Frauenanteil bei Shareholdern 18 Prozent

Von den 250 Anteilseignermandaten bei den DAX30 Gesellschaften 2013 werden insgesamt 39 Mandate von Frauen gehalten. Damit ist der Anteil um 3,5 Prozentpunkte auf 18 Prozent gestiegen. Ein Blick auf die Arbeitnehmerseite macht deutlich, dass hier mehr für eine angemessene Beteiligung von Frauen getan wurde: Im DAX30 sitzen auf der Arbeitnehmerbänken der Kontrollgremien immerhin 62 Frauen.

Aus der Pressemeldung des DSW:

Jella Benner-Heinacher, Hauptgeschäftsführerin (stv.) der DSW (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz)

Meine Damen und Herren,

nachdem Frau Hölz sich schwerpunktmäßig mit dem Einfluss und der Vergütung der Aufsichtsratsmitglieder befasst hat, möchte ich nun etwas intensiver auf das Thema „Diversity“ eingehen. Bereits 2009 hat ja die Forderung nach mehr Vielfalt in den Kontrollgremien deutscher Aktiengesellschaften ihren Weg als Empfehlung in den Deutschen Corporate Governance Kodex geschafft. Auch seitens der EU ist der Druck auf die Unternehmen Stück für Stück erhöht worden. Und dabei geht es bei weitem nicht nur um die Frage nach der Anzahl der in den Gremien vertretenen Frauen. Es geht vielmehr darum, die Aufsichtsräte so aufzustellen, dass sie den gestiegenen Anforderungen gerecht werden können. Dafür reichen die gerade in Deutschland so gerne für die Suche nach geeigneten Kandidaten genutzten Old-Boys-Networks in aller Regel nicht aus. 

Zwei Kriterien der Diversity haben wir im Rahmen der Aufsichtsratsstudie genauer unter die Lupe genommen: Zum einen das Alter der Kontrolleure, zum anderen den Frauenanteil. 

Beim Blick auf das Alter mussten wir uns auf die Anteilseignermandate konzentrieren, da 12 der 30 DAX Unternehmen das Geburtsjahr ihrer Arbeitnehmervertreter bislang schlicht nicht veröffentlichen.

Das durchschnittliche Alter eines DAX30-Aufsichtsrates beträgt 61 Jahre. Die jüngste Anteilseignerseite stellt mit durchschnittlich 52 Jahren die Henkel KGaA. Auch das durchschnittliche Alter der Arbeitnehmerseite beträgt bei Henkel 52 Jahre. Das im Schnitt älteste Aufsichtsgremium weist mit 69 Jahren Fresenius Medical Care auf, das im Übrigen ausschließlich aus Anteilseignervertretern besteht. 

Das durchschnittliche Alter aller weiblichen Mandatsträger liegt auf Anteilseignerseite mit 55 Jahren signifikant unter dem Durchschnittsalter ihrer männlichen Kollegen (62 Jahre). 

Die Analyse der Altersstruktur der Aufsichtsgremien bei den 18 Unternehmen, für die auch das Alter der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat nachvollzogen werden konnte, ergibt, dass die Arbeitnehmerseite regelmäßig mit jüngeren Vertretern besetzt ist. Das durchschnittliche Alter der Arbeitnehmervertreter liegt bei 54 Jahren. Die durchschnittlich jüngsten Arbeitnehmervertreter sitzen im Aufsichtsrat von Linde (51 Jahre), die ältesten bei der Allianz und Lanxess (57 Jahre).

Die jüngsten Kontrolleure auf Anteilseignerseite sind Lars Hinrichs (Deutsche Telekom) und Ahmad Al-Sayed (Volkswagen), beide Jahrgang 1976. Der älteste Aufsichtsrat auf Anteilseignerseite findet sich bei Fresenius Medical Care. Walter L. Weisman, Vorsitzender des Prüfungsausschusses, ist Jahrgang 1935. 

Insgesamt zeigt die Analyse eine erfreulich breite Spanne. Daran wird deutlich, dass Diversity in den Aufsichtsräten Einzug gehalten hat. Die Zeiten, in denen im Zuge einer Art „Deutschland AG reloaded“ die früher beherrschenden Bank- und Versicherungsvertreter einfach hin und her geschoben wurden, scheint sich dem Ende zuzuneigen. Ein Trend, der sich 2014, in dem ja erneut überdurchschnittlich viele Aufsichtsratswahlen stattfinden werden, hoffentlich weiter verfestigen wird. 

Ob die anstehenden Aufsichtsratswahlen dazu führen, dass mehr Frauen es schaffen, in den Kontrollgremien Top-Positionen einzunehmen, bleibt abzuwarten. Bisher hat sich in Deutschland trotz des Drucks von Seiten der EU oder entsprechender Empfehlungen im Deutschen Corporate Governance Kodex nicht allzu viel verändert. Zwar war in diesem Jahr eine Verbesserung zu verzeichnen – allerdings eine eher winzige.

So werden von den 250 Anteilseignermandaten bei den DAX30 Gesellschaften 2013 insgesamt 39 Mandate von Frauen gehalten. Damit ist der Anteil um 3,5 Prozentpunkte auf 18 Prozent gestiegen. Ein Blick auf die Arbeitnehmerseite macht deutlich, dass hier mehr für eine angemessene Beteiligung von Frauen getan wurde: Im DAX30 sitzen auf der Arbeitnehmerbänken der Kontrollgremien immerhin 62 Frauen. Bei einer Gesamtzahl von 238 Mandaten entspricht das 26,1 Prozent. 2012 lag die Quote bei 24,6 Prozent. 

Im Durchschnitt sind die DAX-Gesellschaften damit von dem 40-Prozent-Frauenanteil in den Kontrollgremien, wie er auf EU-Ebene diskutiert wird, trotz stetigen Anstiegs immer noch weit entfernt. Bezogen auf alle 488 Aufsichtsratsmandate lag der Frauenanteil 2013 bei 21,9 Prozent, wovon 12,7 Prozent durch die Arbeitnehmerseite und 9,2 Prozent durch die Anteilseignerseite gestellt wurden.

Doch es ist nicht nur die Mitgliedschaft in den Aufsichtsgremien selbst, die von Bedeutung ist. Entscheidender ist, wer den Gremien vorsitzt respektive in den wichtigen Ausschüssen vertreten ist und damit an den Schaltstellen der Macht sitzt. Bei der Besetzung solcher Schlüsselpositionen in den Aufsichtsräten spielen Frauen nach wie vor eine untergeordnete Rolle. So wurden 87,5 Prozent der Ausschusspositionen von Männern besetzt, lediglich 12,5 Prozent von Frauen.

Der Vorsitz im Aufsichtsrat ist im DAX 30 ebenfalls nahezu komplett männerdominiert. Lediglich das Kontrollgremium der Henkel KGaA wählte Familienvertreterin Simone Bagel-Trah zur Vorsitzenden.

Henkel gehört neben Deutscher Telekom, Allianz und Beiersdorf auch zu den Gesellschaften mit dem höchsten Frauenanteil in ihren Aufsichtsgremien.

Rang

Unternehmen

Frauenanteil 2013

1

Henkel

43,8%

2

Deutsche Telekom

35%

3

Allianz, Beiersdorf

je 33%

4

Commerzbank, Deutsche Bank

je 30%

Der Anteil der weiblichen Mandatsträger bei der Deutschen Bank wird ab dem 1. November 2013 auf 35 Prozent steigen, da zu diesem Zeitpunkt Dina Dublon das Mandat von Tilman Todenhöfer übernehmen wird. 

Keine Frauen sind in den Aufsichtsräten von Fresenius und Fresenius Medical Care vertreten. Beide Unternehmen lehnen in ihrer Corporate Governance Erklärung im Übrigen auch die Einführung fester Quoten ab.

Daten und Zahlen zum MDAX, in dem der Frauenanteil noch niedriger ausfällt, finden Sie in den Ihnen vorliegenden Unterlagen. 

Insgesamt können wir festhalten, dass die Studie ein grundsätzlich positives Bild zeichnet. Die letzten Ausläufer der Deutschland AG sind auf dem Rückzug. Hand in Hand mit dieser Entwicklung geht auch die Ämterhäufung zurück. Die Folge sind breiter aufgestellte Aufsichtsratsgremien. Klar ist aber auch, dass die Entwicklung nicht so schnell von statten geht, wie es wünschenswert wäre. Doch der Weg scheint vorgezeichnet. Und ein Zurück wird es für die deutschen AGs nicht geben. 

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.