Poor Economics: Plädoyer für ein neues Verständnis von Armut

Ein Marokkaner, der unterernährt ist, kauft lieber einen Fernseher als mehr Essen. Absurd? Nein. Die Autoren Esther Duflo und Abhijit V. Banerjee erregen weltweit Aufsehen mit einer neuen Methode zur Erforschung von Armut: Randomized Trials. Mit diesen Experimenten wurden bisher speziell Medikamente getestet. Die beiden Autoren nutzten diese Methode erstmals für die Armutsforschung mit beachtlichen Ergebnissen.

Presse-Statements

Handelsblatt: Immer wieder beobachten Duflo und ihre Kollegen, dass Projekte, die plausibel klingen, gar nicht oder anders funktionieren als erwartet. Bei einem Experiment in China etwa wurde an unterernährte Familien Reis billiger abgegeben. Die Begünstigten kauften aber daraufhin nicht mehr, sondern weniger Reis – und nutzten die gestiegene Kaufkraft für den Erwerb von teureren Lebensmitteln wie Shrimps und Fleisch. 

DIE ZEIT: Alle Konzepte für den Kampf gegen Hunger und Armut können nicht greifen, wenn sie auf falschen Annahmen basieren. Esther Duflo und Abhijit V. Banerjee reisen in arme Länder und untersuchen mithilfe von Zufallsexperimenten und Kontrollgruppen, eigentlich einer naturwissenschaftlichen Methode, was gegen Hunger, Armut und Misswirtschaft wirklich hilft und was nicht. Ihre Studien decken reihenweise Widersprüche auf, und die beiden »Lichtgestalten der Wirtschaftswissenschaft« (Wall Street Journal) sorgen international für Kontroversen. Wer von weniger als 1 Euro pro Tag das Beste aus sich machen und für die Familie vorsorgen muss, hat womöglich ganz andere Anreize oder Zwänge, als wir uns vorstellen können. »So ehrlich beobachtet, nachgefragt, experimentell belegt und ohne Rücksicht auf politische Korrektheit aufgeschrieben, wurde das alles noch nie. Das macht ‘Poor Economics’ zu einem sehr wichtigen Buch.« 

Esther Duflo, Entwicklungsökonomin am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge, ist heute eine viel gefragte Referentin. Während ihres Studiums entdeckte sie ihre Begeisterung für Wirtschafts-Mathematik. Die Verantwortung gegen Hungersnot in der Welt hatte ihre Mutter, eine Pariser Kinderärztin, die sich in Hilfsprojekten in El Salvador und Ruanda engagierte, geprägt .

2003 gründeten Duflo und Banerjee am MIT das „Poverty Action Lab„, ein Netzwerk von Wissenschaftlern, die mit Zufallsexperimenten arbeiten. Heute gehören ihm mehr als 70 Ökonomen in 51 Ländern an. Insgesamt haben sie rund 350 Studien erstellt. Neben dem Hauptsitz am MIT gibt es Büros in Frankreich, Chile, Indien und Indonesien.