf keinen Fall tun? Es ist wichtig, dass wir über bestimmte Grenzen, die wir für uns selber ziehen, nicht hinausgehen. Dazwischen gibt es ein ziemlich breites Verhaltensspektrum, das wir für uns nutzen sollten. Natürlich lassen wir eine Kollegin in Schwierigkeiten nicht hängen – aber wir sollten auch nur so viel helfen, wie wir selber gut bewältigen können. Und natürlich machen wir einen Kollegen nicht schlecht, aber wir können doch gezielt unsere Vorzüge in den Vordergrund stellen.

– Überdenken Sie Ihre eingefahrenen Verhaltensmuster: Sie haben eine Abneigung dagegen, Selbstmarketing zu betreiben oder die Leistung Ihres Teams vor Ihrem Chef in den höchsten Tönen zu loben? Dann überlegen Sie doch mal, warum Ihnen das so schwer fällt. Sicher, Sie wollen sich nicht verbiegen. Aber wollen Sie es sich wirklich schwerer machen als nötig? Wollen sie ewig auf der Stelle treten und Ihre Kollegen an sich vorbei ziehen sehen? Na also!

– Gespräche mit vertrauten Personen können helfen, sich über die eigenen Grenzen klar zu werden. Das kann ein Coach sein, aber auch mit guten Freundinnen können Sie über Ihre Erfahrungen sprechen. Es kann auch nicht schaden, wenn Sie männliche Freunde und gute Kollegen ins Vertrauen ziehen – so lernen Sie deren Perspektive besser kennen. Auf diese Weise bekommen Sie neue Impulse und können am Ende ganz bewusst entscheiden, was für Sie persönlich in Ordnung ist und was nicht.

– Trennen Sie ganz klar Berufliches und Privates – so wird es Ihnen leichter fallen, im Berufsleben auch mal egoistisch und durchsetzungsstark zu sein. Wenn Sie sich im Job ein dickes Fell zulegen, heißt das nicht, dass Sie das in Ihrem Privatleben auch tun. Denn im Beruf sind Sie mit ganz anderen Herausforderungen konfrontiert: Vielleicht werden Sie unfairen Angriffen ausgesetzt sein. Und Sie selbst werden andere auch nicht immer mit Samthandschuhen anfassen können. Nehmen Sie als Beispiel die Chefredakteurin der „New York Times“, Jill Abramson: Sie gilt im Job als eiskalte Kämpferin. Doch zu Hause ist sie nicht die strenge Karrierefrau: Dort singt sie ihren Hunden gerne Einschlaflieder vor.

– Halten Sie sich vor Augen, wie gut es sich anfühlt, einen wichtigen Schritt in der Karriere geschafft zu haben, Ihren Abschluss an der Universität, Ihren ersten Job oder Ihre erste Führungsposition. Holen Sie das Gefühl wieder hervor und sehen sich in der erfolgreichen Situation. Stellen Sie sich vor, welche Ziele Sie beruflich noch realisieren, welchen Einfluss Sie nehmen und welche Dinge Sie mitgestalten wollen. Dann haben sie auch das richtige Gefühl und die nötige Kraft, um erfolgreich durchzustarten. Und bedenken Sie: Je höher Sie kommen, desto weniger müssen Sie die Spielregeln der anderen akzeptieren.

Sigrid Meuselbach & Team haben sich auf die Förderung von Frauen in Führungspositionen spezialisiert. Sigrid Meuselbach ist seit 1992 Trainerin, Coach und Wirtschaftsmediatorin im eigenen Unternehmen und verfügt über eine breite Methodenkompetenz.

Zu ihren Kunden gehören (DAX-) Unternehmen (u. a. BASF, Bayer, Bombardier, Daimler, Flughafen Düsseldorf, IBM, Henkel, Lego, RWE, Sandoz, Sanofi, Siemens, WDR), für Universitäten (Aachen, Dortmund, Hannover, Heidelberg, Mainz, München u.v.m.), für Forschungszentren (Max-Planck, Fraunhofer, Helmholtz) und für Ministerien und ihre untergeordneten Behörden. Von verschiedenen Blöcken über die Themen  „Klartext reden“, „Karriere-Strategien“, „Gesunde Führung“, „Work-Life-Balance“über ein spezielles „Durchbox-Training – mit männlichem Sparringspartner“ und „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ bis hin zu intensiven Einzelcoachings und Mentoring-Programmen finden wir für jede ein passendes und individuelles Training. Der Workshop „Geschlechterspezifische Führung – Brücken bauen zwischen männlicher und weiblicher Kommunikation“ ist für männliche und weibliche Führungskräfte entwickelt, die die spezifischen Unterschiede zwischen weiblicher und männlicher Kommunikation verstehen lernen wollen.

Sie wollen mehr wissen?

Emailen oder rufen Sie (0177-8387313) Sigrid Meuselbach an, wenn Sie mehr wissen wollen zum Thema „Karriere-Wege von Frauen – Erfolgsfaktoren und Stolpersteine“.

www.meuselbach-seminare.de