Worauf es beim „arbeiten 4.0“ wirklich ankommt

Mobile Tools, Robotik und Big Data gehören zu den wichtigsten technologischen Trends am Arbeitsplatz. Das Internet der Dinge, selbststeuernde Autos oder der 3D-Druck – weitere technische Neuerungen liegen nicht so fern in der Zukunft wie vielfach angenommen. Mit der Technik halten neue Berufsbilder und Formen der Zusammenarbeit in den Unternehmen Einzug. Wie Personalverantwortliche diese Entwicklung positiv nutzen und was sie dabei von Start-ups lernen können, erläutert der „Digital Transformation Strategist“ Rudy De Waele (BE/UK) in einem Keynote-Vortrag am Dienstag, 15. September, auf der Messe Zukunft Personal in Köln.

„Mit dem Thema Robotik sind schon viele Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe verschwunden. Und immer mehr Aufgaben werden durch Software und künstliche Intelligenz ersetzt, wie Google und Facebook heute schon zeigen“, sagt der in Cambridge ansässige Belgier Rudy De Waele. Aufgaben wie das Schreiben von Blog-Posts oder Übersetzungstätigkeiten könnten Softwareprogramme immer besser erledigen.

Digitale Transformation: Ein großer Spaß oder Produktivitätsfaktor?

„Wir outsourcen unser Gehirn in die Technologie, so dass wir tatsächlich weniger produktiv sind. Aber die Prozesse an sich werden immer produktiver und Plattform-Technologien erleichtern viele Aufgaben“, ist De Waele überzeugt. Die Software allein sei allerdings noch nicht der Schlüssel zu mehr Produktivität, sie biete lediglich die Grundlage. Den größten Einfluss habe die Technik am Arbeitsplatz insofern, dass sie Prozesse transparenter mache und Bottom-up-Innovationen ermögliche. „Dies führt zu immer flacheren Hierarchien statt der bisher üblichen Befehlspyramiden“, so der Belgier. Mehr Transparenz sei für viele Unternehmen zukünftig entscheidend für den Erfolg. Denn die Produktivität stehe und falle noch immer mit der Motivation der Menschen. Technik biete dafür die Grundlage.

Von Start-ups lernen

De Waele verdeutlicht seinen Ansatz mit einem Blick auf die Start-up-Szene: „Manche Jungunternehmen bewegen mit kleinen Teams Berge und wirbeln ganze Branchen durcheinander, weil sie motiviert sind und ihre Arbeit mit einer großen Leidenschaft angehen – ganz im Gegensatz zu vielen Großunternehmen, wo die Leute viel leichter ausbrennen“, so der Technologiestratege. Große multinationale Unternehmen könnten nur mit der neuen Start-up-Kultur der schnellen Innovation Schritt halten, wenn sie sich auch ansatzweise so verhielten wie Start-ups.

„Scheitere schnell und lerne aus der Erfahrung“

Einige Unternehmen hätten deshalb damit begonnen, für bestimmte Projekte oder Produktentwicklung wie Start-ups zu arbeiten. „Die Zeiten der großen Massenstrukturen sind vorbei. Selbst große Organisationen müssen sich in kleine Einheiten aufteilen“, so De Waele. Start-ups planten nicht lange. „Scheitere schnell und lerne aus dieser Erfahrung“, sei deren Leitspruch. In Sachen Geschwindigkeit könnten sich Unternehmen von Start-up abschauen, kein Geld für große Projekte zu verschwenden. „Der Weg der kleinen Schritte und die Konzentration auf ein bestimmtes Produkt für eine bestimmte Zielgruppe ist erfolgversprechender.“

Start-ups zeichneten sich darüber hinaus durch eine transparente Arbeitsweise aus. „Sie kommunizieren mit ihren Fans über den Entstehungsprozess, schon bevor das Produkt fertig ist.“ Auch die Offenheit gegenüber Partnern und anderen Start-ups sei in Zeiten der digitalen Transformation ein Erfolgsfaktor. Dafür nutzen Jungunternehmen verschiedene Technologien und Plattformen wie Slack, um Daten unternehmensübergreifend auszutauschen und gemeinsam mit anderen Organisationen an Projekten zu arbeiten.

New Work: Flexibel, aber fokussiert

„Minimiere Bürokratie, um dich schneller zu bewegen. Mach die Dinge nicht zu kompliziert, sondern versuche sie einfach und funktional zu gestalten“, empfiehlt der Unternehmensberater. Das höre sich zwar etwas abgedroschen an, sei heute aber wichtiger als je zuvor in der neuen Wirtschaft. Dazu gehörten auch flexible Vereinbarungen zwischen dem Arbeitgeber und dem Arbeitnehmer in Sachen Arbeitszeit und -ort. „Unternehmen sollten Mitarbeitern mehr Freiheit lassen zu entscheiden, wann und wo sie arbeiten möchten.“ Dabei sei allerdings auch der Wechsel von Tätigkeiten wichtig für die Produktivität und die Motivation. „Wenn wir uns nochmal die Start-ups anschauen: Sie arbeiten in stark fokussierten Blöcken von ein paar Stunden und machen dann eine Pause oder konzentrieren sich auf etwas anderes. Das ist die Art, wie wir heute arbeiten sollten: flexibler, aber stark fokussiert.“

Wie Führungskräfte und Personalverantwortliche eine neue Arbeitskultur für das digitale Zeitalter schaffen können, vertieft Rudy De Waele in seinem Keynote-Vortrag auf der Messe Zukunft Personal.

Keynote-Vortrag von Rudy De Waele:
“shift 2020 – Reshaping Work in the Digital Age”
Dienstag, 15. September, 14.30 bis 15.15 Uhr, im Anschluss Public Interview
Keynote-Forum, Halle 2.1, koelnmesse
Weitere Informationen: www.zukunft-personal.de